Der Bourne Befehl
Grund.« Das hatte sie gesagt, bevor er sie erschoss. »Es gibt keinen Grund.«
Soraya stürzte in die Dunkelheit. Sie landete auf Amuns Leiche, die sie noch im Tod schützte, so wie Amun es im Leben getan hatte.
Im nächsten Augenblick war der Mann mit dem roten Polohemd bei ihr, riss sie von Amun herunter und warf sie zur Seite wie einen Müllsack. Einen Moment lang blickte er auf Amuns Gesicht hinunter. Er versetzte ihm einen Tritt gegen den Kiefer, und die Zähne flogen in alle Richtungen. Er trat erneut zu, und Amuns Nase brach. Dann machte er sich über Amuns Rippen her und brach sie mit immer wuchtigeren Fußtritten. Er keuchte wie ein wütender Hund. Sein Gesicht war gerötet, und der Mund geöffnet, sodass seine gelben Zähne zum Vorschein kamen.
Soraya kam zu sich und hörte die wüsten Flüche des Mannes. Weil es Arabisch war, glaubte sie einen Moment lang, sie wäre in Kairo. Dann fiel ihr Blick auf Amuns verstümmeltes Gesicht, und sie stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Der Araber drehte sich zu ihr um, als sie ihn ansprang und zurückriss.
Sie landeten hart auf dem nackten Beton, und Soraya stöhnte auf, als der Schmerz in ihrer linken Seite aufflammte. Der Araber versuchte sich loszureißen, doch sie hielt ihn fest umklammert, obwohl sich immer noch alles in ihr drehte. Er schlug nach einem ihrer Handgelenke und bot ihr eine Lücke zum Angriff. Sie rammte ihm den Handballen gegen die Nase und versuchte ihn mit dem Knie zu erwischen. Doch er zuckte zurück, und sie traf ihn nur am Oberschenkel.
Ihre Chance war dahin. Er stieß ihr die Fingerspitzen in die Kehle, und sie würgte und rang nach Luft. Ganz langsam und bedächtig zog er ein Springmesser hervor und ließ es aufschnappen, um ihr dann die Kehle aufzuschlitzen.
Es klopfte an der Badezimmertür, und Kaja schloss die Tür ab.
»Ist alles in Ordnung da drin?«, war Don Fernandos Stimme zu hören.
»Ja, alles okay«, antwortete Kaja. »Jason und ich unterhalten uns gerade.«
»Tu nichts Unüberlegtes«, mahnte Don Fernando. »Er kennt tausend Wege, dich zu töten.«
»Du machst dir unnötige Sorgen, Don Fernando«, gab sie zurück.
Er zog am Türknauf. »Komm sofort heraus, Kaja. Das war ein Fehler.«
»Nein«, sagte sie, »war es nicht.«
»Er erinnert sich nicht, Kaja.«
»Das hast du mir schon gesagt.« Sie beugte sich zu Bourne hinunter. »Du wirst mir nichts tun«, flüsterte sie. »Nicht solange du nicht erfahren hast, was passiert ist – und dann wird es zu spät sein.«
Er fragte sich, was sie damit meinte.
»Erinnerst du dich noch an sie, Jason? Und an diese Diskothek in Stockholm – Frequencies – weißt du noch?«
Bourne blickte ihr immer noch in die Augen. »Es war Winter, es hat geschneit.«
Kaja schien ein wenig überrascht zu sein. »Ja, an dem Tag, als sie starb, hat es stark geschneit. Der Tag, an dem du sie umgebracht hast.«
Nun begriff er alles. »Sie war deine Mutter.«
Einen Moment lang blitzte etwas Dunkles, Hässliches in ihren Augen auf. »Viveka. Meine Mutter hieß Viveka.« Sie beugte sich noch näher zu ihm herunter, sodass sich ihre Lippen fast schon berührten. Und plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze. »Warum hast du sie umgebracht?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
Das Messer kam in einem kurzen Bogen auf sie zu. Soraya hob einen Arm, um es abzuwehren und sich zu schützen, doch sie rang immer noch nach Luft und hatte nicht mehr genug Kraft. Der Araber schlug ihren Arm zur Seite, als wäre sie eine Puppe.
Er packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf zurück, sodass ihr Hals völlig ungeschützt war. Er grinste. »Du Miststück«, stieß er verächtlich hervor, und noch andere Worte, die sie erschaudern ließen. Sein Körper krümmte sich zu einer einzigen langen Klinge, einer Waffe, die nur dazu da war, ihr das Leben zu nehmen, so als wäre er für diese eine schreckliche Aufgabe geboren.
Erneut kam das Messer auf sie zu, und Soraya sprach ein stilles Gebet. Und dann war der Kopf des Arabers von zwei Armen umgeben. Eine Hand packte ihn am Kinn, und bevor er begriff, was mit ihm geschah, wurde sein Kopf mit einem heftigen Ruck zur Seite gerissen. Sein Genick brach, und er sank zu Boden, in die Dunkelheit, in die er sie hatte schicken wollen.
Soraya blickte auf und sah Aaron im flackernden Licht des Treppenhauses. Er beugte sich zu ihr, hob sie ohne ein Wort in seine Arme und ging mit ihr hinaus, durch den zweiten Zugang, durch den er hereingekommen
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