Der Boss und die sexy Luegnerin
„Dafür hatte er keine Zeit. Er ist schon auf dem Weg ins Amazonasgebiet zu einem geheimen Treffen mit einem seiner Kontakte. Wäre er erst nach Hause gekommen, dann hätte er wohl eine nächste Möglichkeit verpasst.“
Trotzdem gefiel es Vance nicht. Die Goldherz-Statue war eine Legende. Sammler in der ganzen Welt hatten über ein Jahrhundert lang nach ihr gesucht. Sie in einem Safe zu lassen, war ein Risiko, ganz gleich, wie sicher dieser Safe sein mochte. „Wann wird er zurück sein?“
„Das weiß ich nicht.“ Ann war immer noch in die Betrachtung der Fotos versunken. „Er hat gesagt, es könnte ein paar Schwierigkeiten geben mit seinem nächsten Vorhaben.“
„Schwierigkeiten? Was für Schwierigkeiten?“
„Hat er nicht gesagt.“
Typisch für seinen Bruder. Verdammt. Wenn es Schwierigkeiten gab, wollte Vance darüber Bescheid wissen. „Wonach ist er denn dort auf der Suche?“
„Das hat er mir auch nicht verraten.“ Sie hob den Blick. „Roark hält uns nicht wirklich auf dem Laufenden, wenn er auf einem seiner Abenteuer ist. Das weißt du doch, Vance. Und du hast es gerade selbst gesagt: Niemand ist besser als Roark bei dem, was er tut.“
„Schon. Das heißt aber nicht, dass mir das gefällt.“
„Vergiss doch mal alles andere, Vance. Begreifst du überhaupt, was das hier für uns bedeutet? Die Goldherz-Statue könnte bei einer Auktion gut und gerne zweihundert Millionen bringen. Mehr vielleicht. Und da rechne ich noch nicht einmal den Rest der Sammlung mit ein. Der im Übrigen nicht unbedeutend ist.“
„Ich weiß, Ann.“ Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl. Nicht wegen der Statue. Wenn Roark sagte, dass sie echt war, dann vertraute er ihm. Aber warum tauchte sie gerade jetzt auf? War das nicht verdächtig? Ein wenig zu perfekt?
„Sobald wir diese Neuigkeiten rausbringen, ist Waverlys über jeden Zweifel erhaben.“ Ann sprach voller Ehrfurcht. „Niemand wird mehr über irgendetwas anderes reden als die Statue und darüber, dass Waverlys das Spitzenauktionshaus der Welt ist.“ Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. „Da kann Dalton nichts gegen uns ausrichten.“
Vance musterte sie. War doch etwas dran an den Gerüchten über Dalton und Ann? Dem Vorstand gegenüber hatte sie das verneint, aber zweifellos würde sie lügen, um sich zu retten. Blieb die Frage, ob sie dafür auch Waverlys verraten würde.
Er glaubte nicht daran. Aber Ann war emotional angegriffen, vielleicht sogar einem Zusammenbruch nahe. In ihren sonst so kühlen, emotionslosen Augen stand jetzt eine Leidenschaft, die er nie zuvor an ihr gesehen hatte.
Vielleicht kämpfte nicht nur Charlie gegen eine Bedrohung aus unbekannter Quelle an. Vielleicht kämpfte auch Ann gegen ihre ganz eigenen Dämonen.
„Das sind alle?“
Charlie blickte zu Vance, der neben ihrem Schreibtischstuhl hockte und die Mails studierte, die sie auf den Bildschirm geholt hatte. Die Wärme seines Körpers, so nah an ihrem, vernebelte ihr die Sinne und vertrieb jeden vernünftigen Gedanken. Es grenzte schon an ein Wunder, dass sie noch wusste, wie man atmete.
Er schaute sie an, und etwas in ihrem Blick musste sie verraten haben. Seine braunen Augen verdunkelten sich, während die goldenen Sprenkel darin umso heller aufschienen. „Wenn du mich weiter so ansiehst, kriegen wir hier nichts zustande.“
„’tschuldigung.“ Sie fühlte Hitze in ihren Wangen aufsteigen und war entsetzt. Du Idiotin, beschimpfte sie sich insgeheim, er will dir helfen. Du könntest wenigstens versuchen bei der Sache zu bleiben! „Ja, das sind alle. Mit Ausnahme von der, die ich heute Morgen bekommen habe.“
„Es gibt noch eine? Zeig sie mir.“
Sie hatte sie ihm nicht zeigen wollen, obwohl das dumm war. Sie hatte ihm alle ihre Geheimnisse erzählt. Aber diese Mail war bedrohlicher. Angsteinflößender. Sie wollte sie nicht noch einmal lesen müssen. Trotzdem konnte sie den Blick nicht von dem Text abwenden, der nun auf dem Bildschirm erschien.
Kein weiteres Hinhalten mehr. Gib mir, was ich will, oder Du verlierst das Kind. Ich weiß, wo Du wohnst. Ich kenne Deine Geheimnisse. Ich bin die Spielchen leid. Melde Dich morgen um 17 Uhr bei mir.
„Widerlicher Mistkerl.“ Vance knirschte mit den Zähnen. „Hast du ihm geantwortet?“
„Ja. Gleich nach der ersten Mail. Ich habe versucht, ihn dazu zu bringen, mir zu sagen, wer er ist. Hat er natürlich nicht. Und nach dieser hier habe ich ihm noch eine geschickt und um mehr Zeit gebeten. Keine
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