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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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quadratischer Raum mit einem Fenster über Brusthöhe, durch das das Licht der Sonne oder der Straßenlaternen wie durch das Rosettenfenster einer Kathedrale hereinfiel.
    Ein massiger Mann mit einem fettig aussehenden Bart saß mit überkreuzten Beinen auf einem Gebetsteppich. Er sprach mit zwei Männern, die sogleich aufstanden und sich zu beiden Seiten des Raumes mit dem Rücken zur Wand stellten. Der beleibte Mann strich sich mit seinen dicken Fingern durch das Gewirr seines Bartes, der genauso schwarz war wie seine Augen.
    »Sie kommen vom SWR?«, fragte er mit schwerfälliger Stimme. »Von Zatschek?«
    Boris nickte.
    »Sie wollen etwas über Viktor Tscherkesow erfahren«, fuhr der Mann fort. »Warum er hergekommen ist, mit wem er sich getroffen hat und worum es dabei ging.«
    »Das ist richtig.«
    »Diese Informationen sind nicht leicht zu beschaffen. Ich bringe mich damit in eine gefährliche Situation.« Der massige Mann räusperte sich. »Ihnen ist klar, dass das etwas kostet.«
    Es war keine Frage, also schwieg Boris.
    Der Mann lächelte und entblößte zwei goldene Schneidezähne. Die übrigen Zähne sahen aus wie mit Moos bewachsen, und sein Atem roch, als würde Essen in seinem Mund oder seinem Magen verfaulen. »Gut, dann kommen wir zur Sache.«
    »Wie viel …«
    Der Mann hob seine fleischige Hand. »Ah, nein. Ich brauche kein Geld. Sie wollen Informationen von mir – ich will das Gleiche von Ihnen.«
    Boris behielt unauffällig die beiden Männer an den Wänden im Auge. Sie schienen nur das Licht zu betrachten, das durch das Fenster hereinfiel. »Was für Informationen?«
    »Kennen Sie einen Mann namens Iwan Wolkin?«
    Die Frage raubte Boris fast den Atem. »Ich habe von ihm gehört, ja.«
    Der Mann schürzte seine vollen Lippen. Inmitten des schwarzen Bartes sahen sie fast obszön aus. »Das habe ich nicht gefragt.«
    »Ich bin ihm schon begegnet«, räumte Boris vorsichtig ein.
    In den dunklen Augen des Mannes schien sich etwas zu verändern. »Dann geht es bei den Informationen, die wir austauschen wollen, vielleicht um die gleiche Sache.«
    Boris breitete die Hände aus. »Das glaube ich nicht. Ich will wissen, warum Tscherkesow hierher geschickt wurde. Wolkin interessiert mich überhaupt nicht.«
    Der massige Mann räusperte sich und spuckte in eine kleine Messingschüssel neben ihm. »Aber Tscherkesow war ja hier, um sich mit Wolkin zu treffen.«
    Als Bourne die Loggia betrat, stand Kaja still da, die Arme um sich geschlungen. Sie beobachtete eine Nachtigall, die in einem Baum von Ast zu Ast flatterte, als suche sie ihr Zuhause. Er fragte sich, ob sich Kaja ähnlich fühlte.
    Sie bewegte sich, als sie ihn hörte, sagte jedoch kein Wort, bis sich die Nachtigall auf einem Ast niedergelassen hatte und mit ihrem anmutigen Gesang begann. Bourne trat neben sie.
    »Es überrascht dich nicht, dass ich herauskomme«, sagte er.
    »Ich habe schon gehofft, dass du’s tust. So wie in den Filmen.«
    »Für so romantisch hätte ich dich ja gar nicht gehalten.«
    »Nicht?« Sie trat von einem Bein auf das andere. »Wie schätzt du mich denn ein?«
    »Ich halte dich für eine Frau, die alles tun würde, um zu bekommen, was sie will.«
    Sie seufzte. »Du glaubst, ich werde Estevan das Herz brechen.«
    »Er ist ein einfacher Mensch mit einfachen Bedürfnissen«, antwortete Bourne. »Du bist alles andere als das.«
    Sie sah auf ihre Füße hinunter. »Du hast wahrscheinlich recht.«
    »Dann war Estevan ein Mittel zum Zweck.«
    »Ich habe ihm fünf Jahre lang etwas gegeben, was er sich gewünscht hat.«
    »Weil er geglaubt hat, was du ihm gesagt hast.« Bourne wandte sich ihr zu. »Glaubst du, er hätte sich in dich verliebt, wenn er gewusst hätte, wer du wirklich bist und wofür du ihn gebraucht hast?«
    »Vielleicht schon.«
    Sie sah ihn ebenfalls an. Das Mondlicht fiel auf ihre Wangen, doch ihre Augen waren im Schatten. Sie strahlte etwas Sinnliches aus, wie sie hier auf der mit Girlanden geschmückten Loggia stand. Bourne zweifelte nicht daran, dass dahinter eine gewisse Absicht steckte. Sie war sich ihrer Trümpfe durchaus bewusst und scheute sich nicht, sie auch auszuspielen.
    »Ich will nicht mehr über Estevan sprechen.«
    »Mag sein, aber ich muss wissen …«
    Sie legte ihre Hände auf seine Wangen, und ihre Lippen näherten sich den seinen. »Ich will über uns sprechen.«
    Jetzt verstand Bourne. Er sah das Verlangen in ihren Augen, doch es galt nicht direkt ihm. Er war für sie – so wie Vegas vor ihm

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