Der Blutkönig: Roman (German Edition)
und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Soterius warf sich nach vorn und versenkte seine Klinge tief in Aerons Brust. Er spürte, wie sie am Knochen vorbeischrammte und dann aus dem Rücken des Soldaten heraustrat.
»Das ist für Lila«, sagte Soterius und drehte das Schwert noch einmal brutal in der Wunde um. Aerons Mund öffnete sich, als wolle er noch etwas sagen, aber außer einem blutigen Gurgeln war nichts zu hören. Der margolanische Hauptmann war tot.
Soterius wischte sein Schwert im Schnee sauber und sah sich um. Im Licht der brennenden Zelte konnte er im Schnee Leichen herumliegen sehen. Das Lager war still, der Schnee zertrampelt und blutbefleckt. Sahila und Pell gingen durch die kleine Zeltstadt und zählten die Toten. Tabb und Tadrie wiesen die überlebenden Kämpfer an, den Soldaten alles zu nehmen, was für sie nützlich sein konnte. Andras rannte auf Soterius zu.
»Berichte!«
»Wir haben sie alle, Sir. Mikhail hat zwei erwischt, die in den Wald gerannt sind und die Bogenschützen haben ungefähr die Hälfte erledigt. Wir haben den Rest getötet.«
Soterius nickte. »Und die Gefangenen?«
»Ein Mädchen. Sie ist in ziemlich schlechter Verfassung. Mikhail hat sie zum Höhleneingang gebracht.«
»Verluste?«
»Besser als letztes Mal, Sir.« Es war Pell, der antwortete. Sahila stand ein paar Schritte hinter ihm. »Zwei sind ernsthaft verwundet, ein paar andere haben leichte Verletzungen, keine Toten.«
»Ich habe das Zelt des Hauptmanns gefunden«, meldete Tabb. Er und Tadrie zogen zwei Leinensäcke hinter sich her. Soterius wusste sofort, wo der margolanische Hauptmann eine solche Sammlung von Münzen, Juwelen und kleineren Schmuckstücken her hatte.
»Beute aus dem Dorf, das sie geplündert haben.« Soterius spürte, wie der Ärger wieder in ihm hochkochte. »Her damit. Wir werden es für Nachschub im Flüchtlingslager verwenden. Wir können es ja nicht zurückgeben, und so können wir es am ehesten wiedergutmachen.«
Die Flüchtlingssoldaten sichteten das Lager und bündelten die Umhänge und Waffen der toten Soldaten. So verachtenswert das Plündern der Toten unter anderen Umständen auch gewesen wäre, Soterius kannte die Zustände im Flüchtlingslager. Selbst das Gold, das Tris und Staden geschickt hatten, würde nicht ausreichen, auch nur die notwendigsten Bedürfnisse einer so großen Menschenmenge zu befriedigen. Diesmal konnten sie sogar Pferde mitnehmen.
»Wenn das so weitergeht, werden wir Lagerhäuser und Ställe brauchen«, sagte Soterius leise zu Sahila, der ihm auf die Schulter schlug.
»Dieses Problem habe ich gern«, sagte Sahila mit einem kurzen Lachen. »Wenn Ihr wirklich nach Shekerishet reiten wollt, dann werdet Ihr Pferde und Waffen gut brauchen können.«
»Das ist allerdings richtig.«
Alle wartete im Eingang der Höhle auf sie und kümmerte sich bereits um ein völlig zusammengeschlagenes Mädchen, das nur wenige Jahre jünger aussah als Soterius. Die blauen Flecken und die zerrissene Kleidung ließen an dem, was die Soldaten mit ihr angestellt hatten, keinen Zweifel und als ihre dunklen Augen die von Soterius trafen, sah er darin Schmerz am Rande des Wahnsinns. Jedes Schuldgefühl, das er noch gehabt hatte, weil er seine eigenen Landsleute und Kameraden angegriffen hatte, starb in diesem Moment, in dem er in die Augen dieses Mädchens sah.
»Kann sie laufen?« Alle schüttelte den Kopf.
»Ich kann sie tragen.« Tadrie trat nach vorn. Er war alt genug, um ihr Vater zu sein und er hockte sich hin, um ihr auf Augenhöhe zu begegnen. »Du hast vor mir nichts zu fürchten. Ich habe selbst eine Tochter. Wirst du mich dir helfen lassen?« Er hielt ihr einen der requirierten Mäntel hin und Alle half ihr, sich darin einzuwickeln.
Das Mädchen schwieg einen Moment, aber ihre körperlichen Verletzungen behielten über ihrem seelischen Schmerz die Oberhand und sie nickte schließlich. Vorsichtig nahm Tadrie sie auf seine Arme. Hinter ihm murmelte Alle eine Reihe von Flüchen, wütend über den Missbrauch, den die Kleine durch die Hand der margolanischen Soldaten hatte erleiden müssen.
Soterius, Alle und Sahila versorgten die schlimmsten Verletzungen der Verwundeten. Einer hatte einen bis auf die Knochen gehenden Schnitt an seinem Unterarm und eine tiefe Wunde an der Schulter. Ein anderer humpelte stark, ein Schwerthieb hatte ihn an Hüfte und Schenkel verletzt. Die anderen Verletzungen brauchten nur geschient oder ein wenig verbunden zu werden.
»Es gibt Heiler in der
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