Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Schwert in Richtung von Tris’ Kopf.
Tris parierte den mächtigen Hieb, auch wenn ihm Magierschlächter beinahe aus der Hand glitt. Mit der Linken schwang Jared dann einen Dolch, während er den beidhändigen Angriff von Tris abwehrte, mit dem dieser seine Attacke beantwortete. Der Klang von Metall auf Metall hallte im Thronsaal wider, als sich die Brüder umkreisten. Ihre Schwerter glänzten im Licht der Fackeln. Dann fielen Jareds Hiebe mit der wilden Kraft des Wahnsinns. Der Angriff brachte Tris in die Nähe des offenen Kaminfeuers. Die Absätze seiner Stiefel zertraten die brennenden Funken und er spürte die Hitze in seinem Rücken.
Tris wehrte Jared erneut ab und rang darum, sich an jeden Trick zu erinnern, den Vahanian ihm beigebracht hatte. Jared ließ für einen kleinen Moment seine Deckung fallen und Tris tauchte unter ihm weg, rollte mit einem hinterhältigen Streich auf Jareds Fersen herum und brachte ihm einen tiefen Schnitt bei. Dieser ging nur knapp daran vorbei, den König zu lähmen. Jared heulte vor Wut auf und stürzte sich mit einem wilden Ansturm von Schlägen auf Tris, dem es schwerfiel, sie zu kontern.
»Du hast geübt, kleiner Bruder.«
Tris kam wieder auf die Beine und begann einen Angriff, dessen Kraft von Wut genährt wurde. Er schlug mit großen, hackenden Hieben zu, die Jared an das offene Fenster zurückweichen ließen.
Die Spitze von Jareds Dolch berührte seinen Unterarm und brachte ihm eine tiefe Fleischwunde bei. Jared ging zum Gegenangriff über. Diesmal war er es, der eine Sequenz von Schlägen an Tris lieferte, die seinen Bruder atemlos gegen die Wand neben dem Fenster drängten. Der Gestank der Leichen unter ihm erfüllte süßlich die Nachtluft. Tris spürte die bekannte Wärme von der Wunde am Arm in sich aufsteigen, der Dolch war mit Wurmwurz vergiftet. Er kaute auf der Hundsliane zwischen seinen Zähnen herum. Während Jareds Neutralisierungszauber seine Macht bereits außer Reichweite geschoben hatte, verwirrte der Wurmwurz ihn zusätzlich. Die Tatsache, dass seine Magie so völlig außerhalb seiner Reichweite war, irritierte Tris so, dass er fürchtete, nicht mehr ordentlich zielen zu können. Dagegen hatte Whiskey Jareds Schwertkunst nie beeinträchtigt; Tris wusste aus bitterer Erfahrung, dass Jared betrunken noch bösartiger war als nüchtern.
»Du hattest einen fähigen Lehrer«, höhnte Jared. »Dein Söldner-Freund? Egal. Du hast schon mehr Können gezeigt, als ich mir je zu träumen gewagt hätte – den Thron herausfordern, eine Armee gegen mich aufstellen und mit meiner Braut ins Bett gehen.
Ich habe nicht den Wunsch, dich zu töten«, versicherte Jared und brachte die Spitze seines Schwerts näher an Tris heran, sodass dieser sich gegen die kalten Steine der Mauer drückte. »Wenigstens noch nicht. Heute Nacht kehrt der Obsidiankönig zurück nach Margolan. Er wird einen Körper brauchen, um darin zu hausen. Arontala wird dieses Gefäß sein, eines mit bereits vorhandener Macht. Du kannst das letzte Mahl des Obsidiankönigs sein, bevor er mit all seiner Macht zurückkehrt. Vielleicht lässt er etwas von dir übrig, damit du Zeuge dieses großen Ereignisses werden kannst.«
Tris fingerte in seinem Ärmel nach einem Dolch, den er in einer Scheide an seinem Handgelenk versteckt hatte. Er fiel in seine Hand und er stieß seine Hand kurz nach vorn, gerade, als Jared seine Haltung wechselte. Der Dolch bohrte sich in Jareds Schulter, nicht in seine Brust, wie Tris das beabsichtigt hatte. Jared schrie vor Wut und Schmerz auf und schlug Tris mit aller Kraft. Tris schaffte es, seine Schläge abzuwehren – gerade eben –, aber die Wucht eines Schlages riss ihm Magierschlächter aus der Hand und ließ Jareds Schwert zerspringen. Die Klinge fiel klappernd auf den Steinboden und rutschte unter das Fenster. Jared riss sich den Dolch aus der Schulter und warf ihn auf den Boden. Seine Augen brannten vor Schmerz und Wahnsinn, er achtete nicht auf das Blut, das seine Tunika befleckte.
Tris tauchte weg, als Jared auf ihn zusprang, und brachte einen Tisch zwischen sie beide. Jared zog einen Schürhaken aus dem Feuer und schwang ihn wild, immer darauf achtend, dass er zwischen Tris und dem gefallenen Schwert blieb. Tris sah sich nach etwas um, das er als Waffe benutzen konnte. Er griff nach einem Krug Wasser, der auf dem Tisch stand und schleuderte ihn auf Jareds Kopf, als Jared über den Tisch hechtete. Tris versuchte, sich zu ducken und so aus der Reichweite des
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