Der Blutkönig: Roman (German Edition)
noch schwer beschädigt. Arontalas Blutmagie zehrt von diesem Ungleichgewicht und die Lichtmagie hat nicht ihre volle Stärke. Es bleibt keine Zeit, das zu reparieren, also müssen wir darum herum arbeiten.«
Elams Blick war sorgenvoll. »Landis hat nicht im Krieg der Magier gekämpft; ich schon. Ihr Verstand begreift, was auf dem Spiel steht, aber nicht ihr Herz. Sie kannte deine Großmutter auch nicht so gut wie ich. Landis hat Angst, dass deine Loyalität deinen Freunden – und Kiara – gegenüber dein Urteil beeinflussen könnte.«
Sie hielt eine Hand hoch, um Tris, der etwas sagen wollte, zum Schweigen zu bringen. »Hör mich zu Ende an. Viele in der Schwesternschaft glauben, dass Bava K’aa von der Liebe zu Lemuel geschwächt war und sahen ihre Weigerung, den Obsidiankönig zu töten, als den Beweis dafür an.«
»Und was glaubst du? Du standest ihr näher als jeder andere außer Grayson.«
Elam nickte. »Bava K’aa hatte die Gefahr begriffen, die in der Entscheidung liegt, wer entbehrlich ist und wer nicht. Indem sie den Obsidiankönig bannte, um Lemuel zu retten, erfüllte Bava K’aa ihre Pflicht sowohl gegenüber ihrem Volk als auch ihrem Liebhaber gegenüber. Sie wollte selbst nicht die Rolle der Göttin übernehmen und festlegen, wer leben und wer sterben sollte.«
»Wie wird Landis’ Meinung über meine Großmutter meine Ausbildung beeinflussen?«
Elams Geist sah ihn an. »Ich habe die Bilder der dunklen Visionen gesehen, die Arontala dir durch Alaine zuschickte. Arontala rechnet mit deiner Loyalität gegenüber deinen Freunden, um deine Entscheidungen zu behindern. Er ist rücksichtslos, und er weiß, dass du es nicht bist. Er wird dich durch die angreifen, die du liebst.«
Tris dachte an den Attentäter in Stadens Palast und seinen Auftrag, Kiara zu entführen, wenn er den Angriff auf Tris überlebt hätte. »Das hat er schon.«
»Landis ist nicht so gewissenhaft mit solchen Dingen wie ich es bin«, meinte Elam. »Sie sagt sich, dass der Zweck die Mittel heiligt. Sie will deine Ausbildung hauptsächlich mit Avataren durchführen, um deine Entschlossenheit ebenso wie deine Kampfkunst zu testen. Landis würde gerne einen Beweis haben, dass du alles tun würdest, um den Obsidiankönig zu zerstören – ganz egal, was es dich kostet.«
Tris versteifte sich. »Ich habe keine Angst zu sterben. Aber meine Freunde sind keine Spielfiguren. Sie sind nicht ersetzbar. Ich werde nicht akzeptieren, dass das der einzige Weg zum Sieg ist. Wenn ich das täte, worin würde ich mich dann noch von Arontala unterscheiden?«
»Ich stimme dir zu«, erwiderte der Geist. »Aber Landis denkt anders. Deine Tests könnten deinen dunklen Visionen ähnlicher werden als du glaubst. Bereite dich darauf vor.«
Tris schluckte hart. »Ich verstehe«, sagte er und vermied Carinas starren Blick, als die Heilerin ihn fragend ansah. »Möchtest du, dass ich dich hinüberbringe?«
Elam schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Als deine Großmutter starb, schickte sie nach mir. Sie ließ mich versprechen, dass ich ihr zuliebe alles in meiner Macht stehende tue, wann immer du mich brauchst. Zu dieser Zeit schien mir das ein seltsames Verlangen zu sein, denn ich hatte keinen Grund zu glauben, dass du ein Magier seist, und Prinzen suchen nicht oft die Hilfe der Schwestern. Aber ich habe einen Eid geschworen und ich werde mein Versprechen halten.«
»Danke«, sagte Tris. Er ließ ihren Geist blasser werden und wusste, dass Elam in der Nähe bleiben würde, auch wenn die anderen sie nicht mehr sehen konnten.
Taru seufzte. »Ich fürchte, ich stimme mit Elams Meinung über Landis überein. Sie tendiert dazu, das, was ›Licht‹ und was ›Dunkelheit‹ ist, ihrem eigenen Standpunkt entsprechend zu beurteilen. Und sie will die Vernichtung des Obsidiankönigs, egal wie.«
»Wie kannst du Tris diese Ausbildung machen lassen, wenn du das weißt?«, verlangte Carina zu wissen.
»Weil ich ohne diese Ausbildung nicht stark genug bin, um diese andere Alternative zu finden, von der ich gesprochen habe«, antwortete Tris ruhig. »Je stärker ich bin, desto mehr Möglichkeiten öffnen sich mir und desto mehr Chancen werden alle anderen bekommen.«
Taru nickte. »Dem stimme ich zu.« Sie brachte ein Lächeln zustande. »Genug davon. Esst etwas und dann ruht euch aus. Morgen früh fangen wir mit deinen neuen Lektionen an. Du hast eine Woche, um zu üben – und dich zu erholen. Am Ende der nächsten Woche wirst du eine weitere Prüfung
Weitere Kostenlose Bücher