Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
Vom Netzwerk:
Straßen aufgrund des starken Regens immer rutschiger wurden. Das hier war ihr Metier, dachte er, während sie im Biergarten wie eine dumme Tussi gewirkt hatte, der er nie im Leben geglaubt hätte, dass sie ihm tatsächlich helfen konnte. Ihre Augen sprangen alle paar Sekunden zwischen dem Rückspiegel und dem Außenspiegel hin und her. Sie fuhr oft im letzten Moment über eine Kreuzung und bog immer wieder ab, um, wie Boris annahm, vom direkten Weg zu ihrem Ziel abzuweichen.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte er schließlich.
    Sie lächelte leise und schwieg.
    »Irgendwohin, wo mich niemand findet, nehme ich an.«
    »Das trifft es nicht ganz.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich bringe Sie an den einen Ort, wo Sie nie im Leben jemand vermuten würde.«
    Sie trat aufs Gaspedal, und Boris wurde in den Sitz gedrückt. »Und wo soll das sein?«
    Sie warf ihm einen durchtriebenen Blick zu, dann konzentrierte sie sich wieder auf den Verkehr. »Was glauben Sie?«, antwortete sie. »Zur Moschee natürlich.«
    Paris entfaltet sich spiralförmig von innen nach außen, ausgehend vom ersten Bezirk, dem historischen Stadtkern um den Louvre. Die Randbezirke sind von Einwanderern bewohnt – Vietnamesen, Chinesen, Kambodschanern. Dahinter erstreckt sich die banlieue – die Vorstadt, in der sich zunehmend die nordafrikanischen Araber ansiedeln. Hier an den hässlichen Rändern der Stadt führen sie ihr Leben ohne Jobs, ohne Kultur, ohne richtige Ausbildung und ohne echten Kontakt zum alltäglichen Pariser Leben.
    Aaron folgte Marchands BMW in eine der nördlichsten Siedlungen der Pariser banlieue – die schmutzigste und heruntergekommenste Vorstadtsiedlung, die sie je gesehen hatten.
    »Allah, diese stinkende Gegend sieht aus wie Kairo«, murmelte Amun vor sich hin.
    Die schmutzig weißen Gebäude, die dicht an dicht an den schmalen Straßen standen, erinnerten an die schlimmsten britischen Gemeindebauten.
    Soraya spürte, dass die Spannung zwischen den beiden Männern wieder stärker wurde, und fragte sich, was die Ursache dafür sein mochte. Vor allem Aaron schien sich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen, während sie durch die hässlichen Straßen fuhren und von dunklen Gesichtern in einer Mischung aus Hass und Angst angestarrt wurden. Alte Frauen mit schweren Einkaufstüten in den Händen suchten eilig das Weite. Doch die jungen Männer, die rauchend an einer Mauer lehnten, fühlten sich von dem Auto angezogen wie streunende Hunde von einem Stück Fleisch. Aus den schwarzen Augen schlug ihnen unverhohlene Feindseligkeit entgegen. Es dauerte nicht lange, bis eine Flasche gegen die Seite des Citroën krachte.
    Der BMW vor ihnen war in eine Seitengasse eingebogen. Aaron fuhr an den Straßenrand und hielt an. Er stieg als Erster aus, doch Amun, der ihm schnell folgte, sagte: »Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie im Wagen bleiben.«
    Aaron schien von dem Vorschlag wenig zu halten. »Paris ist meine Stadt.«
    »Das hier ist nicht Paris«, erwiderte Amun. »Das ist Nordafrika. Soraya und ich, wir sind Muslime. Lassen Sie das hier uns übernehmen.«
    Soraya, die ebenfalls ausgestiegen war, sah, wie sich Aarons Gesicht verfinsterte. »Aaron, er hat recht«, sagte sie leise. »Überlegen Sie es sich noch mal.«
    »Das sind meine Ermittlungen«, betonte Aaron mit zitternder Stimme. »Sie beide sind meine Gäste.«
    Soraya sah ihm in die Augen. »Betrachten Sie ihn als Geschenk.«
    »Ein Geschenk!«, presste er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ja, er kennt diese arabischen Slums – er kommt besser an die Leute hier heran. So wie sich die Sache entwickelt, ist es ein Glücksfall, ihn hier zu haben, damit er uns helfen kann.«
    Aaron wollte an ihr vorbeigehen. »Ich werde nicht …«
    Sie trat ihm in den Weg. »Ohne ihn hätten wir nicht einmal diese Spur.«
    »Er ist schon weg«, sagte Aaron.
    Soraya drehte sich um und sah, dass er recht hatte. Amun verschwendete keine Zeit, und er hatte recht. Sie hätten Marchand nicht zu folgen brauchen, wenn sie ihn jetzt wieder verloren.
    »Aaron, bleiben Sie hier. Bitte.« Sie folgte Amun die Gasse hinunter.
    Die Gasse war schmal, verwinkelt und dunkel. Sie sah nur noch Amuns Rücken, als er durch eine schäbige Metalltür verschwand. Sie lief hinterher und erreichte die Tür, bevor sie zuging. Bevor sie hineinschlüpfte, sah sie einen spindeldürren jungen Mann am anderen Ende der Gasse auftauchen. Sie kniff die Augen zusammen und sah sein rotes Polohemd, doch es war so düster, dass

Weitere Kostenlose Bücher