Der Blutkönig: Roman (German Edition)
längeren Reise in der Dämmerung. Es roch nach Fisch und Holzkohle. Es war gerade weit genug entfernt von der Flussböschung, dass die jährlichen Überflutungen es nicht davonschwemmten. Das Dorf beherbergte nur ein paar Familien. Netze hingen zum Trocknen von den Bäumen und kleine Ruderboote waren das Ufer hinaufgezogen. Die Straßen wirkten verlassen, als Tris und seine Freunde dort entlangritten, aber sobald sie das erste kleine Haus passierten, spürte Tris, dass sie beobachtet wurden.
»Scheint, als seien wir eine Sensation«, meinte Carroway hinter ihnen, als ihre Pferde die schlammigen Straßen entlangplatschten. Tris entdeckte eine schweigende Abordnung von armselig gekleideten Dörflern, die aus ihren Häusern schlüpften, um ein wachsames Auge auf die Fremden zu werfen.
Als sie das Zentrum des kleinen Dorfes erreichten, hielt Vahanian an und drehte sich im Sattel, um sich die Dörfler anzusehen, die ihnen gefolgt waren. »Wir suchen nach einem fahrenden Zauberer«, rief er der Gruppe zu. »Einem Landmagier namens Sakwi.«
Ein bärtiger Mann trat vor. »Was wollt ihr von ihm?«
»Uns wurde gesagt, dieser Magier könne uns helfen, auf dem Fluss nach Süden zu kommen«, antwortete Vahanian. »Wir haben einen Empfehlungsbrief von einem Freund.«
»Ich bin Sakwi.« Sie wandten sich um. Dort stand ein dünner, leicht gebeugter Magier, dessen bellender Husten ihm für einen Moment die Sprache verschlug.
»Sakwi!«, rief Kiara grüßend. Sie glitt vom Pferd und rannte zu dem Zauberer hin.
»Bitte, kommt herein«, bat Sakwi und winkte ihnen zu, die Pferde anzubinden und ihm in ein kleines Haus zu folgen. »Wenn ich helfen soll, dann muss ich eure Fahrt begreifen. Hier seid ihr sicher«, sagte er mit einem Nicken zu den Dörflern, die sie zuerst empfangen hatten. Der Fischer nickte zur Antwort. Im dämmrigen Licht konnte Tris einen Dolch in der Hand des Mannes aufblitzen sehen. Tris sah sich die Gruppe der Dorfbewohner noch einmal an und erkannte, dass jeder von ihnen nach normalen Standards gut bewaffnet war. Das war wahrscheinlich für die nächste Zeit der sicherste Hafen, den sie anlaufen würden, dachte er. Er wollte es genießen, solange es dauerte.
»Sakwi hat mir die Schlüssel zur Westmark gegeben und hat mich Graufuß dem Fuchs vorgestellt«, erkläre Kiara, als die Tür erst geschlossen war. Sie erzählte Sakwi kurz von ihrer Reise nach Norden, von der magischen Bestie, die sie getroffen hatte und von Graufußens Opfer.
»Ich denke, Graufuß hatte so eine Ahnung, was ihn erwartete«, sagte Sakwi. »Er war ein wenig mystisch veranlagt.«
»Der Fuchs?«, fragte Vahanian ungläubig. Kiara warf ihm einen bösen Blick zu.
»Ich bin nicht sicher, was er war, aber ganz sicher war er kein gewöhnlicher Fuchs«, tadelte Kiara.
»Nun, um ehrlich zu sein, war er ziemlich durchschnittlich«, widersprach Sakwi. »Füchse sind sehr intelligent – für die, die mit ihnen reden können.« Sakwi wandte seine Aufmerksamkeit Tris zu. »Ich bezweifle, dass du gekommen bist, um alte Erinnerungen aufzuwärmen. Wie kann ich dir helfen?«
Tris zog Stadens Brief aus seiner Tasche und wartete, bis Sakwi ihn gelesen hatte.
»Wir brauchen eine sichere Passage für uns und unsere Pferde auf dem Fluss. Ich bin Martris Drayke, der Sohn von Bricen von Margolan. Meine Freunde und ich wollen losziehen und Jared den Thronräuber und seinen Magier stürzen.« Er hielt inne. »Und wir würden gern so unauffällig wie möglich reisen.«
Sakwi sah von Tris zu Kiara und wieder zurück. »König Staden ist ein guter Freund. Ich werde tun, um was er mich bittet. Ich habe gesehen, was in Margolan passiert und ich habe versucht, den Flüchtlingen ihr Los etwas zu erleichtern. Wo wir gerade davon sprechen, da ist jemand, den ich euch vorstellen will«, meinte Sakwi. Er lehnte sich aus der Tür und sprach ein Wort zu einem Jungen, der dort wartete. Nach einer Weile erschien ein gebeugter, hagerer Mann.
»Komm herein, mein Freund«, begrüßte ihn Sakwi und bugsierte ihn zu einem Sessel. Der Neuankömmling betrachtete Tris und die anderen misstrauisch. »Diese Reisenden werden an deiner Geschichte großes Interesse haben«, sagte Sakwi. »Ich weiß, es ist schwer für dich, davon zu reden, aber ich bitte dich dennoch, sie noch einmal zu erzählen.«
Der gebeugte Mann rang seine knotigen Hände für einen Moment, die Linien um sein Gesicht herum schienen sich im Feuerschein zu vertiefen. »Ich kann nich’ schlafen«, gab er zu und
Weitere Kostenlose Bücher