Der Bourne Befehl
runter.«
Bourne sah die Liebe zu Rosie in den Augen des älteren Mannes, und er verspürte einen Moment lang so etwas wie Neid. Diese Sonnenseiten eines normalen Lebens würden ihm für immer verwehrt bleiben. Es hatte keinen Sinn, davon zu träumen.
Vegas ließ die Schrotflinte sinken, und Bourne ließ Rosie los. Sie lief sofort zu ihrem Mann, und Vegas schloss sie in die Arme.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst drinnen bleiben«, sagte Vegas vorwurfsvoll, aber voller Sorge um sie. »Warum bist du trotzdem rausgekommen?«
»Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Wer weiß, wie viele Männer sie geschickt haben.«
Darauf wusste Vegas offenbar auch keine Antwort. Sein düsterer Blick ging zu Bourne und der Pistole zurück, die er immer noch in der Hand hielt. »Was jetzt?«, fragte er.
Bourne ging auf die beiden zu. Als er sah, dass Vegas sich anspannte, drehte er die Glock in seiner Hand um. »Jetzt gebe ich euch die Pistole zurück.« Er hielt sie ihm hin. »Ich brauche sie nicht.«
»Seid nur ihr zwei gekommen? Sie und Suarez?«
Bourne nickte.
»Warum sind Sie mit ihm gekommen?«
»Ich bin in eine Straßensperre der FARC geraten und habe ihn als Geisel genommen«, antwortete Bourne.
Vegas wirkte beeindruckt.
»Es ist uns niemand gefolgt«, fügte Bourne hinzu. »Darauf habe ich geachtet.«
Vegas blickte auf die Waffe hinunter, dann in Bournes Gesicht. In seinem Blick war nun eine Spur Neugier zu erkennen. Er nahm die Glock und sagte: »Also, ich hab genug von dem Regen. Wir alle, glaube ich.«
Hendricks hätte Maggie fast nicht erkannt, als sie sich vor dem Restaurant trafen, das sie ausgesucht hatte. Sie war mit einem indigoblauen Kleid und schwarzen Stöckelschuhen bekleidet. Auf Schmuck hatte sie verzichtet, abgesehen von einer Armbanduhr, die bestimmt nicht teuer war. Er war überrascht, wie lang ihr Haar war, jetzt, wo sie es offen trug. In ihrer Latzhose, die sie zur Arbeit im Garten getragen hatte, war ihre Figur überhaupt nicht zur Geltung gekommen – das tat sie in dem Kleid, das sie diesen Abend trug, umso eindrucksvoller. Ihre langen Beine endeten in schmalen Fußknöcheln. Der Erfinder der High Heels musste ein Mann gewesen sein, der die weibliche Gestalt liebte. Amanda hatte nur selten welche getragen und sich darüber beklagt, wie unbequem sie seien. Als er gemeint hatte, dass ihre Freundin Micki ständig welche trage, erwiderte sie, dass Micki keine flachen Schuhe mehr anziehen könne, weil sich durch die Stöckelschuhe die Sehnen ihrer Füße verkürzt hätten. »Barfuß geht sie immer auf Zehenspitzen« , hatte Amanda gesagt.
Hendricks fragte sich, wie Maggie wohl barfuß aussah.
Er wollte schon aus seinem Wagen aussteigen, als sich Maggie überraschend auf den Beifahrersitz setzte. »Ich würde doch lieber im Vermilion essen, ich hab auch schon einen Tisch reserviert. Kennen Sie es?«
»In Alexandria?«
Sie nickte. »In der King Street.«
Er startete den Motor und fuhr los.
»Waren Sie schon einmal dort?«
»Ein Mal.« Er dachte an den Abend mit Amanda, an ihren ersten Hochzeitstag. Es war eine wunderbare Nacht gewesen, die im Vermilion begann und irgendwann im Morgengrauen endete, als sie endlich eng umschlungen einschliefen.
»Ich hoffe, Sie halten mich jetzt nicht für eigensinnig«, sagte sie.
Er lächelte. »Dazu kenne ich Sie nicht gut genug.«
Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück, als er sich in den Verkehr einfädelte. Ihre Hände hatte sie im Schoß liegen. »Es ist so: Ich bin süchtig nach Desserts.«
»Wenn Sie an Entzugserscheinungen leiden, dann müssen wir wohl hin.«
Ihr Lachen war leise und wohlklingend. Er sog ihren Duft in sich auf wie das Aroma eines guten Whiskys. Seine Nasenlöcher blähten sich, und er spürte, wie sich tief in seinem Inneren etwas regte.
»Jedenfalls gibt es da etwas Besonderes: salzige Windbeutel, mein Lieblingsdessert. Ich habe sie eine Ewigkeit nicht mehr gegessen.«
»Heute Abend kriegen Sie sie.« Während Hendricks seinen Wagen durch den Verkehr manövrierte, blieb das Fahrzeug mit seinen Sicherheitsleuten stets hinter ihm. »Zwei Portionen, wenn Sie möchten.«
Sie sah ihn an. Die Lichter der entgegenkommenden Autos ließen ihre Augen glitzern.
»Das gefällt mir«, sagte sie leise. »Ein Mann, der sich keine Sorgen macht, ich könnte dick und fett werden.«
»Ich kann mir Sie gar nicht zu dick vorstellen.«
Maggie seufzte. »Manchmal hat es einen gewissen Reiz, so richtig maßlos zu sein.«
Er runzelte die Stirn.
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