Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Gefährdungsstufe – macht, hat man unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Man fährt den Kunden von A nach B, öffnet Türen, weist den Weg, bringt sie irgendwohin. In der Regel ist die zu begleitende Person dann nicht wirklich gefährdet, sondern man muss sie höchstens mal an ein paar Fans oder Journalisten vorbeischleusen.
Shakira zum Beispiel musste ich einmal über einen Geheimgang von ihrer Künstlergarderobe zur Bühne bringen, um dem ganzen Trubel aus dem Weg zu gehen. Sie wollte erst nach ihrem Auftritt bei der Echo-Verleihung 2006 im Estrel-Hotel das Bad in der Menge genießen. Als wir im Fahrstuhl standen, fragte sie ihren Manager, wer ich sei. Er meinte, der Sicherheitschef vom Estrel-Hotel. Dann wandte sie sich mir zu, reichte mir die Hand und sagte: »Hi, I’m Shakira. Nice to meet you.« Als ich darauf mit einem verschmitzten Lächeln erwiderte »Oh really! I didn’t know that!«, mussten alle im Fahrstuhl laut lachen.
Noch so eine wirklich bildhübsche Frau, welche ich beschützen durfte, war Halle Berry. Das war beim Bambi 2002, auch im Estrel-Hotel. Sie fuhr in einer schwarzen Limousine vor. Als ich ihr die Tür öffnete, kam ich mir selber wie James Bond vor. In meinem Kopf lief die Szene aus dem Film ab: Sie steigt langsam, nur mit einem Bikini bekleidet, mit einem Messer an der Hüfte aus dem Wasser, während Bond ihr dabei zusieht, an der Bar sitzend, einen Cocktail schlürfend. Naja, Bikini war es bei mir leider nicht. Und Bar und Cocktail fehlten auch. Aber sie hatte ein wunderschönes Abendkleid an. Jedem stockte der Atem, als sie über den roten Teppich lief.
Und wenn ich schon die vielen hübschen Frauen aufzähle, die ich beschützte, dann darf auf jeden Fall eine nicht fehlen: Nicole Scherzinger. In Zeitschriften und im Fernsehen sehen die Frauen ja immer irgendwie gut aus. Aber Nicole Scherzinger sieht auch in natura so sensationell hübsch aus, dass mir wirklich die Worte fehlen, sie zu beschreiben. Aber eins hatte mich dann doch überrascht: Sie ist kleiner als ich. Sie wirkt in den Videos immer so groß.
Lady Gaga war wohl eine der »schrägsten« Frauen, die wir betreut haben. Ihre mehrmals am Tag wechselnden Outfits! Und alles perfekt durchgestylt! Der Hut! Die Schuhe! Totaler Irrsinn! Auf der IFA 2009 hat sie zusammen mit Dr. Dre ihre Kopfhörer vorgestellt. Beim Pressetermin mit 150 Leuten stellte Collien Fernandes die Frage, die seit Wochen alle beschäftigte: Ist sie eine Frau oder ein Mann? Lady Gaga war wenig begeistert, konterte aber souverän: »Meine wundervolle Vagina ist beleidigt von dieser Frage.« Fernandes wurde dann von Sicherheitsmitarbeitern nach draußen begleitet.
mit Lady Gaga
Einer, der wohl mit all diesen Damen schon so richtig Party gemacht hat, ist Christian Audigier. Der Ed-Hardy-Gründer ist für seine Partys bekannt. Als er 2010 in Deutschland war, fand ein Presseshooting auf dem Dach des Mandala-Hotels am Potsdamer Platz statt. Er stand auf dem Sims, direkt an der Kante, die Arme ausgebreitet wie ein Klippenspringer, der Oberkörper nackt. Freiheit über den Dächern Berlins – und ein Alptraum für mich und meine Jungs. Ich sah schon die Schlagzeile in der BILD: »Ed-Hardy-Gründer stürzt sich vom Dach«. Weil ich ihn da wieder runterhaben wollte, ging ich zu ihm rüber. So konnte ich wenigstens in seiner Nähe sein. Wir unterhielten uns ein bisschen, und ich erzählte ihm von meinen Erfolgen als Kickboxer. Das fand er total gut. Er meinte, er kenne Jean Claude Van Damme sehr gut. Der sei wohl bei weitem nicht so ein guter Kämpfer, aber dafür ein sehr erfolgreicher Action-Darsteller. Dann kam ihm eine Idee: Anzug aus! Hemd aus! Foto!
Im nächsten Moment standen wir beide mit bloßem Oberkörper da, über den Dächern Berlins. Krasse Nummer, oder?
Mit dem total verrückten Christian Audigier über den Dächern von Berlin
Am selben Tag ging es dann noch nach München. Am nächsten Tag nach Hamburg, obwohl wir eigentlich nur für Berlin und München engagiert waren. Aber er wollte nun nur noch unser Team dabeihaben. Nach vier Tagen in Deutschland flog er nach Marseille und wollte wieder uns dabeihaben. Also hieß es ganz schnell Flüge buchen, Auto mieten. Von Marseille ging es mit dem Auto weiter nach Avignon. Da führte er Verhandlungen über den Kauf eines französischen Fußballclubs. Am nächsten Tag wieder los, nach Marseille zurück.
Und immer war neben uns auch noch seine »alte« Garde mit dabei.
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