Der Boss und die sexy Luegnerin
du es noch nicht. Schön, dann freue ich mich schon darauf, deine Reaktion zu sehen.“
„Ann, wovon redest du?“ Vance wollte zurück in sein Büro. Zurück zu Charlie. Es gab unendlich viel zu tun. Er musste diese Mails sehen. Er musste Charlie noch einmal küssen. Verwirrt über diesen Gedanken runzelte er die Stirn.
„Über das hier.“ Sie reichte ihm die Papiere.
Schnell überflog er den Text und konzentrierte sich dann auf die Abbildungen. „Ist es das, was ich denke?“
„Wenn du dabei an die Rayas-Sammlung denkst inklusive der Goldherz-Statue“, flüsterte sie, „dann ja. Das ist sie.“
„Aber die gilt seit mehr als hundert Jahren als verschollen.“ Vance konnte den Blick nicht von den Bildern der Statue lösen.
„Roark hat sie gefunden.“ Ann strahlte. „Manchmal ist er zwar schwierig im Umgang und noch schwieriger im Blick zu behalten, aber dein Bruder kann Wunder wirken, wenn es um Funde fürs Haus geht.“
Ein Wunder. Genau das war die Entdeckung dieses Kunstwerks. Verblüfft starrte Vance auf die Fotos der berühmten Statue. In der Legende dazu hieß es, dass der König von Raya für jede seiner drei Töchter die Statue einer Frau anfertigen ließ. Jede war ungefähr fünf Zentimeter groß und stand auf einem Sockel aus purem Gold, der jeweils einen einzigartigen Stempel trug. Und auf jeder der Frauenfiguren prangte ein Herz aus Gold.
Sie sollten den Töchtern des Königs Glück in der Liebe bringen. Und alle drei Töchter – sowie alle folgenden Generationen – hatten dieses Glück. Solange die Statuen in den jeweiligen Palästen blieben. Eine der Statuen gehörte heute der Familie von Scheich Raif Khouri, und die zweite war noch immer ein Erbstück in der ursprünglichen Königsfamilie. Die dritte allerdings war verschwunden. Entweder hatte ein Familienmitglied sie gestohlen oder verkauft – das zumindest war die landläufige Annahme.
Sobald die Statue aus ihrem Palast verschwunden war, befiel diesen Zweig der Familie ein Unglück nach dem anderen, bis er schließlich ausgestorben war. Was einen fast dazu bringen konnte, an die Legende zu glauben.
Aber dass diese Statue jetzt in einer Sammlung auftauchte, war verdammt ungewöhnlich. Wo kam sie her? Wie hatte Roark sie gefunden? Und warum hatte er ihm nichts davon gesagt? Als sie sich getroffen hatten, musste Roark doch schon eine Spur zur Statue gehabt haben. Warum hatte er sie nicht erwähnt?
„Roark hat dir diese Fotos geschickt?“
„Ich habe sie heute Morgen per Fax erhalten.“ Ann blickte auf die Fotos und strahlte. „Umwerfend. Einfach umwerfend. Und sie gehört Waverlys.“
Unglaublich. Vance starrte auf die Fotos. Ein stolzes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, während er die drei anderen Gegenstände betrachtete, die auch Teil der Auktion sein würden. Roark hatte es geschafft. Er hatte die weltweit begehrtesten Auktionsgegenstände gefunden, gerade als Waverlys gute Presse mehr als nötig hatte. Ein Geschenk des Himmels, dachte er, und genau zur richtigen Zeit.
„Wo ist die Statue jetzt?“
Ann blickte hoch und blinzelte, als müsse sie erst wieder zu sich kommen. Und das konnte er ihr nicht verübeln. Die letzten Wochen waren voller Anspannung und Probleme gewesen, und diese Neuigkeiten konnten das alles verändern. Für Ann ebenso wie für Waverlys.
„Er bewahrt sie in seinem Safe in Übersee auf. Da ist sie sicher, bis er sie herbringen kann. Aber vorher hat er sie authentifizieren lassen, Vance. Sie ist echt. Es gibt keinen Zweifel: Das ist die verloren geglaubte Goldherz-Statue.“
Vance nickte.
„Bevor ich die Neuigkeit an die Presse gebe, wollte ich deine Meinung einholen. Wir dürfen uns hier keinen Fehler leisten. Wenn wir erst einmal verkündet haben, dass die Goldherz-Statue in unserem Besitz ist, steht Waverlys guter Ruf auf dem Spiel.“
Sie hatte natürlich recht. Sollte sich die Statue als Fälschung herausstellen, konnte das Waverlys zerstören. „Roark kennt sich aus, das weißt du so gut wie ich. Niemand sonst hat so hervorragende Instinkte – oder sein Wissen über Kunst und Antiquitäten. Wenn er sagt, die Statue ist echt, dann ist sie echt.“
Ann seufzte erleichtert auf. „Genau das war auch mein Gefühl. Ich brauchte nur eine Bestätigung dafür. O Gott, Vance, ist dir klar, was das für Waverlys bedeutet?“
„Ich weiß. Aber verdammt, warum lässt Roark so eine Kostbarkeit in einem Safe in Übersee? Warum bringt er sie nicht gleich her?“
Ann winkte ab.
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