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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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geschäftliche Beziehungen zwischen ihm
und dem Unternehmer Egon Geerkens gebe, beantwortete Wulff seinerzeit mit Nein, obwohl es den Privatkredit mit Frau Geerkens gab.
Der Bild-Artikel schlägt ein wie eine Bombe. Am selben Tag versucht
das Bellevue, die Vorwürfe mit einer Pressemitteilung zu entkräften:
Präsidentensprecher Glaeseker erklärt, dass Wulff den Landtag in Niedersachsen nicht belogen habe, da sich die Anfrage der Grünen auf
geschäftliche Beziehungen zu Egon Geerkens oder zu einer Firma, an der er beteiligt war, bezogen habe. „Solche geschäftlichen Beziehungen
bestanden oder bestehen nicht." Die Vereinbarung habe mit Frau
Edith Geerkens bestanden, und zwar über ein „Darlehen aus ihrem
Privatvermögen". Dementsprechend sei die „unmissverständliche Anfrage wahrheitsgemäß verneint" worden.

    Die Erklärung weist weiter darauf hin, dass Wulff mit Frau Geerkens
seit vielen Jahren befreundet sei und erläutert die Einzelheiten der Kreditvereinbarung, wie den Zinssatz von vier Prozent, und dass die fälligen Zinsen „fristgerecht gezahlt" worden seien. Außerdem teilt Wulff
mit, dass der Privatkredit im Frühjahr 2010 durch „eine Bankfinanzierung mit niedrigerem Zinssatz abgelöst" worden sei. Die Erklärung
endet mit der Klarstellung, dass Wulff selbst Bild die Informationen zu
seinem Privatkredit zur Verfügung gestellt habe, unter der Voraussezung, dass die Zeitung „aus Gründen des Datenschutzes und des Schutzes von Persönlichkeitsrechten" zugesichert habe, den Namen der Kreditgeberin nicht zu nennen. Die Spitze gegen Bild ist völlig unnötig
und zeigt letztlich nur, wie sehr der Bundespräsident Bild die Berichterstattung übel nimmt. Die Pressemitteilung ist der Versuch, den Vorwurf zu entkräften, der Landtag sei getäuscht worden, und in dem
Maße Transparenz herzustellen, dass keine Fragen zur Finanzierung
des Hauses mehr offenbleiben. Sie erreicht das Gegenteil.
    Die Unterscheidung zwischen Egon Geerkens und seiner Frau ist
zwar formal juristisch korrekt, wirkt aber spitzfindig. Sie erweckt sofort
den Eindruck der Trickserei. Wulff hat den Landtag zwar nicht getäuscht, aber er hat nur die halbe Wahrheit gesagt. Er hat exakt auf
die Frage geantwortet, wie sie formuliert war, wohl wissend, dass die
Opposition sich natürlich für den Privatkredit interessieren würde,
wenn sie davon wüsste, und darin möglicherweise sehr wohl eine Geschäftsbeziehung sehen würde. Er hat das verschwiegen, wonach nicht
explizit gefragt worden ist. Die Gründe dafür sind naheliegend: Wulff
hatte im Februar 2010 gerade eine Affäre um ein Air-Berlin-Upgrade
hinter sich gebracht. Die Wulffs waren im Dezember 2009 nach Miami in den Urlaub geflogen, um in der Villa eben des Ehepaars Geerkens, das mit einem Privatkredit bei der Hausfinanzierung geholfen hat, den Jahreswechsel zu verbringen. Air Berlin hatte ihnen für den
Flug ein kostenloses Upgrade in die Businessclass angeboten, was die
Wulffs annahmen.

    Die Sache kommt raus, wird Thema im Landtag und Wulff gibt
klein bei. Er zeigt Reue, räumt sogar einen Verstoß gegen das Ministergesetz ein, entschuldigt sich und bezahlt das Upgrade. Er räumt das
Problem ziemlich schnell ab. Die Kleine Anfrage der Grünen nach
seinen geschäftlichen Beziehungen zu Egon Geerkens ist der Versuch
der Opposition, noch einmal nachzulegen. In dieser Situation einzuräumen, er habe bei den Geerkens nicht nur Urlaub gemacht, sondern
sich auch eine halbe Million Euro bei ihnen geliehen, hätte seine Situation nicht gerade vereinfacht. Wulff entscheidet sich deshalb dafür,
nur das zu beantworten, was er muss.
    Moralisch bringt ihn das im Dezember 2011 in eine schwierige
Position. Wulff ist mittlerweile Bundespräsident, nicht mehr Ministerpräsident, und als solcher vor allem eine moralische Autorität. Sein
formal korrektes, aber moralisch fragwürdiges Verhalten als Ministerpräsident beschädigt nun seine Autorität als Bundespräsident. Gleichzeitig wirft die Unterscheidung zwischen Egon Geerkens und seiner
Frau sofort Fragen auf: Kann man überhaupt unterscheiden zwischen
seinem und ihrem Vermögen? Kommt das Geld also wirklich von ihr?
Oder ist Frau Geerkens deshalb Kreditgeberin, um zu verschleiern,
dass das Geld in Wahrheit von ihrem Mann kommt? Wer ist dieser
Egon Geerkens überhaupt, in welchem Verhältnis steht er zu Christian Wulff, und warum leiht seine Frau Wulff eine halbe Million Euro,
dazu noch ohne Sicherheiten?

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