Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
unangenehmen Situation zu tun. Oliver Pocher wollte als Frau verkleidet auf den roten Teppich, um dort die vielen Promis für seine Show zu interviewen. Also stöckelte er da mit einem Kamerateam im Pressebereich rum. Er hatte keine Akkreditierung, um auf den roten Teppich zu dürfen, doch er versuchte sich mittels der anderen Promis immer weiter in diese Richtung zu schieben.
Irgendwie musste ich zusehen, wie ich den da wieder wegbekam. Pikanterweise wurden wir nicht nur von Pochers Team permanent gefilmt, auch ich selber hatte an diesem Abend ein TV-Team an meiner Seite, das einen Bericht über meine Tätigkeit machen wollte. Ihn also einfach links und rechts am Arm ergreifen und vom roten Teppich runtertragen, wäre nicht so galant gewesen. Also blieb uns nichts weiter übrig, als immer wieder stoisch zu wiederholen, dass er als Gast auf dieser Veranstaltung nicht erwünscht sei und dass er den für ihn gesperrten Bereich verlassen solle. Als er meiner mehrfachen Aufforderung nicht nachkam, holten wir die Polizei dazu, die ihm dann einen Platzverweis für den Rest des Abends gab und ihn abführte. Tja, auch TV-Komiker haben sich an die Regeln zu halten.
Bei der Gala an diesem Abend war Leonardo diCaprio der Star des Abends. Logisch, dass da vor der Tür Hunderte von Mädels standen, die ihrem Star am liebsten um den Hals gefallen wären. Und die Presse stand eh immer Spalier, wo er auftauchte. Also wollte er nach der Verleihung schnellstmöglich raus, ohne von der Meute entdeckt zu werden. Da wirklich alle Eingänge von Fotografen besetzt waren, blieb uns nichts anderes übrig, als ihn da durchzuschleusen. Es kann ja wohl nicht so schwer sein, die drei Meter von der Ausgangstür bis zur Limousine zu überbrücken. Aber wieder einmal wurde uns bewusst, wie brutal die Presse auf der Jagd nach dem besten Foto ist. Echt nicht normal!
Der Run auf Leonardo DiCaprio
Eine ganz große Nummer war auch Usain Bolt. Bei der Leichtathletik-WM in Berlin 2009 haben wir die Hotels der Sportler gesichert. Hier durfte man nur mit einer ganz bestimmten Akkreditierung rein. Die Sportler sollten sich in Ruhe auf ihren Wettkampf vorbereiten können, ohne dass ständig Fans oder Journalisten nervten. Da hatten wir pro Tag ca. 150 Sicherheitsmitarbeiter im Einsatz.
Darüber hinaus waren wir auch noch für einzelne Sportler als Personenschützer gebucht. Diana betreute den Mega-Athleten Usain Bolt, der im Hotel Berlin untergebracht war. Er lief bei der WM zwei Mal Weltrekord und hängte dabei auf deprimierende Weise den US-Amerikaner Tyson Gay ab.
Insgesamt war Usain ein sehr zurückhaltender Typ. Anfangs war es schwer gewesen, an ihn heranzukommen, weil er nicht angesprochen werden wollte. Aber Diana kam zu Ohren, dass er während der Leichtathletik-WM Geburtstag hatte. Also wollten wir ihm eine Überraschung bieten. Diana sprach mit seinem Manager, zu dem sie mittlerweile einen guten Draht hatte, was er denn cool finden würde. Wir hatten die Idee, für ihn eine Spritztour mit einem Ferrari zu arrangieren. Was nicht ganz ohne Risiko war, denn erst ein paar Wochen zuvor hatte Usain Bolt sich in einem nigelnagelneuen 6er-BMW wegen zu schnellen Fahrens überschlagen. Aber egal. Wir besorgten ihm einen Hammerferrari.
Diana fragte ihn beim Frühstück, ob er eventuell am Mittag ein paar Minuten Zeit hätte für eine Geburtstagsüberraschung. Als er dann das Auto sah, wurde er ganz locker. Zuerst fuhr ich mit ihm im Ferrari durch die Stadt auf die Avus raus und erklärte ihm dabei den Wagen. Dann wurde an der Autobahnraststätte getauscht. Und von dem Moment an bangte ich für 20 Minuten um mein Leben.
Diana war mit seinem Manager im 7er-BMW mitgefahren, damit er eine vertraute Person dabeihatte, falls wir irgendwo angehalten worden wären. Sie meinte hinterher, dass sie mit dem BMW keine Chance hatte, an Usain und mir dranzubleiben. Wir hatten sie in Nullkommanix abgehängt. Links, rechts, Gas geben, bremsen, Stoßstange an Stoßstange mit dem Auto vor uns. Usain fuhr wie ein Rennfahrer. So was wie ein Überholverbot auf der linken Spur kannte er nicht. Und auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen interessierten ihn nicht. Immerhin: Er fand seine Geburtstagsüberraschung supercool!
Usain Bolt bei seiner Geburtstagsüberraschung
Nach seinen Sprints am Ende des Wettkampfs wollte er mit seinen Leuten aus Jamaika Party machen. Sein Manager fragte Diana, wo man in Berlin gut feiern könne. Wir machten die VIP-Area
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