Der Blutkönig: Roman (German Edition)
dass der König von Trevath sehr beeindruckt von den Fähigkeiten Eurer Majestät ist, sich den Thron zu sichern. Äußerst beeindruckt. Es ist in Trevath ebenso bekannt, dass Ihr eine Allianz mit Nargi eingegangen seid, einem zeitweiligen Handelspartner Trevaths.«
»Komm zum Punkt«, schnarrte Jared. Der Brandy brauchte entschieden zu lang, um seinen Kopf zu benebeln. Er war noch viel zu nüchtern.
»Wie Ihr wünscht, mein König. Lord Monteith glaubt, dass der König von Trevath möglicherweise bereit ist, eine ähnliche Allianz einzugehen. So ein Arrangement könnte sich als äußerst profitabel erweisen und andere Königreiche abschrecken, die den Vorteil, den es birgt, sich mit Eurer Macht zu verbünden, noch nicht erkannt haben.«
»Die den Vorteil noch nicht erkannt haben?«, röhrte Jared. »Isencroft, Fahnlehen und Dhasson haben meinen verräterischen Bruder anerkannt. Nur die Ostmark hat ›den Vorteil noch nicht erkannt‹. Aber ihr Schweigen auf unsere Annäherungen ist Antwort genug.« Jetzt endlich spürte Jared, wie der Brandy in seinem Blut aufwallte und ihn mit der Kühnheit erfüllte, die in der letzten Zeit immer öfter auszubleiben schien.
»Ich bitte tausend Mal um Verzeihung, mein König«, sagte Curane und verbeugte sich tief. »Ich hatte gehofft, dies sei eine gute Nachricht aus Trevath, die ich Euch bringen könnte. Es ist eine reiche und mächtige Nation, mit einer hoch geschätzten Armee. Eine solche Allianz könnte den anderen auch den Irrtum ihrer eingeschlagenen Wege aufzeigen.«
Und sicher würde es deiner Position beim König auch nicht schaden , dachte Jared zynisch. »All das ist Spekulation«, knurrte er wütend. »Wenn ihr König bereit ist, einen Vertrag zu unterschreiben, dann haben sie mein Interesse.«
»Natürlich, mein König«, antwortete Curane. Seine Unterwürfigkeit gefiel und missfiel Jared gleichzeitig und der König zügelte nur mühsam sein Temperament, indem er sich an Curanes Nützlichkeit erinnerte.
»Und wenn Ihr wieder in Trevath seid«, meinte Jared lallend, als er den letzten Schluck aus seiner Flasche nahm, »dann sagt ihnen, sie sollen mir einen besseren Brandy schicken. Der diesjährige war Schweinepisse!« Er schleuderte seine leere Flasche ins Feuer.
»Natürlich, mein König, wie Ihr wünscht«, sagte Curane mit dem gleichen undurchdringlichen Lächeln, das er immer aufsetzte. Er wich zurück, verneigte sich tief und ging hinaus. Nunmehr von den Wachen, die ihn immer begleiteten, abgesehen allein, beobachtete Jared die Festgäste aus der Ferne und er fühlte eine seltsame Mischung aus Geringschätzung und Eifersucht. Geringschätzung für die nebensächlichen Intrigen und die egoistischen Interessen der Höflinge, und Eifersucht, weil sie alle weder das Gewicht der Krone spürten, noch die Gefahren des Königtums.
Beides, Verachtung und Eifersucht, verdoppelten sich, wenn er an Tris dachte. Allein der Gedanke an seinen Halbbruder weckte in Jared den Wunsch nach einem weiteren Brandy. Tris, der vom Tag seiner Geburt an so begünstigt gewesen war wie er verflucht. Königin Sarae konnte in den Augen des Hofs nichts falsch machen, während sich nach Eldras Tod dunkle Gerüchte über Bricens erste Frau verbreiteten. Jared hatte dafür gesorgt. Er wusste seit seiner Kindheit, welche unter den adligen Hofdamen besonders lieblos seiner toten Mutter gegenüber gesprochen hatten. Sie waren die ersten gewesen, die hatten sterben müssen, als er die Macht erlangte, die Dinge richtigzustellen.
Eldra war gerächt, aber das brachte sie nicht zurück. Nur ein Seelenrufer konnte das, ein Seelenrufer, der nicht an schwächliche Konzepte von Gesetzen und Ethik gebunden war. Wenn der Obsidiankönig erst zurückgekehrt und seine Macht als Seelenrufer der Magie Arontalas hinzugefügt worden war, hatte Arontala Jared versprochen, dass Eldra auf ihren rechtmäßigen Platz neben ihm zurückkehren würde. Zusammen würden sie dann über Margolan regieren.
Das war etwas, das Tris nie würde verstehen können. Jared griff nach dem Bierkrug eines Vorbeigehenden, der sich verbeugte und davonhuschte. Er stürzte das Bier in einem einzigen langen Zug herunter und wünschte sich, es würde ihm zu Kopf steigen. Nein, Tris war nie von einem Diener zum anderen weitergereicht worden, Dienern, die kaum die Existenz des kleinen Jungen wahrgenommen hatten. Tris hatte sowohl Mutter als auch Vater gehabt, Bricen hatte sich seiner zweiten Familie gegenüber so verhalten, wie er es
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