Der Bourne Befehl
habe Sie angewiesen, sich um diese Frau zu kümmern, Aaron«, sagte er leise, aber eindringlich, »und ich habe erwartet, dass Sie sich daran halten. Sie ist eine extrem wichtige Person.«
»Verstehe«, erwiderte Aaron. »Aber ich denke, die Vorfälle in diesem Keller haben Vorrang vor …«
»Vor den Anweisungen, die ich Ihnen gebe?«, führte Robbinet den Satz zu Ende. »Diese Soraya Moore ist Kodirektorin einer amerikanischen Geheimdienstbehörde. Der amerikanische Verteidigungsminister hat mich persönlich gebeten, mich um sie zu kümmern. Jetzt ist sie verletzt und verschwunden – und was machen Sie? Sie stehen hier rum und sehen zu, wie Ihre Männer Papierkram in Kisten verpacken. Das kann auch ein anderer überwachen, Aaron.«
»Ich wollte dabei sein, wenn die Computer beschlagnahmt werden. Hier können wir am ehesten Hinweise finden …«
»Das war keine kluge Entscheidung, Inspektor. Aber da Sie sie schon mal getroffen haben, machen Sie hier weiter.« Robbinets eisiger Ton verriet, wie wütend er war. »Das können Sie hoffentlich.« Er ging weg, drehte sich aber nach zwei Schritten noch einmal um. »Wer es sich zu leicht macht, darf sich nicht wundern, wenn er in seiner Laufbahn nur noch kleine Brötchen backen wird.«
Bourne kletterte am Regenrohr hinauf und wechselte dann auf die waagrechten Balken, die ihm auf dem letzten Stück Halt boten. Er hatte das Dach beinahe erreicht, da ließ ihn ein Geräusch erstarren. Das Kratzen eines Streichholzes verriet ihm, dass da jemand auf dem Dach war, und er kletterte langsam und lautlos weiter. Als er die Dachkante erreicht hatte, roch er Zigarettenrauch und hörte zwei Stimmen im leisen Gespräch.
Er zog sich ein Stück hoch und warf einen kurzen Blick über die Brüstung. Zwei Männer mit geschulterten Maschinenpistolen unterhielten sich gelangweilt auf Russisch über Mädchen und Sex. Keiner der beiden blickte in seine Richtung.
Bourne trat gegen das Regenrohr, und wenige Augenblicke später lugte einer der Russen, von dem dumpfen Laut angelockt, über die Brüstung. Bourne packte ihn und zog ihn über die Kante. Der Russe schlug nach seiner Hand, doch er musste sich mit einer Hand festhalten, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Er zog ein Messer und versuchte Bourne zwischen Schulter und Hals zu treffen. Doch Bourne zog ihn mit einem Ruck über die Brüstung, und der Russe stürzte in den Luftschacht.
Bourne kletterte das letzte Stück am Regenrohr hoch. Als der zweite Russe auftauchte, schwang er sich mit den Beinen voran hinauf, schloss die Fußknöchel um die Maschinenpistole des Mannes und entriss sie ihm.
Eine Moment lang lag Bourne auf der Brüstung, und der Russe prügelte wie wild auf ihn ein, packte ihn schließlich mit beiden Händen am Hals und drückte zu.
Bourne stieß die Arme des Russen zur Seite und versetzte ihm einen Tritt ins Gesicht. Der Mann taumelte zurück, und Bourne schwang sich von der niedrigen Mauer auf das Hausdach. Er packte den Russen am Hemd, schlug ihn nieder und hämmerte ihn mit dem Hinterkopf auf den Boden. Er nutzte seine momentane Benommenheit und riss ihm die Zyanidkapsel aus dem Mund, die als Zahn getarnt war.
»Wer bist du?«, fragte er. »Für wen arbeitest du?«
Die Augen des Russen wurden wieder klarer, und er biss die Zähne zusammen, als würde er etwas kauen.
Bourne zeigte ihm den Giftzahn. »Suchst du vielleicht das hier?«
Der Russe startete eine wütende Attacke, doch Bourne war vorbereitet und schlug ihn noch einmal mit dem Kopf auf den Boden.
»Du hast keinen Ausweg«, sagte Bourne. »Auch nicht in einen leichten Tod.«
Der Russe blickte mit seinen erdfarbenen Augen zu ihm auf. »Ich kenne dich. Du hast die Domna geärgert. Wir sollten zusammenarbeiten und uns nicht gegenseitig umbringen.«
»Für wen arbeitest du?«
»Ich bringe dich zu meinem Chef. Er sagt’s dir.«
Bourne nahm dem Mann alle Waffen ab, dann ließ er ihn aufstehen.
»Du bist ein Held für uns«, sagte der Russe.
»Gehen wir«, forderte Bourne ihn auf.
In diesem Augenblick lief der Mann los. Bourne sprintete hinterher und erwischte ihn kurz vor der Brüstung, doch anstatt sich zu wehren, packte ihn der Russe und riss ihn mit sich. Bourne erkannte, was der Mann vorhatte; er traf ihn mit der Faust unter der Nase, der Griff des Mannes lockerte sich, und Bourne riss sich gerade noch rechtzeitig los, bevor der Mann in die Dunkelheit stürzte.
Als er die Nachricht von Marchands Tod in einem Keller des arabischen Viertels
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