Der Brand der Cheopspyramide
ließ es dann wieder sein. Mette, eine Zeitung vor sich… immer wieder entsank das Blatt ihrer Hand. Die Spannung der Erwartung ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder gingen ihre Augen zur Uhr. Schon die neunte Stunde überschritten!
Harder sprang auf. Er schritt durch die offene Balkontür hinaus. Die Klänge der Abendmusik unten im Hotelgarten drangen rauschend durch die warme Nacht. Seine Augen glitten über den Nachthimmel. Nirgends das weiße Buglicht eines ankommenden Flugschiffes. Er hörte nicht, wie leise an die Zimmertür geklopft wurde.
Mette hatte es vernommen. Er?… Wie gelähmt ihre Glieder, das Zeitungsblatt entfiel ihrer Hand. Dann… war sie aufgesprungen, wollte zur Tür eilen… Da ging sie auf. Er trat ein.
Einen Augenblick standen sie sich gegenüber, stumm. Er ergriff ihre Hand, hielt sie fest… Mette ließ sie ihm, machte auch keinen Versuch, sich zu befreien, als er sie näher an sich zog, die Linke um ihre Schulter schlang, sie an seine Brust drückte…
»Mette!« Harder stand in der Balkontür, starrte mit aufgerissenen Augen auf das Bild vor ihm.
Sie gab keine Antwort, grub ihren Kopf nur fester an die Brust des Mannes.
Fassungslos trat Harder auf sie zu… »Mette… Herr Eisenecker…« Seine Lippen stammelten zusammenhanglose Worte.
Da hob Eisenecker den Kopf Mettes mit leisem Zwang in die Höhe, küßte sie auf den Mund…
»Nun dürfte wohl kein Zweifel mehr bestehen, Herr Generaldirektor!…«
Jetzt hatte Harder begriffen. »Allerdings, Herr Eisenecker!… Mette!… Kein Zweifel mehr über die Tatsache, die sich vollzog, während ich minutenlang den Rücken wendete. Ihr werdet beide zugeben, daß das eine Überraschung für mich war, wie sie größer…«
»Und schöner nicht gedacht werden konnte«, unterbrach ihn Mette, die sich freigemacht und in ihres Vaters Arme geworfen hatte. ---
Eine Stunde war vergangen… viel zu schnell für die drei Glücklichen in dem Gemach. Zuviel hatten sie sich zu erzählen. Harder war in Erinnerung an längst vergessene Jugendtage ein paarmal aufgestanden, war auf den Balkon getreten, sie allein zu lassen.
Jetzt bedeutete er Eisenecker, ihm auf den Balkon zu folgen. Flüsternd sprachen sie miteinander. Harder horchte auf. Seine Augen blitzten.
»Wir müssen die Koffer packen, Mette!« rief er in das Zimmer, »ich ahnte richtig!… Nein, bleib hier, ich selbst will alles ordnen. Du… ihr könnt Abschied nehmen…«
Er wollte zur Tür schreiten, da wurde sie aufgerissen. Iversen stürmte mit lautem Jubelgeschrei in das Zimmer, zog Modeste am Arm hinter sich her.
»Da ist er, der Ausreißer! Ich habe ihn gefunden!«
Die im Zimmer standen einen Augenblick sprachlos. Dann, ein wirres Durcheinander, Fragen, Antworten… Weinen, Lachen… unmöglich für Malte, den genauen Hergang der Befreiung zu schildern. Keiner wunderte sich auch, als er jetzt Modeste in seine Arme schloß und der Errötenden einen lauten Kuß auf die Lippen drückte.
Harder der erste, der den Bann des frohen Augenblicks von sich schüttelte. Wie ein Inquisitor nahm er Modeste gewaltsam beim Arm, ließ sie sich auf einen Stuhl setzen, setzte sich ihr gegenüber, fragte sie aus. Tauschte dabei mehrmals Blicke mit Eisenecker, dessen Mienen, je weiter Modeste sprach, immer finsterer wurden.
»Genug, genug, Vater!« rief Mette endlich, »siehst du nicht, wie Modeste immer blasser, müder wird? Nach soviel Schrecklichem, was sie erlebt, muß doch dein Inquirieren sie foltern!« Sie eilte auf Modeste zu, hob sie auf, legte sie in Maltes Arme. »Hier, du Ärmste, dein Retter auch dein bester Arzt.«
Harder war mit Eisenecker zur Seite getreten, sprach mit ihm. »Zwölf Warnums!… Sie haben gut von mir gelernt«, setzte er in bitterem Tone hinzu… »Aber Sie… Sie werden ihren sauberen Plan zum Scheitern bringen… Keinen Augenblick gilt’s jetzt zu verlieren… Was Sie tun wollen, tun Sie’s sofort.«
Der trat auf Mette zu, stand einen Augenblick allein mit ihr, küßte sie, ging.
Zur Verwunderung des Garagenwärters stieg der erst kürzlich gekommene Hotelgast schon jetzt wieder, mitten in der Nacht, in sein Fahrzeug, flog fort.
Daß eine halbe Stunde später Harder und seine Angehörigen das Hotel im Flugzeug verließen, nahm ihn nicht weiter wunder. Sie waren ja schon länger hier. Auch zogen es viele Passagiere vor, bei sternenklarem Himmel die Reise zur Nacht zu machen, benutzten je nach Laune die bequemen Kabinen zum Schlafen.
Hätte der
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