Der Bourne Befehl
konnte. Boris beachtete ihn nicht, er konzentrierte sich ganz auf das, was er jetzt zu tun hatte.
Der Masseur beugte sich über den Tisch und drückte ihm den linken Unterarm in den Nacken und das rechte Knie in den Rücken. Boris’ Hand fand den Holzzapfen unter dem Tisch, der die beiden Tischhälften zusammenhielt, und zog ihn mit der gleichen Entschlossenheit wie den Stift einer Handgranate heraus.
Ohne die Stütze brach der vordere Teil des Tisches ein. Der Masseur verlor das Gleichgewicht und konnte keinen Druck mehr auf Boris’ Oberkörper ausüben. Boris glitt vom Tisch, zog die Beine an und wand sich unter dem massigen Körper des Mannes hervor. Während sich der Masseur aufrappelte, hämmerte ihm Boris die Faust ins Gesicht. Das zeigte wenig Wirkung, und so rammte er ihm noch das Knie gegen den Kopf. Der Masseur fiel um wie ein gefällter Baum.
Boris hob seinen Schlüssel vom Boden auf und ging zurück zum Schließfach, um sich anzuziehen. Er gab acht, nicht Berija und seinem Schoßhund über den Weg zu laufen. Am liebsten wäre er nie wieder einem SWR-Agenten begegnet. Doch er wusste, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllen würde.
»Ich habe Kopfschmerzen.« Es dröhnte immer noch in ihrem rechten Ohr, obwohl ihr Kopf bereits dick eingebunden war.
Aarons Gesicht tauchte verschwommen vor ihr auf. »Ich weiß.«
»Ich meine, richtige Schmerzen.«
»Sei froh, dass du noch lebst. Nach der kleinen Einlage …«
»El-Arian?«, fragte sie besorgt.
»Tot.«
»Bist du sicher?«
»Drei Schüsse in die Brust und einer in den Kopf«, antwortete er mit einem schwachen Lächeln. »Ja, ich bin sicher.«
Soraya entspannte sich sichtlich und leckte sich über die Lippen. »Ich hab Durst.«
Aaron nahm einen Plastikbecher von einem Tablett, goss Wasser ein und steckte einen Trinkhalm hinein. Er drückte auf einen Knopf am Bett, und Sorayas Kopf, Schultern und Oberkörper hoben sich, sodass sie bequem trinken konnte.
Langsam saugte sie das Wasser ein.
»Wieder mal im Krankenhaus, leider«, sagte Aaron mit einem zögernden Lächeln. »Es ist nicht so schlimm, du brauchst vor allem Ruhe.« Er stellte den Becher auf das Tablett und schaute ihr fest in die Augen. »Das war sehr riskant von dir. Ein Glück, dass du noch lebst.«
»No risk, no fun.« Weil er nicht lachte, fügte sie hinzu: »Nichts zu danken.«
»Ich bin dir was schuldig, Soraya.«
Sie blickte zur Seite. »Du schuldest mir gar nichts.«
Er seufzte, zog einen Stuhl mit dem Schuh heran und setzte sich zu ihr. »Warum bist du weggelaufen?«
»Ich hasse Krankenhäuser.«
Er wirkte erleichtert. »Ich dachte, du hasst mich.«
»Männer«, sagte sie.
Er schaute auf seine Hände hinunter. »Es tut mir leid wegen Chalthoum.«
Tränen traten ihr in die Augen, und Aaron sprang auf und nahm ein Papiertuch, um ihr die Augenwinkel zu trocknen. Soraya zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt.
»Geh weg!«, rief sie.
Er wich zurück, sein Gesicht blass und müde. Schließlich drehte er sich um und ging zur Tür. Als er die Klinke drückte, sagte sie leise: »Bleib.«
Er zögerte, drehte sich um. In seinen Augen sah sie, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Etwas Dunkles brannte in ihr und genoss ihre Macht über ihn. Doch so schnell der Funke aufgeflammt war, so schnell erlosch er wieder, und sie fühlte sich nur noch ausgebrannt und leer.
»Was jetzt, Soraya?«
»Aaron. Bitte.«
Er trat langsam zu ihr und setzte sich vorsichtig auf die Stuhlkante, als rechnete er damit, jeden Moment flüchten zu müssen. Sie sah ihn an, erschöpft wie von einer unendlich anstrengenden Reise. Sie hatte so viel gesehen auf ihrem Weg, hatte erlebt, wie Liebe, Leidenschaft und Verlangen kamen und gingen, und fühlte sich plötzlich nackt, aber nicht mehr verletzlich. Sie spürte, wie ihre Stärke zurückkehrte, aber es war eine andere Art von Stärke, an die sie sich erst gewöhnen musste.
Ihre Augen schlossen sich für einen Moment.
»Soraya?«
Sie hörte die Sorge in seiner Stimme und sah ihn an. »Wie geht’s mir wirklich?«
»Viel besser, als es zuerst ausgesehen hat.« Er wirkte erleichtert, zu einem Thema zu wechseln, über das man nüchtern und sachlich sprechen konnte. »Als wir dich herbrachten, sahen die Ärzte ziemlich schwarz. Aber ganz so schlimm war es zum Glück doch nicht. Die Kugel aus El-Arians Waffe hat deinen Kopf so weit oben gestreift, dass das Augenlicht nicht in Gefahr war. Und hören wirst du auch bald wieder ganz normal.«
»Es
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