Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
Vom Netzwerk:
Seite.

D R I T T E S B U C H

NEUNZEHN
    Boris drosch mit dem Stöckelschuh, den er von Lana Langs Fuß gerissen hatte, auf die Windschutzscheibe ein, als der Laster gegen den Wagen krachte. Die Front- und Seitenairbags öffneten sich und verhinderten, dass er sich die Schulter auskugelte. Trotzdem hätte er beinahe das Bewusstsein verloren. Er nahm sich zusammen und hämmerte weiter mit dem Schuhabsatz gegen die Scheibe.
    Der Laster riss das Auto mit sich. Die Bremsbeläge begannen zu rauchen, und die Funken sprühten, als der Wagen über den nassen Asphalt geschleift wurde.
    Die Arme vor dem Gesicht verschränkt, sprang Boris durch die zertrümmerte Windschutzscheibe. Das Auto erschauderte unter ihm wie ein angeschossenes Tier. Er rollte sich über die Motorhaube und ließ sich auf die Straße fallen. Der Schmerz schoss ihm durch den Fuß und das ganze Bein herauf. In dem strömenden Regen war er binnen Sekunden völlig durchnässt. Das Auto und der Laster schlitterten ineinander verkeilt mit einem hässlichen Kreischen über den nassen Asphalt. Schließlich sprangen die beiden Fahrzeuge über den Randstein und krachten in eine gläserne Ladenfront. Mit einem schauderhaften Geräusch – wie ein Tier, das vor Schmerz schrie – zertrümmerten die Fahrzeuge die Einrichtung des Geschäfts und schlitterten gegen die hintere Wand.
    Boris hatte sich inzwischen aufgerappelt, umgeben von wild durcheinanderrufenden Fußgängern, heulenden Sirenen und dem zum Erliegen gekommenen Verkehr. Die Leute liefen aufgeregt hin und her, ihre Schirme stießen gegeneinander. Gesichter starrten ihn an, Hände griffen nach ihm, und alle wollten etwas von ihm wissen – ob er in Ordnung sei und was überhaupt passiert war. Die Menge wuchs rasch an, aus allen Richtungen strömten die Leute herbei.
    Boris versuchte sich aus dem Chaos zu befreien. Plötzlich erblickte er den Robotermenschen, der sich seinen Weg durch die Menge bahnte. Der Roboter sah ihn, grinste und sagte etwas, das Boris nicht verstand. Es war Zatschek, das Sprachrohr von Konstantin Berija, dem Direktor des SWR. Zatschek, der ihn am Flughafen Ramenskoje festgehalten hatte. Was machte er hier?, fragte sich Boris.
    »Glauben Sie mir, wir können Ihnen das Leben zur Hölle machen«, hatte Zatschek ihn gewarnt.
    In diesem Augenblick sah er alles ganz klar, als hätte sich ein Vorhang gehoben. Während er benommen durch die glotzende Menge taumelte, wusste Boris, dass der SWR dahintersteckte. Der SWR war für Lana Langs Tod verantwortlich und versuchte ihn hier in München auszuschalten.
    »Denkst du noch manchmal an all die Toten?«, fragte Kaja.
    Bourne lag auf dem Boden des Badezimmers und blickte in ihre stechenden blauen Augen. Sie saß auf seinem Bauch, eine Hand an der Nagelfeile, die in seiner Seite steckte. Er hatte kaum Schmerzen. Die Feile war vermutlich nicht sehr tief eingedrungen. Er hätte sie abwerfen können, doch er wartete lieber ab. Sie hatte ihn nicht töten wollen, nicht einmal schwer verletzen. Nein, sie wollte ihm etwas sagen, etwas, das er unbedingt wissen wollte. Also lag er still da, atmete tief durch und sammelte sich.
    »An die Leute, die du getötet hast?«, fuhr sie fort.
    Und dann, als er in ihre Augen blickte, wurde die Vergangenheit plötzlich lebendig und verschmolz mit der Gegenwart. Ihre blauen Augen verwandelten sich in die Augen der Frau auf der Toilette in der Disco irgendwo im Norden. Grelle Lichter zuckten um ihn herum, Musik dröhnte aus den Lautsprechern, und er war wieder dort. Sie saß auf der Toilette, die kleine Pistole vom Kaliber .22 auf ihn gerichtet.
    Er tat, was Alex Conklin ihm aufgetragen hatte. Er wusste nichts über die Frau, außer dass Treadstone sie ausschalten wollte. Das war in den Zeiten, als er alles getan hatte, was man ihm auftrug, so wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte. Erst nach dem Vorfall, bei dem er sein Gedächtnis verloren hatte, begann er alles zu hinterfragen, nicht zuletzt auch die Motive von Treadstone.
    Kurz bevor er seinen Auftrag ausführte, hatte sie noch gesagt: »Es gibt keinen …«
    Es gibt keinen … was?
    Kajas Augen und die Augen der toten Frau – sie waren sich so ähnlich.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte Kaja. »Die Polizei kam, und ich musste in diese Disco in Stureplan, um sie zu identifizieren. Sie saß immer noch da – sie hatten sie nicht von der Stelle bewegt, weiß der Teufel, warum …« Ihr Kopf zitterte. »Du hattest keinen Grund, das zu tun.«
    »Es gibt keinen

Weitere Kostenlose Bücher