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Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Generationen.“
    Katharina schoss ein bizarrer Gedanke durch den Kopf. War es möglich, dass er sie deshalb in vier Jahren Ehe noch nicht angerührt hatte, weil er fürchtete, dass die Geburt eines Kindes auch sie umbringen würde, wie sie Sophia umgebracht hatte? Sie war davon ausgegangen, dass er nicht mit ihr die Nacht verbringen konnte, weil Sophia noch sein ganzes Herz ausfüllte. Hatte sie sich geirrt? Würde womöglich ein Porträt von ihr ihm die Kraft geben, die Ehe mit ihr zu vollziehen? Aus dem einzigen, verrückten Grund heraus, dass dann etwas Beständiges von ihr zurückbleiben würde, selbst wenn der Tod sie ihm entreißen sollte?
    Es war sehr spät – sie war müde, körperlich und geistig erschöpft. Es war ein langer Weg gewesen. Je weiter sich ihre Körper von Falkengrund entfernten, desto näher kamen sich ihre Seelen. Kein Wunder, dass merkwürdige Ideen in ihrem Kopf spukten.
    „Du wirst einen guten Maler finden“, sagte sie. „Viele warten sehnsüchtig auf einen Auftrag.“
    „Ich würde das Porträt von keinem anderen malen lassen als von Eugen von Degenhard. Er ist gut, und er ist … unser Freund.“
    Katharina erwiderte nichts darauf. Sie war damit beschäftigt, nachzudenken, ob sie schon jemals in ihrem Leben so glücklich gewesen war.
    Lorenz zog aus der Innentasche seiner Jacke einen Fetzen Leinwand hervor und zeigte ihn ihr. Es war ein Teil von Katharinas Gesicht, Mund, Nase und ein Auge. Er musste das Stück damals an sich genommen und seither bei sich getragen haben. Nachdem Katharina in seinen Armen ohnmächtig geworden war, war er noch einmal in das Zimmer gegangen, wo Eugen sie gemalt hatte, und hatte sich aus den Überbleibseln seines Wutausbruchs das Stück ausgesucht, das am meisten von seiner Frau enthielt.
    Vielleicht hatte ihre Ohnmacht ihm Angst gemacht.
    Vielleicht hatte er den Hauch des Todes gespürt, als sie vor ihm zusammenbrach.

6
    Es dauerte länger als erwartet, bis Eugen auf dem Schloss eintraf.
    Den ersten Brief, den Lorenz ihm schrieb, hatte der Maler einfach ignoriert. Auf den zweiten antwortete er mit einem Schreiben, in dem er höflich darum bat, ihm keine weiteren Briefe zu senden, da er beschäftigt sei und ohnehin in Kürze die Gegend verlassen werde.
    Katharina wusste nicht, ob das letztere eine Lüge war, oder ob Eugen tatsächlich vorhatte wegzuziehen. In großer Eile verfasste sie selbst ein Schreiben, das sie Lorenz vor dem Abschicken zur Ansicht vorlegte. Dieser gab sein Einverständnis, ohne überhaupt einen Blick darauf geworfen zu haben. Katharina hätte ihn dafür am liebsten umarmt und geküsst. Sie war über alle Maßen stolz auf das Vertrauen, das er in sie hatte. Es gab ihr die Sicherheit, dass sich Lorenz’ schreckliches Missverständnis nicht wiederholen würde.
    „Wenn Eugen kommt“, sagte Lorenz eines Tages, „möchte ich, dass du ein besonderes Kleid für das Porträt trägst. Ich würde das dunkelgrüne mit dem feinen gelben Muster vorschlagen. Es war immer mein Lieblingskleid.“
    Auf Katharinas Stirn entstanden tiefe Falten. „Ein Kleid, wie du es beschreibst, besitze ich nicht.“
    „Doch. Es ist hier.“ Aus einer Schublade seines Schreibtisches nahm er einen Schlüssel unter einigen Dokumenten hervor und drückte ihn ihr in die Hand. „Damit lassen sich alle Schränke öffnen, die du bisher nicht öffnen konntest. Probiere das dunkelgrüne, das ich meine, in Ruhe an. Und falls du eines findest, das dir noch besser gefällt, dann scheue dich nicht, deinem Herzen zu folgen.“
    Sie schluckte. „In den Schränken sind Sophias Kleider.“
    „Es sind Sophias Kleider, solange die Türen verschlossen sind. Wenn du sie öffnest, sind es deine.“
    Zwei Tage später traf die Antwort von Eugen ein. Er würde kommen. Davon, dass er beschäftigt war oder weggehen wollte, war nicht mehr die Rede. Am Tag, als er eintraf, empfing ihn Lorenz schon am Tor. Katharina beobachtete die Szene vom Fenster aus. Natürlich wusste sie nicht, was sie miteinander redeten, aber es schien ihr beinahe, als entschuldige sich ihr Gatte in aller Form bei dem jungen Maler. Natürlich konnte er ihm auch einfach nur verdeutlicht haben, was geschehen würde, falls er seiner Frau zu nahe kam – aber das wollte sie nicht glauben. Nicht nach den Veränderungen, die die letzten Wochen gebracht hatten.
    Katharina ging den beiden Männern in dem dunkelgrünen Kleid entgegen, das Lorenz so liebte. Es gab ein oder zwei in Sophias reichhaltiger Sammlung, die ihr

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