Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
Vom Netzwerk:
brüllend um sich geworfen hatte. Aufgebracht rüttelte er auch jetzt wieder an den Gitterstäben. Doch sein Zorn fruchtete nicht. Er wurde lediglich von ein paar gesichtslosen Stimmen zur Ruhe ermahnt. Das war alles. Irgendwann war er es leid. Er zog sich sein Shirt aus und benutzte es als Unterlage, um nicht völlig im Matsch zu sitzen. Erschöpft ließ er sich nieder und zog die Beine an. Er stütze seinen Kopf auf den angewinkelten Knien ab und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren. Doch die vom Verwesungsduft geschwängerte Luft kratzte bei jedem tiefen Atemzug an seinem Gaumen. Selbst auf seiner Zunge lag der süßlich-herbe Geruch des vor sich hin rottenden Fleisches. Immer wieder stießen ihm seine Magensäfte sauer auf, als er seine Lungen mit der verpesteten Luft versorgte. Statt zu überlegen, wie er aus seinem Gefängnis fliehen konnte, musste er seine Konzentration darauf verwenden, sich nicht zu übergeben.
Nach einer Weile kam langsam Bewegung in die Sache. Vom Höhleneingang drangen aufgeregte, sich nähernde Stimmen an ihn heran. Wie es schien, hatten sie einen weiteren Gefangenen, den sie zu ihm brachten.
"He du, steh auf, du bekommst Besuch!", meinte ein finster dreinblickender Kerl, der so heruntergekommen aussah, dass er sich zum verwesenden Restemüllberg hätte dazulegen können. Er fischte den Schlüssel aus seinen zerlumpten Kleidern hervor und öffnete die Zellentür. Raven erkannte seine Chance und wagte einen Fluchtversuch. So träge der Zellenwart zuerst auf ihn gewirkt hatte, so unerwartet kam seine schnelle Reaktion. Wie aus dem Nichts ergriffen zwei kräftige Hände seine Arme und drehten sie auf seinen Rücken. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, denn der flinke Handlanger ging nicht gerade zimperlich mit ihm um. Er stieß den Gefangen zurück in seine Zelle und knurrte warnend.
"Beim nächsten Versuch breche ich dir beide Arme!", meinte er knapp und ging auf die Seite, damit sein neuer Zellengenosse im Verschlag untergebracht werden konnte. Raven traute seinen Augen nicht, als er sah, um wen es sich handelte. Von den beiden heimtückischen Vampiren gestützt, die auch schon ihn selbst in seine unfreiwillige Unterkunft gebracht hatten, erblickte er seinen lädierten Vater, der übel zugerichtet und kaum bei Bewusstsein war. Dort, wo seine Ärmel hochgekrempelt waren, war die Haut mit blutigen Schürfwunden und Blutergüssen übersät. An den Schläfen klebte getrocknetes Blut. Raven war fassungslos über den Zustand seines alten Herrn. Elester legte den Arm von Henry Black um seine Schulter und hievte ihn auf seine Füße, da Jinx sich weigerte die Zelle zu betreten. Nur mit Mühe und Not konnte der Neuinsasse stehen. Gestützt vom Vampir, dessen Hilfsbereitschaft aufgezwungen und nur zweckdienlicher Natur war, betrat er mit wackeligen Beinen die Zelle. Raven kam ihnen entgegen und griff seinem Vater stützend unter die Arme.
"Papa, was ist mit dir?", fragte er verzweifelt. Henry versuchte Worte zu formen, doch seine Zunge war noch schwer und lahmte. Er brachte kaum verständliche Sätze hervor. Sobald er seine Augen öffnete, um zu sehen wo er war, drehte sich alles. Immerhin verriet ihm seine Nase, wo er sich befand, denn er erkannte den Geruch der feuchten Erde. Seine Wolfssinne erwachten langsam aus ihrem Zwangsschlaf, nur seine Gliedmaßen konnten noch nicht so, wie er es wollte. Doch dank seiner hohen Körpertemperatur verbrannte das Sedativum in seinem Blut schnell und baute sich allmählich ab. Es waren nur noch die Nachwirkungen, die ihn wie betrunken herumtorkeln ließen und die kognitiven Verbindungen in seinem Gehirn beeinträchtigten.
"Welche süße Wiedersehensfreude. Ihr Beiden habt euch bestimmt einiges zu erzählen", meinte Elester mit gespielter Entzückung und falschem Lächeln. Er schnippte mit der Hand und gab dem ungemütlichen Zellenwart das Zeichen, die Tür wieder zu verriegeln.
"Was habt ihr mit ihm gemacht, ihr Monster?", rief Raven wütend. Er brüllte so laut, dass das Echo in der Höhle sekundenlang zu hören war.
"Pst, immer mit der Ruhe, du kleiner, zahnloser Köter! Wir haben ihm nur ein mildes Beruhigungsmittel verabreicht, damit er uns keine Schwierigkeiten machen konnte." Elester warf dem aufgeregten Jungen einen unbeeindruckten Blick zu und band sich seinen Pferdeschwanz neu.
"Ja, genau. Ein Betäubungsmittel, das selbst einen ausgewachsenen Ochsen umgehauen hätte. Hier, damit sollte es wieder besser werden", meinte Jinx belustigt und warf

Weitere Kostenlose Bücher