Der Bourne Befehl
Killers waren auf die Stelle gerichtet, zu der er seinen Feind treiben wollte, deshalb reagierte er einen Sekundenbruchteil zu spät, als Bourne die Hecktür des Vans aufriss und sie als Schild gegen die Waffe benutzte, während er in den Wagen sprang.
Der Killer folgte ihm mit dem Elektroschocker, als Bourne sich ein Farbspray schnappte und dem Mann in die Augen sprühte. Der Killer wich zurück, hob die Hände ans Gesicht, und Bourne hämmerte ihm die Sprühdose gegen die gebrochene Hand. Als der Mann stöhnend in die Knie ging, entriss ihm Bourne den Elektroschocker, doch der Killer schlang die Arme um Bournes Knie, um ihn zu Fall zu bringen. Er versuchte, Bourne in den Oberschenkel zu beißen, doch dieser hämmerte ihm die Faust gegen den Kopf. Der Mann stürzte rücklings zu Boden und versuchte, sich mit seiner gesunden Hand die Farbe aus den Augen zu wischen.
»Für wen arbeitest du?«, fragte Bourne.
»Fick dich ins Knie«, stieß der Mann in kehligem Ton hervor.
Bourne verpasste dem Mann einen Stromschlag in die Seite. Sein Körper krümmte sich, und seine Schuhsohlen trommelten auf den Betonboden.
»Für wen arbeitest du?«
Schweigen. Bourne setzte den Elektroschocker ein zweites Mal ein.
»Scheiße, scheiße, scheiße!«, stieß der Killer hustend und würgend hervor. Sein Mund war voller Blut – er hatte sich beinahe die Zunge abgebissen.
»Ich frage nicht noch einmal.«
»Brauchst du auch nicht.«
Der Mann biss die Zähne zusammen, und im nächsten Augenblick ging ein Zucken durch seine Brust. Bläulicher Schaum trat ihm auf die blutigen Lippen. Bourne beugte sich vor und versuchte, ihm den Mund aufzureißen, doch es war zu spät. Ein Geruch nach Bittermandeln strömte zu ihm herauf. Der Mann hatte eine Zyanidkapsel zerbissen.
DREIUNDZWANZIG
Im nächtlichen Paris war man als Frau auch allein recht gut aufgehoben. Soraya saß in einem Café, trank schlechten Kaffee und überlegte, ob sie anfangen sollte zu rauchen. Sie war von jungen Bohemiens umgeben, von denen es in Paris immer schon gewimmelt hatte. Es war fantastisch, dass die Menschen hier nie stehen blieben und sich immer wieder neu erfanden. Die Stadt selbst blieb, wie sie war, mit ihren Boulevards, ihren wunderschönen Parks und Brunnen, ihren zeitlosen Cafés, in denen man stundenlang sitzen und dem Treiben der Welt zusehen konnte, doch die jungen Leute blieben offen für Veränderung.
Das Wasser des Canal Saint-Martin glänzte schwarz wie Vinyl. Sie war umgeben von Liebenden, Fahrradfahrern, lachenden Studenten, tätowierten Schriftstellern und dunkeläugigen Poeten, die ernst in die Nacht hinausblickten, während sie ihre Gedanken niederschrieben.
Die Cafés waren zentrale Orte in ihrem Viertel. Ein jedes hatte seine Stammgäste, doch sie waren stets offen für Leute, die vielleicht nur einmal auf einen Drink hereinschauten. Kellner mit langen Haaren und schlanken Hüften stellten Teller mit Steak-Frites und Karaffen mit Pastis auf die Tische. An den Nachbartischen wurde nicht nur Französisch gesprochen, sondern auch Deutsch und Englisch. So wie früher diskutierte das Publikum mit Vorliebe über große existenzielle Themen.
Sorayas Kopf schmerzte so sehr, dass sie ihn in die Hände stützte. Sie schloss die Augen, doch davon wurde ihr auch noch schwindlig. Rasch schlug sie die Augen wieder auf und murmelte einen Fluch vor sich hin. Sie musste wach bleiben, solange die Folgen der Gehirnerschütterung so akut waren. Sie winkte einen Kellner herbei und bestellte einen doppelten Espresso. Als der junge Mann den Kaffee brachte, stürzte sie ihn sofort hinunter und bestellte noch einen. Den zweiten Espresso trank sie langsamer und mit drei Teelöffeln Zucker. Das Koffein und der Zucker halfen ihr, die Erschöpfung zu überwinden. Für den Moment ließen die Kopfschmerzen nach, und ihre Gedanken wurden klarer.
Sie fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, von Aaron wegzulaufen. Im Krankenhaus hatte sie es nicht mehr ausgehalten – es erinnerte sie an den Tod von zu vielen Kollegen. Aaron hatte ihr nicht helfen wollen, und sie war zu erschöpft gewesen, um es ihm zu erklären. Außerdem wollte sie erst einmal allein sein. Sie musste über Amun nachdenken.
Soraya war innerlich zerrissen. Fast hatte sie das Gefühl, ihre kritischen Gedanken über ihn hätten zu seinem Tod beigetragen. Realistisch betrachtet mochte das verrückt sein, aber sie war im Moment zutiefst erschüttert und völlig durcheinander. Sie hatte geglaubt, Amun zu
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