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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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heraus.
    »Cornelius legte fest, dass gewisse philosophische Denkweisen nicht vereinbar seien mit dem Glauben …«
    »Er verfolgte die Manichäer und die Donatisten …«
    »Und die Novatianer«, ergänzte Fidelma. »Eben die Sekte, der du dich verschrieben hast. Das stimmt doch, nicht wahr?«
    Man sah dem Richter und etlichen anderen deutlich an, dass sie der Anwältin nicht zu folgen vermochten.
    »Novatianus war ein Mönch und eifernder Lehrer des Neuen Glaubens in Rom«, erläuterte sie. »Er gilt als der erste Verkünder des Glaubens, der seine Werke auf Latein schrieb anstatt auf Griechisch. Er wandte sich gegen die Wahl von Cornelius zum Papst, weil der von zu weichem Charakter und zu sehr bereit war, Christen zu vergeben, die zeitweilig vom Glauben abgefallen waren. Seiner Ansicht nach dürfte jemand, der nicht fest im Glauben war, selbst wenn er unter Folter und Verfolgung schwach geworden war, nicht wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen werden, ja nicht einmal dann, wenn er kniefällig Buße tat. Er predigte ferner, wenn eine Witwe oder ein Witwer ein zweites Mal heirateten, gelte ihre Ehe nicht vor dem Gesetz, und sie sollten öffentlich der Hurerei angeklagt und bestraft werden. Er beging jedoch den Fehler, sich selbst als Haupt der Kirche in Rom einzusetzen und sich als der wahre Papst auszugeben. Auf einem Konzil in Rom wurdeer gar bald exkommuniziert, und seine Lehren wurden als ketzerisch gebrandmarkt.«
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört«, räumte Abt Ségdae ein. »Wann war das?«
    »Vor etwa drei Jahrhunderten, berichten die Geschichtsschreiber.«
    »Wenn Novatianus und seine Anhänger vor dreihundert Jahren zu Ketzern erklärt wurden, was veranlasst dich, heute zu erklären, Bruder Lugna sei ein Mitglied dieser Sekte?«, fragte der Richter.
    »Oh, die Novatianer gibt es immer noch. Novatianus kam bei dem Blutbad ums Leben, das unter den Christen Roms auf Geheiß des Kaisers Valerianus angerichtet wurde. Aber seine Sekte gewann nach seinem Tode rasch an Boden. Sie hatte viele Anhänger in den verschiedensten Ländern. Sie selber nannten sich
katharoi
, das griechische Wort steht für ›die Reinen‹; sie wollten mit der Bezeichnung zum Ausdruck bringen, dass sie den Glauben rein hielten und nicht so lax und nachsichtig waren wie die römischen Päpste. Manche Novatianer verlangen sogar, dass jeder vor dem Eintritt in ihre Gemeinschaft wieder getauft werden müsse, selbst wenn er in einer gläubigen Familie geboren und im Glauben erzogen wurde. Erst dann könne er auf Erlösung hoffen. Natürlich werden die Novatianer immer noch als Ketzer angesehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie seit Papst Cornelius erneut scharf verurteilt worden sind.«
    Abt Iarnla wandte empört den Blick auf seinen Verwalter. »Stimmt es, dass du den Lehren dieses Novatianus folgst?«
    »Warum sollte ich es leugnen?«, erwiderte Bruder Lugna hochfahrend. »Ich halte den Glauben rein und unbefleckt. Wer sich nur halbherzig zum Glauben bekennt, ist nicht zu dulden.«
    »Warst du deshalb so aufgebracht, als Bruder Donnchad aus dem Heiligen Land zurückkehrte und du herausfandest, dass er keineswegs im Glauben gefestigt, sondern voller Zweifel war, die er durch fortgesetzte Studien zu begründen suchte?«, befragte ihn der Abt.
    »Der Teufel hatte Donnchad bei seinen Wanderungen in der Wildnis versucht«, erklärte Bruder Lugna im Brustton der Überzeugung. »Er war nicht stark genug, den Teufel davonzujagen, und verfiel in die größte aller Sünden. Er verleugnete den Glauben. In der Christenheit ist kein Platz für diejenigen, die sich vom Glauben abwenden, selbst wenn sie am Ende auf allen vieren zu Kreuze kriechen und um Vergebung flehen. Man muss sie abweisen und schwerer Bestrafung unterwerfen.«
    »So wie Novatianus es gepredigt hat?«, fragte Fidelma.
    »Ja, genau so, wie er es gelehrt hat«, bekräftigte der Verwalter. »Solche Sünder fallen der Verdammnis anheim in diesem Leben und erst recht im nächsten. Diejenigen aber, die ihnen Vergebung und Beistand gewähren, sind die wahren Ketzer. Ihnen wird nicht die Vergebung des Herrn zuteil werden, wenn die Zeit gekommen ist. Am schrecklichen Tag des Jüngsten Gerichts werden sie Rechenschaft ablegen müssen.«
    »Ein solcher Tag des Gerichts ist heute gekommen«, stellte Fidelma ungerührt fest. »Wir sind hier versammelt, um zu urteilen, wer die Verantwortung trägt für Bruder Donnchads Tod.«
    »Ich werde meinen Glauben nicht

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