Der Blutkönig: Roman (German Edition)
lachen. »Ihr habt sie gefunden«, meinte die junge Frau. Sie war beinahe so alt wie Soterius, mit einer Figur, die ihr ohne Zweifel eine Menge Trinkgeld von den Stammgästen der Taverne einbrachte. Ihre Bluse war weit ausgeschnitten und ließ einen verführerischen Blick auf ihren üppigen Busen sehen und ihr weiter Rock fiel gerade bis zu den Waden, die in flachen Lederstiefeln steckten. Ihr dunkelblondes, schulterlanges Haar umrahmte ihr angenehmes Gesicht und Soterius musste zugeben, dass sie wahrscheinlich sehr hübsch war, wenn sie sich erst vom Schweiß und den Küchenflecken gesäubert hatte. Er sah in ihre blauen Augen und machte eine Pause. Irgendwie kam ihm Alles Gesicht bekannt vor, aber er konnte die Erinnerung nicht festhalten, sie rutschte an den Rand seines Gedächtnisses und verschwand.
»Du bist Alle?«, fragte Soterius, als Sahila und Alle weiterlachten.
»Alyssandra«, erwiderte sie und warf ihr Haar zurück. »Alle ist die Abkürzung.«
Alle tätschelte Sahila die Wange und Sahila stupste Soterius mit dem Ellenbogen an. »Jetzt siehst du, was ich mit ›unser bester Spion‹ meinte. Ein paar Bier und die meisten Männer erzählen Alle alles, solange sie nur weiter lächelt!«
Alle wurde ernst und sah zu Sahila. »Du hast Kämpfer in der Scheune?«
»So wie wir es geplant hatten.«
Alle nickte. »Dann lass uns gehen.« Sie griff nach einem Mantel, der an einem Haken nahe der Tür hing.
Soterius sah von Alle zu Sahila. »Sie wird uns zum Ziel führen?«
Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte Alle sich herum und Soterius hatte unversehens die scharfe Klinge eines großen Messers an der Kehle. »Mein Haus wurde niedergebrannt. Meine Freunde sind tot. In der Nacht, als ich die Barden aus der Palaststadt brachte, habe ich die Kehlen von zwei königlichen Wachleuten aufgeschlitzt. Und jede Nacht halte ich die Betrunkenen in der Taverne davon ab, das zu bekommen, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.«
Soterius hob beide Hände. »Beruhige dich. Ich habe dich verstanden. Lass uns gehen.«
Es schien Soterius, dass Sahila und Alle immer noch leise lachten, als Alle sie zu der Scheune führte, in der die anderen warteten. Unter dem schweren Mantel und der Kapuze verborgen, war Alle keine besondere Ablenkung für die Kämpfer. Sie traten beiseite, als sie ihnen befahl, aus der Ecke der Scheune zu kommen und zwei der Männer anwies, eine schwere Steinplatte anzuheben, die einen dunklen Eingang hinunter in einen Erdtunnel freigab.
Sahila zündete eine Fackel an und gab sie Alle. »Folgt mir«, sagte sie und stieg die hölzernen Stufen hinab.
Die Männer folgten ihr der Reihe nach. Mikhail bildete die Nachhut und hielt nur inne, um die schwere Steinplatte wieder an Ort und Stelle zu legen.
»Wo sind wir?«, wisperte Soterius.
»Höhlen unter der Scheune«, erwiderte Alle, ohne sich umzusehen. »Die Scheune ist sehr alt. Wir haben herausgefunden, dass die Siedler früher die Höhlen dazu verwendeten, sich vor Räubern zu schützen. Seitdem wurden sie von Schmugglern benutzt, von Piraten, such dir was aus.« Sie ließ ein verschwörerisches Grinsen sehen. »Es ist ganz nützlich, so was zu haben.«
In den Höhlen war es bitter kalt und Eiszapfen glitzerten im trüben Licht der Fackel an den Wänden. Der Pfad durch die Höhle war ausgetreten und an den meisten Stellen breit genug für zwei Männer. An einigen Stellen öffnete er sich in größere Räume von tintiger Finsternis. Irgendwo weiter weg hörte man Wasser tropfen. Von Zeit zu Zeit huschte etwas zwischen ihren Füßen her und Soterius hatte den deutlichen Eindruck, dass irgendetwas – oder irgendjemand – sie beobachtete.
»Vorsicht«, warnte Mikhail, dem seine Vayash-Moru-Sinne in der Dunkelheit zupass kamen. »Da sind seitlich neben dem Pfad tiefe Abgründe. Ich würde nicht wetten wollen, wie tief sie sind.«
Soterius’ Kämpfer blieben dicht beieinander und folgten dem Pfad. Nach einem halben Kerzenabschnitt hielt Alle an.
»In der Nacht ist es sicherer durch die Höhlen als durch den Wald zu gehen«, meinte sie. »Wir haben eine Übereinkunft mit den ansässigen Vayash Moru. Sie sorgen dafür, dass die Höhlen frei von wilden Tieren oder anderen Bewohnern bleiben und dafür können sie sich hierher zurückziehen, wann immer sie wollen.«
»Ein vernünftiger Handel«, erwiderte Mikhail. »Das erklärt, warum die Vayash Moru, an denen wir vorbeikamen, uns haben passieren lassen.«
»Wenn
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