Der Blutmond
kein Werwolf? Bin ich ein gewöhnlicher Mensch?" Raven dröhnte der Schädel. Er hatte so viele Fragen, doch die Antworten darauf machten ihm Angst.
"Doch, Mariella stammte der Blutlinie der Werwölfe ab. Dein Erzeuger jedoch war keiner von uns", fuhr Black seine Erzählung fort.
"Wer ist mein leiblicher Vater?" Ravens Herz raste. Sein Blut rauschte in seinen Ohren und erschwerte es ihm, etwas zu hören.
"Die Frage lautet viel mehr, was dein Vater ist", fügte Colin wohlwissend hinzu. Dem Alten fiel es schwer, die Worte auszusprechen, doch die Wahrheit musste endgültig ans Licht gebracht werden. Er holte tief Luft.
"Dein Vater ist Sam Torch und er ist ein Vampir!", verkündete er. Als er in das entsetzte Gesicht von Raven blickte, brach es ihm das Herz, ihm mit dieser Erkenntnis wehgetan zu haben. Sein ganzes Leben war nur eine Fassade aus Lügen und Halbwahrheiten gewesen. In Bruchteilen von Sekunden zerbrach seine ganze Welt, wie er sie bisher gekannt hatte. Auch Jinx und Elester, die einzig anwesenden Vampire, die sich bis zu dieser Verlautbarung noch köstlichst an der Tragödie der anderen gelabt hatten, waren nun völlig entgeistert. Bis gerade eben, waren sie nur schaulustige Zaungäste dieser absurden Darstellung gewesen. Doch durch die Kundgabe dieses gutbehüteten Geheimnisses, wurden sie mittenhineingezogen.
"Sato, der Anführer der Ältesten, ist dein Vater?", entfuhr es Jinx, die es nicht glauben konnte. Elester war bereits einen Schritt weiter und stellte die allesentscheidende Frage.
"Aber zu was macht es dann den Jungen?", wollte er wissen und drängte auf eine Antwort, doch Henry schüttelte den Kopf, da er es selbst nicht wusste. Nun ergriff Colin das Wort, um das Rätsel aufzulösen, denn er wusste es bereits.
"Es macht Raven zu einer Missgeburt. Zu einem Mischwesen, das die Blutlinie zweier Arten in sich vereint. Nämlich das eines Werwolfes und eines Vampirs. Genetisch gesehen also eine sogenannte CHIMÄRE. Laut Definition ist er ein zusammengesetztes Mischwesen unterschiedlicher Arten."
"Worin liegt denn nun seine Besonderheit? Weder ist er so kräftig wie ein Werwolf, noch ist er unsterblich wie ein Vampir. Was soll denn dann das ganze Theater um seine Einzigartigkeit?" Jinx wurde nervös, denn sie wollte wissen mit was für einem Wesen sie es genau zu tun hatte und ob Raven für sie zur Gefahr werden konnte, sobald er aus seinem Gefängnis entkommen würde.
"Laut einer alten Schrift, müsste er erst das Blut eines Werwolfes und das eines Vampires trinken, um seine Kräfte zu aktivieren. Nur wenn er das getan hat, kann er sein volles Potenzial ausschöpfen. Er würde zum mächtigsten Wesen werden, das es auf der Erde gibt. Doch solange dies nicht der Fall ist, bleibt er ein zahmes Schoßhündchen, das nur mit heißer Luft bellt." Colin lachte laut auf, denn die Vorstellung, als Teil der bald einzig vorherrschenden Rasse - den Werwölfen - auf Erden zu wandeln, ließ ihm schon jetzt den Größenwahn zu Kopfe steigen. Niemand wagte, etwas darauf zu erwidern. Jeder musste die Information erst einmal sacken lassen und verdauen.
Nur Raven meldete sich nach langer Stille zu Wort.
"Und wozu brauchst du mich?", hakte er nach. Ein düsteres Grinsen, das ihm etwas Bizarres verlieh, kräuselte Colins Mundwinkel.
"In wenigen Stunden vollziehe ich ein uraltes Ritual, mit dem ich in der Lage bin, alle Vampire von der Erdoberfläche verschwinden zu lassen. Alles was von ihnen übrig bleiben wird, ist die Asche im Wind.Dazu wird in der Beschreibung verlangt, dass das Blut eines Vampirs und das eines Mischwesens im Feuer vereint werden muss, sobald der Mond sich blutrot färbt. Heute Nacht ist es so weit!", verkündete Colin großspurig.
"Du kannst dich freuen, Raven, denn dir und deiner geliebten Vampirbraut Mimma, gebührt die Ehre, Teil dieses Rituals zu werden. Euer Opfer wird ein neues Zeitalter einläuten und eine neue Weltordnung erschaffen", äußerte Elester. Er wusste, dass er dem Jüngling somit einen Stich versetzte, denn noch hatte dieser nicht gewusst, dass Mimma der Vampir war, der bei dem Ritual mit an seiner Seite sterben sollte. Als er das hörte, keimte ein noch nie dagewesener Hass in ihm auf. Das Adrenalin schoss durch seine Adern, sodass er katzenartige Reflexe entwickelte und blitzartig an die Gitterstäbe vorschnellte. Er packte Colin am Kragen seines Shirts und zog ihn dicht an sich heran. Jinx und Elester sprangen erschrocken zurück, als sie das sahen. Ihnen war seine schnelle
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