Der Bourne Befehl
stimmte.
Machte Don Fernando gemeinsame Sache mit dieser russischen Gruppe? Wenn ja, dann wusste er natürlich auch, für wen Kajas Vater gearbeitet hatte. Einmal mehr stellte sich für Bourne die Frage, ob Don Fernando Freund oder Feind war. Deshalb erwähnte er auch die Kisten nicht, die er in der Lagerhalle gefunden hatte. Genauso wenig erzählte er Don Fernando von seinem Zusammentreffen mit den beiden Russen auf dem Dach. In seiner Version endete der Vorfall damit, dass er den Killer und den Fahrer vor dem Lagerhaus getötet hatte.
Don Fernando trank einen Weinbrand nach dem anderen. »Ich habe heute einen guten Freund verloren«, sagte er und richtete seinen finsteren Blick auf die Tür. »Ich glaube, ich kann sie nicht länger in meinem Haus ertragen.«
»Es ist nicht ihre Schuld.«
»Natürlich ist es ihre Schuld.« Don Fernando schenkte sich den nächsten Weinbrand ein. »Ich hätte das nicht zulassen dürfen. Sie ist geradezu besessen von dem Wunsch, alles über das geheime Leben ihres Vaters herauszufinden. Dafür würde sie alles tun. Das Miststück hat uns das alles eingebrockt.«
Es war schon drei Uhr, als Don Fernando Bourne zu seinem Zimmer führte, das sich im selben Flügel wie die anderen Gästezimmer befand. Don Fernando zündete sich eine Zigarre an und paffte nachdenklich vor sich hin. Er schien sich nach seiner kurzen Tirade wieder beruhigt zu haben, aber wer konnte schon sagen, was wirklich in ihm vorging?
»Sie haben das wirklich gut gemacht heute Abend«, sagte Don Fernando, doch seine Gedanken schienen in weiter Ferne zu sein.
»Ich werde noch nach Kaja sehen«, sagte Bourne.
Don Fernando nickte, doch als Bourne sich zum Gehen wandte, hielt er ihn am Arm zurück. Sein Blick war wieder klar und scharf. »Hören Sie, Jason, wenn es jemanden gibt, der die Domna aufhalten kann, dann Sie. Aber ich warne Sie: Die Domna ist wie eine Hydra. Heute ist Benjamin El-Arian ihr Kopf, aber andere warten schon darauf, an seine Stelle zu treten.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, antwortete Bourne. »Vielleicht sollte ich mich nicht so sehr auf El-Arian konzentrieren, sondern auf einen anderen. Auf Semid Abdul-Qahaar.«
Bourne klopfte leise an die Tür zu Kajas Zimmer, das sie mit Vegas hätte teilen sollen. Er hörte einen gedämpften Laut, öffnete die Tür und trat ein. Kaja lag auf dem Bett, nur von bläulichem Mondlicht erhellt, und starrte an die Decke. Der Kopf lag fast völlig im Dunkeln, deshalb konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen.
»Hast du ihn erwischt?«
»Der Mörder ist tot«, antwortete Bourne. »Und einige andere auch.«
Sie seufzte. »Danke.«
Die Vorhänge zitterten im sanften Wind, der durch das offene Fenster hereinwehte.
»Ich habe Estevan umgebracht.« Ihre Stimme klang heiser und voller Emotionen; sie hatte geweint.
»Das hilft ihm jetzt auch nicht mehr.«
»Aber es ist die Wahrheit.«
»Vielleicht hättest du ihn nicht hineinziehen sollen.«
Sie hob den Arm vors Gesicht. »Ich hätte es auch lieber anders gemacht«, beteuerte sie. »Aber ich wollte einfach überleben.«
»Du bist eben auch nur ein Mensch.« Bourne trat zu ihr ans Bett. »Du solltest ein bisschen schlafen.«
Sie lachte kurz auf, doch es klang fast wie ein Schrei, und sie ließ den Arm sinken und sah ihn an. »Das kannst du nicht ernst meinen.«
Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Ihre Narben schimmerten in dem blassen Licht. Sie drehte den Kopf zur Seite und sagte mit erstickter Stimme: »Egal wo ich hingehe – ich bringe allen Unglück.«
»Jetzt übertreibst du ein bisschen.«
»Findest du? Estevan ist wegen mir gestorben. Und Don Fernando will nichts mehr mit mir zu tun haben, das hat er dir bestimmt auch schon gesagt.«
Als Bourne die Hand auf ihr Handgelenk legte, spürte er ihren Puls gleichmäßig und stark. »Hier solltest du ohnehin nicht bleiben.«
Der Wind ließ die Vorhänge flattern wie Eulenflügel. Die Tagesdecke glitzerte im Mondlicht.
Sie wandte sich ihm zu. »Die Männer, die du getötet hast – waren sie Russen?«
»Ja. Aber nicht von der Mafia.«
»SWR.«
»Ich hatte schon öfter mit russischen Agenten zu tun. Diese Typen waren anders.«
Sie stützte sich auf die Ellbogen. »Aber was sollen sie sonst gewesen sein? Weißt du’s?«
Das kurze Gespräch mit dem Russen auf dem Dach ging ihm durch den Kopf. »Du bist ein richtiger Held für uns« , hatte er gesagt. »Wer sie sind, weiß ich auch nicht, aber sie arbeiten gegen die Domna«, sagte
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