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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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Vorsichtsmaßnahme durchaus berechtigt war, bewiesen die leeren Augenhöhlen, die ihn nun anstarrten. Er hatte kein schlechtes Gewissen, weil er Suarez in den Tod geschickt hatte. Der FARC-Kommandant war ein kaltblütiger Killer, und er hätte gewiss nicht gezögert, Bourne eine Kugel ins Herz zu jagen, hätte er die Möglichkeit dazu bekommen.
    Bourne beobachtete, wie Vegas vorsichtig um das Wrack herumging und mit dem Lauf der Schrotflinte in den Trümmern stocherte. Als er einen Arm von Suarez fand, ging er in die Hocke und sah ihn sich genauer an. Dann suchte er nach weiteren Körperteilen und kam dabei der Kiefer, hinter der sich Bourne verborgen hielt, immer näher.
    Es goss immer noch in Strömen, Blitze zuckten am pechschwarzen Himmel, Donnerschläge zerrissen die Luft. Plötzlich verschwamm das Bild vor seinen Augen, als ein Bruchstück aus seiner verschütteten Erinnerung auftauchte. Bourne hatte sich durch einen Schneesturm gekämpft, um zu der Disco zu gelangen, zu der ihn Alex Conklin geschickt hatte, um eine Zielperson auszuschalten. Der Schnee schmolz auf dem Pelzkragen seiner Jacke, als er sich durch den überfüllten Raum schlängelte. Auf der Damentoilette schraubte er den Schalldämpfer auf seine Pistole und trat die Tür auf.
    Das Gesicht der Blondine war gefasst, fast resigniert. Obwohl sie bewaffnet war, wusste sie, was passieren würde. War das der Grund, warum sie noch etwas zu ihm gesagt hatte, bevor er ihr Leben beendete?
    Was hatte sie nur gesagt? Er versuchte, tiefer zu graben und sich ihre Stimme in Erinnerung zu rufen. Hier in Kolumbien, im strömenden Regen, hörte er plötzlich eine Frau rufen, und jetzt hörte er auch die Stimme der Blondine, die genauso verzweifelt geklungen hatte wie diese Frau hier.
    »Es gibt keinen …«
    Es gibt keinen … was? , fragte sich Bourne. Was hatte sie ihm noch sagen wollen? Er suchte in den Überresten seiner Erinnerung, doch sie löste sich bereits auf wie eine Eisscholle im Sommer, die Bilder verblassten und wurden immer undeutlicher.
    Ein Geräusch ganz in der Nähe riss ihn ins Hier und Jetzt zurück. Vegas hatte eines von Suarez’ Beinen gefunden, er untersuchte es kurz, dann stand er wieder auf und sah sich weiter um. Schließlich erblickte er Suarez’ Kopf und ging darauf zu, mit einem tiefen Stirnrunzeln im Gesicht. Bourne fragte sich, ob er das verstümmelte Gesicht wiedererkennen würde.
    Er musste nicht lange warten. Vegas trat zu dem Kopf und drehte ihn mit dem Lauf der Schrotflinte so, dass das Gesicht ihm zugewandt war. Augenblicklich zuckte er zurück, riss die Waffe hoch und sah sich im strömenden Regen um.
    Das sagte alles. Vegas hatte Suarez erkannt, und sein Kommen schien ihn nicht überrascht zu haben. Wenn Essai die Wahrheit gesagt hatte, konnte es durchaus sein, dass sich Vegas schon auf einen Angriff von Severus Domna vorbereitet hatte. Möglicherweise wollte er aus der Organisation aussteigen und rechnete nun damit, dass Domna das nicht so einfach hinnehmen würde. Das erklärte auch, warum er nicht zusammen mit Rosie geflüchtet war. Es gab keinen Ort auf der Welt, wo ihn die Gruppe nicht finden würde. Hier war er wenigstens auf seinem Territorium. Er kannte die Gegend besser als jeder, den sie zu ihm schicken würden. Und er war vorbereitet.
    Seine Haltung nötigte Bourne Respekt ab. Vegas hatte eine mutige Entscheidung getroffen, obwohl er wusste, in welche Gefahr er sich damit begab.
    »Estevan«, sagte er und trat hinter der Kiefer hervor.
    Vegas schwang die Schrotflinte in seine Richtung, und Bourne hob die Hände mit den Handflächen nach außen.
    »Ich bin ein Freund«, sagte Bourne. »Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen.«
    »Mir helfen? Sie meinen, Sie wollten mir ins Grab helfen.«
    Das Getöse des Regens war so laut, dass sie einander zurufen mussten, als wären sie in einem Stadion voller schreiender Fans.
    »Wir haben etwas gemeinsam, Sie und ich«, sagte Bourne. »Severus Domna.«
    Als Antwort räusperte sich Vegas und spuckte auf den Boden.
    »Genau«, sagte Bourne.
    Vegas starrte ihn einen Moment lang an – da tauchte Rosie zwischen den Bäumen auf. In der Hand hatte sie eine Glock, ihr ausgestreckter Arm zeigte genau auf Bourne.
    Vegas riss die Augen weit auf. »Rosie …!«
    Doch seine Warnung kam zu spät. Sie war zu nahe an Bourne herangekommen. Er packte ihren ausgestreckten Arm, schwang sie herum, entriss ihr die Waffe und zog sie zu sich.
    »Estevan«, sagte Bourne. »Nehmen Sie die Flinte

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