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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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waren, hatte sie nicht aufhalten können. Zehn Jahre später war München die Hochburg des Nationalsozialismus gewesen, nur etwa zwanzig Kilometer nordwestlich der Stadt hatte das Konzentrationslager Dachau gelegen.
    Es gab so manches hier, was er nicht mochte, dachte Boris, während er seinem Taxifahrer sagte, er solle ihn zur Brienner Straße bringen, zum Kunstareal, einem großen Museumsviertel der Stadt. Er wollte in die Neue Pinakothek, ein Museum, das sich auf europäische Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts konzentrierte. Drinnen holte er sich zuerst einen Plan beim Informationsschalter, dann betrat er den Ausstellungsraum, in dem Francisco de Goyas Stillleben Gerupfter Truthahn und Pfanne mit Fischen zu sehen war. Keine herausragende Arbeit, dachte Boris, als er vor das Bild trat.
    Eine Gruppe von Besuchern stand vor dem Gemälde und hörte der Museumsführerin zu, die ihren Sermon herunterleierte. Boris stellte sich dazu, während seine Gedanken zu seinen eigenen Angelegenheiten schweiften. Vor seinem Abflug aus Moskau hatte er Anton Fedorowitsch noch seine Anweisungen gegeben und ihm die Leitung des Tagesgeschäfts übertragen. Doch das war nur eine vorläufige Maßnahme; Boris war immer noch dabei, den FSB-2 nach seinen Vorstellungen umzuformen, und hatte noch nicht das ganze Unkraut ausgemerzt. Er würde sich höchstens fünf Tage Zeit für Tscherkesows Auftrag nehmen; länger wollte er die Leitung des FSB-2 nicht einem anderen überlassen.
    Die Gruppe ging schließlich weiter – nur ein Mann blieb vor dem Bild stehen und betrachtete es. Er sah in jeder Hinsicht unauffällig aus: mittelgroß, im mittleren Alter, grau meliertes Haar mit einer kahlen Stelle in der Mitte. Die Hände hatte er tief in den Manteltaschen vergraben. Seine Schultern waren leicht gekrümmt, so als hätte er ein unsichtbares Gewicht zu tragen.
    »Guten Morgen«, sprach Boris den Mann in passablem Deutsch an. »Unser Cousin bedauert, dass er nicht persönlich kommen konnte.« Der Mann war einer von Tausenden Kontaktleuten, mit denen Iwan Wolkin seit vielen Jahren zusammenarbeitete. Allein deshalb konnte er als absolut zuverlässig gelten.
    »Wie geht es dem alten Herrn?«, fragte der Mann in passablem Russisch.
    »Er ist so frisch und munter wie immer.«
    Nachdem sie die festgelegten Sätze ausgetauscht hatten, schlenderten die beiden Männer gemeinsam durch die Galerie und blieben bei dem einen oder anderen Bild stehen.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Mann leise.
    Er hieß Wagner, wenngleich das wahrscheinlich nicht sein richtiger Name war – doch den brauchte Boris auch nicht zu kennen. Iwan hatte ihm versichert, dass er dem Mann trauen konnte, und das genügte ihm.
    »Ich suche Verbindungen«, sagte Boris.
    Ein leises Lächeln trat auf Wagners Lippen. »Alle, die zu mir kommen, wollen Verbindungen.«
    Sie standen gerade vor einem Bild von Wilhelm Schadow mit dem Titel Die Heilige Familie unter dem Portikus , ein Motiv, das Boris wie alle religiösen Themen ablehnte, wenngleich er in diesem Fall die Klarheit des künstlerischen Stils durchaus anerkannte.
    »Auch Viktor Tscherkesow?«
    Einen Moment lang betrachtete Wagner schweigend das Gemälde. »Schadow war zuerst Soldat«, sagte er schließlich. »Dann fand er zu Gott, ging nach Rom und schloss sich den Nazarenern an, die für eine Erneuerung des Religiösen in der Kunst eintraten.«
    »Das interessiert mich nicht besonders«, erwiderte Boris.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Wagner abschätzig.
    »Zu Tscherkesow«, beharrte Boris.
    Wagner ging weiter und seufzte. »Was genau wollen Sie wissen?«
    »Er war vor Kurzem in München. Was wollte er hier?«
    »Er war in der Moschee«, antwortete Wagner. »Mehr weiß ich nicht.«
    Boris ließ sich nicht anmerken, wie erstaunt er war. »Das genügt mir nicht«, sagte er geradeheraus.
    »Die Geheimnisse der Moschee werden gut gehütet.«
    »Das verstehe ich.« Eines verstand Boris jedoch nicht: was die Leute, für die Tscherkesow jetzt arbeitete, mit der Moschee zu tun hatten. Und warum hatten sie ausgerechnet Viktor hingeschickt, der Muslime noch mehr hasste als die Deutschen? In seiner Zeit beim FSB-2 hatte er nicht wenige tschetschenische Terroristen gejagt, die alle Muslime waren.
    »Es ist außerordentlich gefährlich, sich in die Angelegenheiten der Moschee einzumischen.«
    »Zweifellos.« Boris wusste, über welchen Einfluss diese Moschee in der Welt des islamischen Extremismus verfügte. Sie war

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