Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Große Limousinen mit großen Bodyguards. Die ließ er aber links liegen. Er zog es vor, den gesamten Weg nach Marseille und dann noch weiter nach St. Tropez bei uns im Wagen mitzufahren, in einem lächerlichen Opel Astra. Wenn ich das gewusst hätte, dass er immer bei uns einsteigt, hätte ich natürlich ein etwas schickeres Auto gemietet. Wir konnten es kaum glauben: Ganz genügsam saß er bei uns auf der Rückbank, manchmal schlief er sogar ein bisschen. Und dann, in St. Tropez, das absolute Kontrastprogramm. Hier ging es gleich auf seine Yacht, Wahnsinn. Allein beim Anblick des Frühstücksbuffets stockte uns der Atem. Luxus pur!
Und als die Yacht dann mit versammelter Mannschaft ablegte, fiel uns wirklich nichts mehr ein. Denn die französische Polizei bot sich an, auf die unbemannt am Hafen zurückbleibenden Autos aufzupassen! In Deutschland wäre so etwas undenkbar, schließlich ist die Polizei ja nicht allein für die reichen Leute da.
Niemals vergessen werde ich, als mir Muhammad Ali am Ohrläppchen rumgespielt hat. Das war bei der Bambi-Verleihung 2003, wo die Boxlegende den Bambi für sein Lebenswerk bekam. Kurz bevor wir auf die Bühne mussten, zuppelte einer plötzlich von hinten an meinem Ohr. Ich hab zuerst so getan, als hätte ich es nicht gemerkt. Beim zweiten Mal drehte ich mich um, und wir haben beide gelacht. Muhammad Ali – der größte Boxer aller Zeiten macht Faxen. Mit mir!
Apropos Boxer: Die Klitschkos hab ich auch mal betreut. In der BILD hieß es nur: »Wer beschützt hier eigentlich wen?« Ich und Vitali fanden diese Überschrift sehr amüsant, schließlich ist er ungefähr doppelt so groß wie ich. Aber wichtig ist eben nur, dass man es schafft, seinem Kunden den Rücken freizuhalten. Und dafür war ich da.
Ich kenne die Klitschko-Brüder schon seit meiner Kickboxzeit. Vitali war einmal Vorkämpfer bei meiner ersten Profi-WM-Titelverteidigung in Mannheim. Was die wenigsten wissen: Vitali war auch Kickboxweltmeister und wechselte dann zum Profiboxen. Hätte ich damals auch nicht gedacht, dass er später mal meinen Schutz brauchen würde.
Bei Veranstaltungen wie Bambi, Echo, Cinema For Peace, Lambertz Monday Night Party oder anderen Medienereignissen erscheinen immer wieder viele große Stars. Gerade hier ist es dann wichtig, dass man ein gutes, aufmerksames Team hat.
Zusammen mit Diana bewache ich die Bühne bei einem Auftritt von Seal
Die Stars schützen ist das eine. Aber wenn schon bei der Einlasskontrolle der Veranstaltung nicht ordentlich gearbeitet wird oder es irgendwo eine Sicherheitslücke gibt, dann passieren schon mal merkwürdige Dinge. Auf der Bambi-Gala 2002 liefen auf einmal zwei Personen durch den noch leeren Backstagebereich, die wie Sanitäter gekleidet waren. Das Dumme war nur: Unsere eigenen Sanitäter tragen stets einen Anzug und sind von den restlichen Securitys kaum zu unterscheiden. Also sprach ich die zwei an und bat sie, mit ins Sicherheitsbüro zu kommen. Erwischt! Sie gaben zu, sich reingeschmuggelt zu haben. Auf solche Ideen muss man erst mal kommen. Da kann man im Security-Briefing an alles denken und die Mitarbeiter mit Informationen zuschütten. Die Rechnung der zwei ging zum Glück nicht auf. Bevor sie sich den Prominenten nähern konnten, war der Spaß auch schon vorbei.
Die meisten Stars haben einen eigenen Bodyguard, der sie überallhin auf der Welt begleitet. Wir werden dazugebucht, etwa um die Hoteletage zu sichern, in der sie wohnen. Oder um sie durch die Stadt zu begleiten, weil sie sich in den fremden Citys ja nicht auskennen. Meist kommt der Bodyguard einen Tag früher nach Berlin und inspiziert alle Locations, wo er mit seiner Schutzperson hinmuss. Ab diesem Moment stehen wir ihm zur Verfügung, besprechen Abläufe und sind bei der Kommunikation behilflich. Meine Personen- und Begleitschützer sprechen alle mindestens eine Fremdsprache. Wenn sich der Bodyguard in seiner Muttersprache mit unserem Mann unterhalten kann, ist das sehr von Vorteil. Missverständnisse können so vermieden werden. An dem Tag, an dem wir dann die Schutzperson begleiten, sind wir meist als Voraufklärer bereits vor Ort, bevor der Star eintrifft. Das ist zum Beispiel dann wichtig, wenn viele Fans oder Paparazzi auf ihn warten. Im Zweifelsfall können wir dann den Hinweis geben, einen anderen Weg oder Eingang zu nutzen.
Wenn das nicht möglich ist, sind wir dafür da, die Presse, die Paparazzi und die Fans mit ihren Autogrammwünschen in Schach zu
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