Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
persönlich besser gefallen hätten, aber sie hielt es für ihre Pflicht, Lorenz in diesem Punkt einen Schritt entgegenzukommen und sein Angebot, selbst zu entscheiden, zu ignorieren.
    Eugen war anfangs sehr befangen und zugeknöpft, doch während eines gemeinsamen Mittagessens taute er auf. Der Winter näherte sich dem Ende, schon kündigte sich der Frühling mit einer sonnigen Wärme an, die nahezu künstlich anmutete. Die Aussicht, Katharinas Porträt im Freien malen zu können, lag unausgesprochen vor ihnen und verhieß ihnen allen einen reibungslosen Ablauf.
    In der verträumten Atmosphäre des etwas verwilderten Parks hinter dem Haus fand sich ein Plätzchen, in das Katharina hineinpasste, als wäre der Ort für sie angelegt worden. Die Stelle war von den meisten Fenstern auf der Rückseite des Schlosses einzusehen, und dennoch haftete ihr etwas Verschwiegenes an. Eugen begann noch am Tag seiner Ankunft mit einigen Skizzen, und es dauerte nicht lange, da experimentierte er auch mit Farben. Die Effekte, die das frische Licht des Frühlings auf Katharinas rotes Haar zauberte, verlangten nach einer Vielfalt wärmerer und kühlerer Töne, an die er sich mühsam herantastete. Das Grün des Hintergrunds veränderte sich Stunde für Stunde, Tag für Tag, und es war entscheidend, die Farbpalette eines einzigen Moments festzuhalten, damit es natürlich und aussagekräftig wirkte.
    Auch diesmal sprachen Maler und Modell wenig miteinander. Beide genossen ein Zusammensein, an das sie nicht mehr geglaubt hatten.
    „Ich möchte“, sagte Katharina einmal, „Ihnen eine Frage beantworten.“
    Eugen, der an der Stelle arbeitete, wo der Himmel, die Pflanzen und ihr Haar zusammenstießen, setzte den Pinsel ab. „Ich habe Ihnen keine gestellt.“
    „Ich weiß, aber Sie haben mir verraten, dass Sie viele Fragen über mich und meine Ehe haben, die Sie nicht zu stellen wagen.“
    Eugen sagte nichts, und Katharina fuhr fort: „Es interessiert Sie bestimmt, was es ist, das ich an meinem Mann liebe. Für den Außenstehenden scheint es wenig Liebeswertes an ihm zu geben.“
    „Es steht mir nicht zu, über so private Dinge nachzudenken, geschweige denn Ihnen Erläuterungen darüber abzuringen“, meinte Eugen, während er die nächsten Striche setzte.
    „Und es steht mir vielleicht nicht zu, solche Erläuterungen zu geben.“ Sie warf einen Blick auf die verzierte Rückwand des Schlosses. Es war, wie immer, nicht zu entscheiden, ob Lorenz hinter einem der Fenster stand und sie beobachtete. Und das war gut so. Es war ihre Garantie, nicht in einem schwachen Moment auf falsche Gedanken zu kommen. Nicht nur Lorenz, auch Wolfgang und Roland mochten jede ihrer Bewegungen verfolgen, und es hätte sie gewundert, wenn nicht auch die Dienstboten Interesse entwickelten. Aber ihre Lippen würden sie nicht lesen können. „Sie haben selbst erlebt, wie unsere Gäste sich verhalten haben, Eugen. Ein Haufen munterer, geselliger Leute, auf den ersten Blick jeder einzelne glücklicher, amüsanter und herzlicher als Baron Lorenz von Adlerbrunn, der Mann, der nur an sich denkt, keinen zärtlichen Blick für seine Frau übrig hat, sich an den grausamsten Seiten der Jagd ergötzt, selten lacht und die Feier verlässt, wann es ihm passt. Ein grüblerischer Einzelgänger, unberechenbar und jähzornig, freudlos und unnahbar.“ Sie schmunzelte. „All diese Eigenschaftswörter kommen mir so leicht über die Lippen, weil ich sie in meinen Gedanken schon tausend Mal benutzt habe, und noch viele schlimmere dazu. Aber ich würde ihn gegen keinen anderen Mann eintauschen, denn er hat Eigenschaften, die ich bei keinem von den anderen finden könnte.“
    „Er ist treu und aufrichtig“, sagte Eugen. „Wenn er etwas nicht aussprechen möchte, so schweigt er, während die anderen eine Lüge um die andere ausspucken, ohne darüber nachzudenken. Er liebt es, Menschen zu beherrschen, aber er hasst es, sie zu hintergehen. Er würde seine Gefährtin mit seiner Bitterkeit erdrücken, aber sie niemals mit einer anderen Frau betrügen. Er ist ein Leitwolf, mit all den guten und schlechten Eigenschaften eines solchen. Lachen Sie nicht, aber wenn ich eine Frau wäre – ich könnte mir vorstellen, ihn zu lieben.“
    Katharina lachte. Sie schüttete sich geradezu aus vor Lachen, und Tränen rannen über ihr Gesicht. „Eugen – Sie machen mir Angst! Warum haben Sie die gleichen Gedanken wie ich? Warum können Sie sich in die Seele einer Frau hineinversetzen?“
    „Weil

Weitere Kostenlose Bücher