Der Bourne Befehl
deprimierend, dass die Schränke seit ihrem Tod nicht mehr angerührt worden waren. Wie würde das Haus aussehen, wenn Maggie hier wohnen würde?, fragte er sich.
Schließlich meldete sich Robbinet. »Chris, ich wollte dich gerade anrufen. Es hat hier leider einen Vorfall gegeben.«
»Was für einen Vorfall?« Hendricks lauschte mit schwitzenden Händen, während Robbinet berichtete, was Soraya, Aaron Lipkin-Renais und dem Ägypter Chalthoum zugestoßen war, nachdem sie mit Marchand gesprochen und ihm gefolgt waren.
»Dann ist Chalthoum also tot.« Herrgott, was für eine Scheiße. Der Chef des ägyptischen Geheimdienstes auf französischem Boden ermordet. Kein Wunder, dass Robbinet noch in seinem Büro war. Er würde wahrscheinlich die ganze Nacht dort sein. »Ist Soraya okay?«
»Soweit Aaron weiß, ja.«
»Verdammt, was soll das heißen?«
»Sie ist immer noch bewusstlos.«
Hendricks’ Magen begann zu pulsieren wie ein zweites Herz. Er öffnete den Arzneischrank, nahm sich eine Prilosec und schluckte die Tablette ohne Wasser. Er wusste, dass er zu viel von dem Zeug nahm, aber das war ihm im Moment egal.
»Wird sie überleben?«
»Die Ärzte untersuchen sie noch …«
»Verdammt, Jacques, Sie müssen alles tun, damit sie’s schafft.«
»Aaron sagt, die Ärzte …«
»Vergessen Sie Lipkin-Renais«, fiel ihm Hendricks ins Wort. »Jacques, Sie müssen sich selbst um Soraya kümmern.«
Einige Augenblicke war Schweigen. »Chris, ich stecke knietief in der Scheiße wegen der Ermordung von Chalthoum.«
»Er wurde von nordafrikanischen Extremisten getötet.«
»Ja, aber auf französischem Boden. Die ägyptische Botschaft ist aus dem Häuschen.«
Hendricks überlegte einen Augenblick. »Ich sag Ihnen was: Ich regle das mit den Ägyptern, wenn Sie sich um Soraya kümmern.«
»Meinen Sie das ernst?«
»Absolut. Jacques, Sie würden mir damit einen großen Gefallen tun.«
»Sie mir auch, wenn Sie mir wirklich die Ägypter vom Hals schaffen könnten. Wir haben schon genug Probleme mit den Arabern hier – umso schlimmer, wenn das an die Öffentlichkeit kommt.«
»Das wird es nicht«, versicherte Hendricks grimmig. »Jacques, bitte sorgen Sie dafür, dass mein Mädchen wieder auf die Beine kommt.«
»Ich melde mich, sobald es etwas Neues gibt, Chris.« Er gab Hendricks seine neue verschlüsselte Handynummer. »Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen.«
Doch das gelang Hendricks nicht. Verdammt , dachte er, als er die Verbindung trennte und die Nummer des ägyptischen Präsidenten heraussuchte, was zum Teufel passiert da mit meinen Leuten?
Don Fernando wartete bereits auf dem Flur, als Bourne und Essai nach ihrem Gespräch aus der Bibliothek kamen.
»Jason, auf ein Wort, bitte.«
Essai nickte kurz und ging weiter.
»Wie ist es gegangen?«, fragte Don Fernando.
»Das werden wir noch sehen«, antwortete Bourne.
Don Fernando zog eine Zigarre hervor, biss das Ende ab und zündete sie an. »Sie fragen sich wahrscheinlich, warum ich Estevan nichts gesagt habe«, begann er, während er aromatische Rauchwolken in die Luft blies.
»Wie Sie mit Ihren Freunden umgehen, ist Ihre Sache«, erwiderte Bourne.
Don Fernando sah ihm einen Moment lang in die Augen. »Ich mag Sie, Jason. Ich mag Sie wirklich sehr. Deswegen nehme ich Ihnen den unausgesprochenen Vorwurf auch nicht übel.« Er stockte kurz, nahm die Zigarre aus dem Mund und betrachtete das glühende Ende. »Eine Freundschaft kann viele Gesichter haben. Aber als erfahrener Mann wissen Sie das bestimmt selbst.« Er hob den Blick und sah ihm in die Augen. »Obwohl Sie wahrscheinlich ihre eigenen Maßstäbe haben. Sie gehören zu einer aussterbenden Rasse, mein Freund. Sie erinnern mich an eine Zeit, als Gewissen, Ehre, Pflichtgefühl und Freundschaft noch etwas bedeuteten.«
Bourne schwieg. Er ließ sich nicht gern von anderen sagen, was für ein Mensch er war, auch wenn es vielleicht der Wahrheit entsprach.
»Dann kommen wir jetzt zum schwierigen Teil.« Don Fernando steckte die Zigarre in den Mundwinkel. »Kaja hat ein Auge auf Sie geworfen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie hat sich in Sie verliebt«, sagte Don Fernando geradeheraus.
»Das ist doch absurd. Auch wenn sie es vielleicht nicht sagt – sie hasst mich, weil ich ihre Mutter umgebracht habe.«
»Ein Teil von ihr sicher, aber das kommt aus einer Zeit, in der sie Sie noch nicht gekannt hat und immer das Bild ihrer toten Mutter vor Augen hatte. Aber jetzt sind Sie persönlich in ihr Leben
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