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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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es auf den Tisch. Apfelgriebs schwirrte herbei, um es in Augenschein zu nehmen. Nach kurzem Zögern gesellte sich Theo dazu.
    »Dieses Kästchen wurde gestern abgegeben«, sagte Rainfarn. »Der Hämmerling, der es überbrachte, war einer der Arbeiter aus dem Bergwerk am anderen Ende unseres Territoriums. Er kannte den Elf nicht, der es ihm gab und ihm auftrug, es mir zu bringen, ja, er meinte sogar, niemand habe diesen Fremden jemals innerhalb der Kommunegrenzen gesehen.«
    Das silberne Kästchen war reich mit Darstellungen von Vögeln und Zweigen ziseliert. In der Mitte des Deckels prangte das Emblem einer runden Blume mit überlappenden Blütenblättern.
    »Das ist das Stockrosenwappen, stimmt’s?« fragte Apfelgriebs.
    Rainfarn nickte. »Stimmt. Aber ich glaube nicht, daß es von der Familie des jungen Mannes geschickt wurde, der Junker Vilmos abholen kommen sollte. Schau.« Rainfarn klappte den Deckel des Kästchens auf, und eine Woge würziger Gerüche mit einem leicht beißenden Unterton stieg auf. Darin lag auf weißen Blütenblättern ein kinderfaustgroßer Gegenstand, eingeschlagen in rotem Papier.
    »Es ist ein Herz«, sagte Rainfarn. »Getrocknet und mit Weinraute ausgestopft.« Er stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus, aber sein Gesicht war abgewandt, und Theo konnte den Ausdruck nicht sehen. »Ich nehme stark an, das bedeutet, daß wir deinen Begleiter nicht zu Gesicht bekommen werden. Wenigstens nicht mehr von ihm als das hier.«
     
    L ieber Gott, wie er das gesagt hat! Als ob es ihm völlig gleichgültig wäre!« Theo saß auf der Bettkante. Seine Beine zitterten immer noch. »Als hätte es nichts zu besagen.«
    Apfelgriebs hockte auf dem oberen Rand des Bildschirms, der wie ein Teil einer Klimaanlage aussah und sanft vibrierte. »Sie sind nicht wie wir normalen Leute, diese Blumen«, sagte sie. Sie besann sich und blickte auf. »Was sage ich da? Du bist ja auch nicht wie wir normalen Leute.«
    Die beiläufige Art, auf die Rainfarn ihn entlassen hatte, fand Theo fast genauso schwer zu verkraften wie die Entdeckung, daß einer der wenigen in dieser irrsinnigen Welt, die ein gewisses Interesse an seiner Sicherheit hatten, umgekommen war, bevor Theo ihn hatte kennenlernen können. »Das ist alles schlichtweg zum Kotzen. Was soll ich jetzt machen?«
    »Keine Ahnung. Er wird heute abend wieder mit dir reden, hat er gesagt. Dränge ihn nicht, Theo, kann ich dir nur raten. Sie sind eine verrückte Bagage, diese Blumentypen. Sie lassen sich von nichts und niemand hetzen.«
    »Aber was ist mit mir? Ich wollte nicht hierherkommen. Was soll ich jetzt machen?« Er stand auf und begann herumzugehen. »Wie wär’s, wenn du mich zurückschicken würdest? Kannst du das?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht.«
    »Kannst du nicht oder willst du nicht?« Seine Stimme wurde lauter, auch wenn ein Teil von ihm sich schämte, daß er eine Frau von der Größe eines Salzstreuers anschrie. »Interessiert es denn gar niemand hier, daß ich gerade ungefragt … aus meinem normalen Leben herausgerissen wurde? Einfach gekidnappt, Himmel, Arsch und Zwirn!«
    Püppchen steckte ihren massigen, kahlen Schädel zur Tür herein. »Mir tun die Ohren weh von deinem Geschrei, Rotbäckchen. Setz dich hin und benimm dich!«
    Er setzte sich zähneknirschend hin. All seiner Wut zum Trotz war er doch nicht dumm genug, um sich mit gut tausend Kilo Knochen und Knorpel anzulegen, die laut Apfelgriebs schneller bergan laufen konnten als die meisten Menschen bergab.
    Die kleine Elfe kam angeflogen und landete neben ihm auf der Tagesdecke. »Tut mir leid, wie sich die Dinge entwickelt haben, aber du solltest nicht die Tatsachen durcheinanderbringen. Ich habe dich nicht gekidnappt, ich habe ohne große Erklärungen eine Tür geöffnet, weil dieses verfaulende Ekel dir das Mark aus den Knochen saugen wollte, wahrscheinlich ohne vorher das Fleisch abzunagen. Und ich habe dir das Ding auch nicht auf den Hals gehetzt, es kam von selber. Und als du durch die Tür bist, Kollege, habe ich dich nicht gezogen.«
    Er starrte sie einen Moment lang an, dann ließ er den Kopf in die Hände sinken. »Du hast recht. Tut mir leid. Ich bin bloß …« Er setzte sich aufrecht hin. »Hör mal … red einfach mit mir. Vielleicht kommen wir gemeinsam auf eine Lösung. Warum kannst du mich nicht nach Hause zurückschicken? Wenn ich hierbleibe, wird mich dieser … dieser Zombie dann nicht finden?«
    »Deine Chancen sind hier besser, ganz ehrlich. Rainfarn

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