Der Blutkönig: Roman (German Edition)
die Mauer. Aus den Tiefen der Dunkelheit brachte er Splitter von Steinen und Knochen, blendenden Staub und stechenden Kies. Tris schleuderte seine Schilde hoch und hatte Mühe, sie gegen die Kraft des Sturms zu halten.
Seine Haut brannte bereits vom Sand, der gegen ihn geworfen wurde, bevor seine magischen Schilde sich hoben. Der Wind war stark und dass er so nah war, schien seine Kraft noch zu verdoppeln. Ein solcher Sturm konnte Tage wüten, weit länger, als er seine Schilde aufrecht halten konnte. Um ihn herum heulte der Wind, voller Schutt, der in der Lage war, Haut von den Knochen zu lösen. Trotz Magierschlächters Glanz war es beinahe unmöglich, etwas zu sehen.
Der Wirbelwind war nicht magischer Natur, also half ihm seine Geistermagie nicht weiter. Der Sturm wurde stärker und drohte jetzt, durch seine Schilde zu brechen, Tris wusste, er konnte sie nicht mehr lange aufrecht halten. Selbst wenn der Sturmwind mich nicht tötet, er kann so viel Schaden anrichten, dass Carina Ewigkeiten brauchen wird, um meine Einzelteile wieder zusammenzuflicken , dachte er.
Der Sturm heulte lauter. Tris setzte auf eine winzige Hoffnung.
Er warf seine Kapuze über den Kopf, holte tief Luft und packte Magierschlächter mit beiden Händen. Dann ließ er seine Schilde fallen. Als der Wirbelsturm auf ihn zugetobt kam, konzentrierte Tris sich auf Magierschlächter, bereit, seine Energie und Kraft mit dem Schwert eins werden zu lassen. Feuer! , befahl er und ließ seine Magie die Klinge entlanglaufen, bis das Metall heller glühte als geschmiedetes Eisen. Die Winde erreichten ihn und der Sand und die Splitter begannen seine Kleider zu zerreißen und in seine nackte Haut zu schneiden. Die Macht des Sturms drohte ihn von den Füßen in das Loch zu stürzen, aber Tris schloss die Augen und zwang seine Macht in das Schwert.
Mit einem Donnern brach Feuer aus Magierschlächters Klinge, so heiß, dass Tris kaum noch atmen konnte. Ein Strahl konzentrierten Feuers traf das Zentrum des Wirbelsturms. Vor langer Zeit hatte ihm der Palastschmied einmal gesagt, dass Feuer auch die Luft verbrannte, und dass ein Feuer in einem geschlossenen Zimmer die Luft verbrauchen würde, bis niemand mehr darin atmen konnte. Als die Hitze stärker wurde, klammerte sich Tris fester an Magierschlächters Heft, obwohl das Metall ihm die Finger verbrannte und der Sturm an seinen ausgestreckten Armen riss. Die Luft war erfüllt vom Geruch brennenden Steins, aber Tris spürte, wie der Wind schwächer wurde und seine tödliche Ladung Kies und Splitter fallen ließ. Mit schmerzenden Armen hielt Tris sein Schwert fest. Kopfschmerzen begann hinter seinen Schläfen zu pochen. Dann erstarben die Winde mit einem letzten Rauschen.
Schweißüberströmt und aus vielen kleinen Wunden blutend und in der dünnen Luft nach Atem ringend, fiel Tris auf die Knie. Magierschlächters Glanz verblasste zu einem leicht blauen Schimmer.
Ich lebe! , dachte Tris leicht schwindlig von der dünnen Luft. Sofort fiel ihm wieder ein, dass er auf einem kleinen Sims an der Wand aus massivem Fels stand, einen gähnenden Abgrund zwischen sich und der süßen, kühlen Luft des Gangs.
Jeder Muskel schmerzte ihn. Tris griff nach einer kleinen Flasche an seinem Gürtel und trank. Carina schwor, dass das Kräuterwasser ihn vor kleineren Verletzungen und Müdigkeit bewahren könne. Gegen den Schmerz in seiner gebrochenen Rippe wirkte es nicht, aber Tris spürte, wie die pochenden Kopfschmerzen nachließen. Das Stechen der Schnitte und Verbrennungen ließ nach. Immer noch schwindlig vom Blutverlust und der dünnen Luft suchte Tris an seinem Gürtel nach einem Beutel mit einem Knäuel zerdrückter Hundsliane, das etwa so dick war wie seine Daumenspitze. Er schob das Knäuel hinter seine Backenzähne und biss kräftig zu in der Hoffnung, dass das seinen Kopf kläre. Nach ein paar Minuten fühlte er sich stark genug, um zu stehen und streckte Magierschlächter vorsichtig gegen jede Überraschung aus, die der Abgrund noch bergen mochte.
Als sich in der Schwärze nichts rührte, wandte Tris seine Aufmerksamkeit der Felswand in seinem Rücken zu. Er ertastete sich seinen Weg durch die Magie hindurch, die die Steine ausstrahlten. Als Tris seine freie Hand über die rauen Steine gleiten ließ, schickte er auch seine magischen Sinne gegen die Wand, bis sowohl die Berührung als auch die Magie einen losen Stein fanden. Magierschlächter fest in der rechten Hand ertastete Tris sorgfältig die Kanten des
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