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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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dieselbe Richtung. Die Nürnberger Nachrichten schreiben: „Wulff selbst hat das Vertrauen in das höchste Amt
beschädigt."
    Im Bundespräsidialamt kommt man mit der Beantwortung der Flut
von Nachfragen zur Hausfinanzierung kaum nach. Wulff entschließt
sich, dem Druck nachzugeben, und gibt am 15. Dezember eine lange
schriftliche Erklärung ab. Der Präsident rudert zurück. Wulff räumt ein,
dass durch seine Darstellung im Landtag im Februar 2010 ein „falscher Eindruck" entstehen konnte: „Ich bedaure das." Außerdem räumt er ein,
„es wäre besser gewesen", wenn er den Privatkredit mit Edith Geerkens
erwähnt hätte. Wulff betont erneut, dass er den Kredit mit Edith Geerkens vereinbart habe. Den Vorwurf, er habe diesen deshalb aufgelöst,
weil seine Beziehungen zu Egon Geerkens Thema im Landtag wurden,
weist er zurück: Bereits drei Monate vorher habe er Gespräche mit einem
Privatkundenberater der BW-Bank aufgenommen. Die Gespräche habe
Egon Geerkens angeregt, im März 2010 sei dann eine Anschlussfinanzierung zustande gekommen, und zwar in Gestalt eines kurzfristigen
Geldmarktdarlehens. Ein weiterer Satz wird Wulff einige Zeit später
noch zum Verhängnis: „Inzwischen habe ich das Geldmarktdarlehen in
ein langfristiges Bankdarlehen festgeschrieben." Denn als er das mitteilt,
ist das Darlehen noch nicht unterschrieben.

    Wulff schaltet außerdem ein Anwaltsbüro ein. Mit der Sozietät
Redeker Sellner Dahs wendet er sich an absolute Profis, wenn es um
prominente, politisch brisante Fälle geht. Es ist dieselbe Sozietät, die
auch schon Johannes Rau vertreten hat, als dieser, ebenfalls als Bundespräsident, von einer Flugaffäre eingeholt wurde, die in seine Amtszeit als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen fiel. Wulff entscheidet sich zunächst, die Kreditunterlagen in einem Berliner Büro der
Sozietät für Journalisten zur Ansicht auszulegen. Das Interesse ist
groß: Dutzende Journalisten kommen in das Büro am Leipziger Platz
in Berlin, um sich die Dokumente anzusehen. Die Regeln sind strikt:
Die Kreditverträge zu fotografieren ist nicht erlaubt, darüber wacht
das Personal des Büros mit Argusaugen. Abschreiben hingegen darf
man, was man liest. Kamerateams rücken an, müssen aber feststellen,
dass es außer einem schlanken Ordner mit nicht einmal 30 Seiten
nichts Spannendes zu drehen gibt. Das Anwaltsbüro wird außerdem
damit beauftragt, die Beantwortung aller Presseanfragen rund um
die Hausfinanzierung zu übernehmen, da es sich um eine Angelegenheit handelt, die mit der Amtszeit des Ministerpräsidenten Wulff
zusammenhängt.
    Im Bundestag ist man nach Wulffs schriftlicher Erklärung bereit,
einen Strich unter die Angelegenheit zu ziehen. Die Koalition will das Problem vom Tisch haben und die Opposition will nicht als Königsmörder dastehen. So erklärt Peter Altmaier, der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, die Debatte für beendet. Wulff habe
sich „schnell, umfassend und angemessen geäußert". Auch die SPD
dreht bei. Fraktionsgeschäftsführer Oppermann meint, Wulffs Entschuldigung verdiene Respekt: „Jeder Mensch kann Fehler machen."
Für die Medien ist das Thema noch nicht erledigt. Nur einen Tag
nachdem Wulff sich erneut erklärt und schließlich entschuldigt hat,
ruft der Spiegel noch einmal bei Egon Geerkens an. Einmal mehr geht
es darum, wie das mit dem Privatkredit gelaufen ist. Durch hartnäckiges Nachfragen erfährt der Spiegel, dass das Geld zwar von Edith
Geerkens' Konto kam, ihr Mann aber eine Vollmacht für das Konto
habe und sich auch um die Abwicklung des Kredits gekümmert habe.
Schließlich habe Wulff, als er den Privatkredit im März 2010 abgelöst
habe, die Summe auf ein gemeinsames Konto der Eheleute überwiesen.
Außerdem will der Spiegel von Egon Geerkens erfahren haben, dass
seine Frau kein eigenes Vermögen mit in die Ehe gebracht habe. Kam
das Geld am Ende also doch von Egon Geerkens? Gerade erst hat
Christian Wulff versucht, die Affäre zu einem Ende zu bringen, da
stehen schon wieder neue Fragen im Raum.

    Am 17. Dezember 2011 erscheint der Spiegel mit dem Titel „Der
falsche Präsident". Nachdem sich das Magazin im Juni 2010 im „Präsidentschaftswahlkampf" mit dem Titel „Joachim Gauck. Der bessere Präsident" für Gauck ausgesprochen hat, folgt jetzt in Anlehnung
an den Titel von damals eine Abrechnung mit der bisherigen Präsidentschaft und der Person Christian Wulff, dessen „Hang zum

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