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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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besonderer Dank gilt
hier Sebastian Grebe, Johanna Wack und den Lektoren Hildegard
Brendel und Claus Rosenkranz. Vor allem aber möchte ich meinem
Mann Gero Götschenberg danken, ohne den dieses Buch nie entstanden wäre, der mich bei der Arbeit daran inhaltlich wie moralisch unterstützt, bestärkt, kritisch begleitet, von manchem abgehalten und zu
vielem ermutigt hat. Und schließlich: Danke, David.

    Berlin, im November 2012
    Michael Götschenberg

     

s ist Montag, der 13. Februar 2011. Morgens um sieben herrscht
reger Betrieb auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel.
Der Regierungsairbus „Konrad Adenauer" steht startklar auf
dem Rollfeld. Die Maschine soll Bundespräsident Christian Wulff und
seine Frau Bettina zu einem Staatsbesuch nach Rom fliegen. Sie werden begleitet von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus
dem Präsidialamt sowie von einer großen Wirtschaftsdelegation. Wie
fast immer, wenn der Bundespräsident ins Ausland reist, sind auch
Journalisten, Kameraleute und Fotografen dabei. Präsidentenreisen
gehören zu den schöneren Dingen, die der politische Betrieb der
Hauptstadt den Medienvertretern zu bieten hat. Anders als bei Reisen
der Kanzlerin ist das Interesse an den Auslandsreisen des Bundespräsidenten in den Redaktionen zu Hause oft nicht so hoch. Doch nicht
so dieses Mal: Das Interesse an der Reise ist gewaltig. Der Staatsbesuch
in Italien ist die erste große Auslandsreise, die Wulff unternimmt, seit
seine Präsidentschaft wankt. Seit Wochen kämpft er um sein politisches Überleben. Die Reise ist die erste Möglichkeit seit Ausbruch der
Krise, den Präsidenten und seine Frau für mehrere Tage aus nächster
Nähe zu beobachten und zu befragen. Es gibt einen kleinen Kreis von
Journalisten, die das Staatsoberhaupt regelmäßig begleiten, und je
nach Reiseziel und Bedeutung der Reise ist die Zahl der mitreisenden
Medienvertreter mal größer oder kleiner. Der Bundespräsident ist dafür bekannt, dass er auf seinen Auslandsreisen gelöst und locker
ist, einen jovialen und offenen Umgang mit den Journalisten pflegt.
Doch dieses Mal ist alles anders: Von entspannter Lockerheit kann
keine Rede sein.

    Exakt zwei Monate ist es her, dass die Krise um Christian Wulff
ihren Anfang genommen hat. Mit einem Artikel in der Bild-Zeitung
am 13. Dezember 2011 über die Hausfinanzierung der Wulffs beginnt
alles. In den neun Wochen, die seitdem vergangenen sind, erlebt die
Republik eine der schwersten politischen Krisen in ihrer Geschichte.
Nahezu täglich beherrscht die „Causa Wulff" die Schlagzeilen und
Nachrichtensendungen, nie ist ein Bundespräsident so unter Druck
geraten wie Christian Wulff. Der überwiegende Teil der Medien fordert seinen Rücktritt, in der Politik verfolgen die meisten nur noch
kopfschüttelnd seinen politischen Überlebenskampf, auch viele von
denen, die Wulff vor 590 Tagen gewählt haben. Doch Wulff ist entschlossen, im Amt zu bleiben. Der Staatsbesuch in Italien interessiert
die Medien höchstens am Rande. Im hinteren Teil der Kabine, wo
die Journalisten sitzen, spricht man nur über die Situation des Präsidenten, die Vorwürfe, sein Krisenmanagement, was von ihm wohl
dazu zu hören sein wird auf der Reise. Endzeitstimmung hängt in der
Luft, die Republik wartet gespannt darauf, wie die Staatsanwaltschaft
in Hannover sich entscheidet: ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen
den Bundespräsidenten auf den Weg bringt, das dann, davon sind alle
überzeugt, endgültig den Rücktritt nach sich ziehen würde. Das Gerücht geht um, dass die Entscheidung der Staatsanwaltschaft unmittelbar bevorstehe, möglicherweise sogar noch während der Reise zu
erwarten sei. Das mediale Interesse an der Präsidentenreise ist so hoch
wie an keiner anderen, die Wulff bisher ins Ausland unternommen
hat. Zuvor gingen im Bundespräsidialamt etwa viermal so viele Anmeldungen zur Mitreise von Medienvertretern ein, wie Plätze vorhanden sind. Zwanzig Journalisten, Fotografen und Kameraleute sind an
Bord, die maximale Zahl. Die Berichterstattung in diesen Tagen
befasst sich längst mit der Zeit danach: Hat Wulff Anspruch auf den
Ehrensold, wenn er zurücktritt? Jeder Bundespräsident, dessen Amts zeit endet, hat bis an sein Lebensende Anspruch auf die vollen Präsidentenbezüge. Auch Horst Köhler hat diesen Anspruch, obwohl seine zweite Amtszeit durch seinen Rücktritt vorzeitig zu Ende ging.
Doch auch Wulff? In dem Alter? Und mit einem

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