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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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setzte sich, ein Handtuch um die Lenden geschlungen, beugte sich vor, die Unterarme auf die Schenkel gestützt, und versuchte, für den Moment alle Fragen und Zweifel aus seinem Kopf zu verbannen. Er ließ den Kopf sinken, während sich seine Muskeln langsam entspannten, und spürte, wie die Erschöpfung mit dem Schweiß aus ihm wich. Seine hyperaktiven Gedanken beruhigten sich.
    Plötzlich schnellte sein Kopf ruckartig hoch, er öffnete die linke Hand und starrte den Schlüssel an, der darin lag. Und dann begann er zu lachen, dass ihm die Tränen kamen. Jetzt begriff er, warum man gerade Tscherkesow in die Moschee in München geschickt hatte, obwohl er Muslime hasste.
    Zwanzig Minuten später lag er mit dem Gesicht nach unten auf dem Massagetisch und ließ sich die Muskeln kneten. Er schloss die Augen, lauschte dem Klatschen der Hände des Masseurs auf seinem Rücken und summte leise vor sich hin, während seine rechte Hand mit dem dicken Holzzapfen unter dem Tisch spielte, der die Platte zusammenhielt.
    Ein Schatten fiel über sein Gesicht, er öffnete die Augen und sah Zatschek vor sich stehen. Sein Gesicht sah aus wie rohes Fleisch, auf einer Seite geschwollen. Ab dem Hals war sein Körper weiß wie Milch. Er hatte nirgends auch nur die kleinste Narbe. Boris dachte, wie lange es her war, dass sein Körper so ausgesehen hatte.
    »Freut mich, dich zu sehen, Boris«, sagte Zatschek mit einem warmen Lächeln. »Ich hab gesehen, was du mit Tscherkesow gemacht hast.« Er schnalzte mit der Zunge. »Ein trauriges Ende für einen so mächtigen Mann. Aber Macht ist nun mal etwas Flüchtiges, und das Leben ist kurz, was?«
    »Du siehst aus wie ein verdammter Bürokrat, Zatschek. Geh nach Hause.«
    Zatschek sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. »Was hat dir Tscherkesow gesagt?«
    »Nichts«, antwortete Boris. »Er hatte mehr Mumm, als ich gedacht hätte.«
    Zatscheks Lächeln gefror. »Ich glaub dir aber nicht, Boris.«
    »Das überrascht mich nicht. Hier draußen im Feld bist du nicht zu Hause.«
    Zatschek kniff die Augen zusammen. »Sind wir jetzt Partner oder nicht?«
    Boris legte die Wange auf seine verschränkten Arme. Er bekam langsam einen steifen Hals davon, dass er zu Zatschek aufblickte. »Du solltest in Moskau sein und dich um deinen Teil unserer Abmachung kümmern.«
    »Um ehrlich zu sein, ich hatte meine Zweifel, dass du deinen Teil einhältst.«
    »Aber ich hab’s getan.«
    »Ja, wirklich erstaunlich.« Zatschek tippte den Schlüssel an, der von Boris’ rechtem Handgelenk baumelte. »Was hat Tscherkesow in München getan? Warum ist er hierher gekommen?«
    »Ich hab dir doch gesagt …«
    Zatschek beugte sich zu ihm hinunter. »Er war ein Kurier, stimmt’s? Er brachte etwas her. Was?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Zatschek griff blitzschnell nach dem Schlüssel für das Schließfach. Als Boris aufspringen wollte, hielt ihn der Masseur fest.
    »Was soll das, verdammt?«, sagte Boris.
    »Das weißt du genau.« Zatschek beugte sich über ihn und zog ihm das Band mit dem Schlüssel vom Handgelenk. »Mal sehen, was du in deinem Schließfach hast.«
    Während Zatschek hinausschlenderte, versuchte Boris erneut, aufzustehen, doch der Masseur hielt ihn mit Bärenkräften fest.
    Es vergingen nur wenige Augenblicke, bis ein weiterer Mann den Raum betrat. Sein dreieckiges Gesicht hatte etwas von einem Fuchs, die schwarzen Augen sprangen wachsam von einem Punkt zum anderen. Er war nicht groß und dennoch eine stattliche Erscheinung. Sein Körper war breit und gedrungen, Brust und Schultern waren dicht behaart. Obwohl er keine Uniform trug, erkannte ihn Boris sofort.
    Er zwang sich zu einem Lächeln, als der Mann zu ihm trat. »Konstantin Lawrenti Berija, endlich lernen wir uns kennen.«

DREISSIG
    Bourne schritt in der Dämmerung durch Bab Tuma, das christliche Viertel der Altstadt. Er wusste nicht, wohin er sich wenden sollte, also zog er den Zettel heraus, den ihm Rebekka gegeben hatte, und rief sie an. Er hörte die Freude in ihrer Stimme, als er seinen Namen nannte.
    »Ich wohne in einer Gasse gleich hinter der alten jüdischen Synagoge«, sagte Rebekka. »Ich komme runter und warte auf Sie. Es ist nicht leicht zu finden.«
    Sie stand am Ende der Straße an eine bröckelnde Ziegelmauer gelehnt, die womöglich tausend Jahre alt war. Sie trug Ledersandalen und ein langes, weites Baumwollkleid und wirkte locker und entspannt.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte sie, als würden sie sich schon lange kennen. »Es gibt da ein

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