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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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Wolke, tauchte in seinem beschränkten Blickfeld auf.
    »Keine Sorge, Chef, Sie sind noch nicht tot.«

FÜNFZEHN
    Im frischen Licht des Morgens spazierte Jalal Essai durch die gewundenen Uferstraßen von Cádiz. Es war schon strahlend hell, nur ein paar aufgelockerte weiße Wolken hingen am südlichen Himmel. Ein würziger Duft nach Salz und Phosphor lag in der Luft. Draußen auf dem Wasser kreuzten mehrere Segelboote im Wind. Viele der Touristenläden waren noch geschlossen, die Rollbalken unten, und Essai empfand einen Hauch von der Melancholie, die sich in Küstenstädten im Winter breitmacht.
    Er suchte sich das Café sorgfältig aus; er war schon an einigen vorbeigegangen, die näher bei Don Fernandos Haus lagen, und betrat schließlich das Café mit der blau-weißen Markise, auf der ein roter Anker prangte. Er setzte sich an einen kleinen, runden Tisch in der zweiten Reihe vom Bürgersteig und bestellte sein Frühstück.
    Radfahrer summten vorbei wie riesige Insekten, und auch ein paar Autos und Lieferwagen waren schon unterwegs, doch ansonsten war zu dieser frühen Stunde noch kaum jemand auf der Straße. Sein Kaffee mit Gebäck wurde gebracht. Er nippte zögernd von dem heißen Getränk, befand es gut und gab einen Schuss Milch dazu. Dann biss er in das Gebäck, lehnte sich zurück und atmete die feuchte Luft tief ein.
    Er begann mit der rituellen Überprüfung seiner Pläne. Jeden Tag tauchten neue Faktoren auf, die den ursprünglichen Plan beeinträchtigten und eine Änderung notwendig machten. Meistens lag es an irgendwelchen Personen, die ihm seine Aufgabe absichtlich oder unabsichtlich erschwerten. Sie waren oft unberechenbar in ihren Reaktionen, deshalb musste man sie stets im Auge behalten. Das war eine anstrengende Arbeit, die sich nur lohnte, wenn man dafür etwas wirklich Wertvolles bekam. Und das, so dachte Essai, war diesmal durchaus der Fall.
    Leider war es nicht möglich, jeden menschlichen Faktor ständig im Auge zu behalten. Estevan Vegas zum Beispiel war ein alter Freund von Don Fernando, doch für Essai war er ohne Bedeutung. Ganz anders stand die Sache mit Jason Bourne – er war die große Konstante in Essais Plan. Bournes Ehrgefühl machte ihn berechenbar selbst in Situationen, in denen es um Leben und Tod ging. Doch davon wusste Benjamin El-Arian nichts. Der Chef von Severus Domna hatte einen schweren Fehler begangen, indem er Boris Karpow damit beauftragte, Bourne zu töten. Er ahnte nicht, dass das Aufeinandertreffen zwischen Bourne und Karpow vielleicht ganz anders ausgehen würde, als er es erwartete. El-Arian kannte Bourne nicht so wie Essai ihn kannte, ja, er wusste so gut wie gar nichts über ihn. Und genau darauf zählte Essai, genauso wie er darauf zählte, dass Bourne Vegas und die Frau aus Kolumbien herbrachte.
    Er war sehr zufrieden mit seiner Strategie, als er plötzlich aus dem Augenwinkel Bewegung wahrnahm. Er blieb sitzen, als wäre nichts geschehen, den Blick geradeaus gerichtet, während er Marlon Etana betrachtete, wie er aus dem morgendlichen Sonnenlicht auftauchte und auf das Café zukam.
    »Hier entlang«, sagte Lana Lang. »Schnell!«
    Karpow folgte ihr durch die Straßen von München, bis sie zu einem kleinen, dunkelgrünen Opel kamen. Es regnete immer noch in Strömen.
    »Steigen Sie ein«, forderte sie ihn auf und setzte sich ans Lenkrad. Er blieb auf dem Bürgersteig stehen, und sie blickte zu ihm heraus. »Worauf warten Sie?«
    Boris wartete auf eine Idee. Mit ihr durch die Straßen zu laufen, hatte ihn noch keine Überwindung gekostet, aber die Vorstellung, sich zu ihr in ein Auto zu setzen, ließ alle Alarmglocken bei ihm läuten.
    »He«, drängte sie gereizt. »So viel Zeit haben wir nicht.«
    Es ist nie genug Zeit , dachte Karpow und stieg ein. Zumindest nicht für die wichtigen Dinge . Sein Leben war eine einzige Abfolge von Notwendigkeiten, Verpflichtungen und Vereinbarungen, die es zu erfüllen galt. Ein heikles Spiel, in dem er sich nicht die geringste Pause erlauben durfte, weil er sonst Gefahr lief, dass sein Stuhl von einem anderen übernommen wurde. Er hatte stets hart für seine Ziele gearbeitet und war sich im Dienst für sein Land auch nie zu schade für die Drecksarbeit gewesen – doch für das eigentliche Leben hatte er nie Zeit gehabt, zumindest nicht für das, was man in Russland unter Leben verstand.
    Lana Lang fuhr in einem Höllentempo durch das Labyrinth der Straßen; sie fuhr gekonnt, ruhig und ohne die geringste Angst, obwohl die

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