Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
Vom Netzwerk:
ihnen eine Plastikflasche voll Wasser zu ihren Füßen hin. Doch auch dies war kein Akt der Freundlichkeit, sondern ein notwendiges Übel.
"Wer hat euch Blutsaugern erlaubt, so mit meinem Vater umzugehen?", fragte Raven zähneknirschend und wäre ihnen am liebsten an die Gurgel gesprungen. Die dicken Eisenstangen, die sich zwischen ihm und den Peinigern befanden, waren ihm jedoch im Weg. So blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Vater vorsichtig auf seinem Shirt am Boden abzusetzen, worauf zuvor er noch gesessen war.
"Wir haben nur die Befehle von Baddo ausgeführt", erwiderte Elester trocken und zuckte mit den Schultern. Wie aufs Stichwort, trat nun Colin vor die Zelle.
"Ich wusste, dass nur du dahinter stecken kannst!", zischte Raven zornig. Die Zeit schien für wenige Momente stillzustehen, als sich ihre Blicke trafen. Kälte und Abneigung war auf beiden Seiten zu spüren. Zwischen ihnen herrschte solch eine negative Spannung, dass sich bei beiden die feinen Härchen im Nacken aufstellten.
"Wir sind Brüder, Colin. Das ist unser Vater. Wie konntest du uns das antun? Wir sind doch deine Familie!" Seine Stimme klang verzweifelt und seine Blicke waren anklagend. Colin betrachtete seine Gefangenen mit zusammengekniffenen Augen. Ihm war anzusehen, wie abweisend er ihnen gegenüber war. Seine Nasenflügel blähten sich auf, wie die Nüstern eines Pferdes, als er zu reden begann.
"Weder waren wir jemals Brüder, noch ist dieser Mann dein Vater!" Colin streckte seinen Arm aus und zeigte mit dem Finger auf den Mann, der resignierend den Kopf hängen und sich verleumden ließ.
"Henry Black hat nur einen wahren Sohn und der bin ich!" Colins Stimme bebte vor Aufregung, während er seinen Vater einer jahrelangen Lüge bezichtigte.
"Was redest du da bloß für einen Unsinn?", fragte er fassungslos und starrte den Ankläger mit weitaufgerissenen Augen an. Der Junge, mit dem er aufgewachsen war und den er von Kindesbeinen an kannte, war ihm plötzlich fremd geworden. Seit er denken konnte, waren sie Geschwister, die dich sich liebten und nun sollte dies alles nicht wahr sein.
"Vater, stimmt das etwa? Sag doch etwas!" Raven flehte ihn an. Doch Black blieb stumm. Kein Wort des Widerspruchs kam ihm über die Lippen.
Konnte es sein, dass er noch immer von dem Beruhigungsmittel benebelt war?
In der Höhle herrschte Totenstille. Kein Gemurmel wurde mehr vernommen. Nur der keuchende Atem von Colin und Raven brachte die Luft zum Schwingen. Endlich fand Henry seine Stimme wieder.
"Colin, mein Junge, lass es gut sein", meinte der Alte zitternd. Er wirkte plötzlich so kränklich und klein. Einst konnte er das Geschwisterpaar mit einem Arm hochheben, als sie noch jünger waren. Doch nun gab er nur noch ein kümmerliches Abbild seiner selbst ab.
"Ihr seid beide meine Söhne, schließlich habe ich euch großgezogen. Doch Colin hat leider Recht. Biologisch gesehen, ist nur er mein leibliches Kind." Es fiel ihm sichtlich schwer, die Anschuldigungen somit zu bestätigen.
Raven wollte nicht glauben, was er aus dem Mund des Mannes zu hören bekam, den er stets für seinen Vater gehalten hatte. Er hatte bisher während seines ganzen Lebens auch keine Sekunde daran gezweifelt, denn der alte Black hatte die beiden vermeintlichen Brüder immer genau gleich behandelt. In Betracht zu ziehen, dass er ein Ziehkind sei, stand für ihn zu keiner Zeit zur Debatte, da sie sich auch äußerlich sehr ähnelten. Ihre Familiengeschichte war ihm von Anfang an eingeimpft worden und es hatte für ihn niemals Gründe gegeben, misstrauisch zu werden und diese zu hinterfragen.Ihm war, als ob man ihm seiner Identität beraubt hätte.
"Deine Mutter, Mariella, sie war die Zwillingsschwester meiner Frau Antonella, und starb bei deiner Geburt. Antonella kam zur selben Zeit um, denn sie wurde von Vampiren getötet. Zu diesem Zeitpunkt war sie schwanger gewesen. Das Ungeborene hatte es leider nicht überlebt. So war es naheliegend, dass ich dich als mein Kind ausgeben konnte, denn niemand wusste davon. Da eure Ähnlichkeit verblüffend ist, ahnte auch während der ganzen Zeit niemand etwas davon.Ich liebe dich wie mein eigen Fleisch und Blut, Raven! Das musst du mir glauben!"
"Er ist nicht von unserer Art!", protestierte Colin lautstark. Raven sah ihn verwirrt an. Zwar waren Colin und er keine Brüder, doch durch das Verwandtschaftsverhältnis ihrer Mütter, waren sie dennoch Cousins. Und dies sollte doch auch etwas Wert sein.
"Was soll das heißen? War meine Mutter etwa

Weitere Kostenlose Bücher