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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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besetzt. Während die ›Potomac‹ schon in dreißig Kilometern Höhe über Nordschottland dahinschoß, waren die Stewards immer noch eifrig beschäftigt, neue Sessel und Liegestühle aus den Vorratsräumen herbeizuholen.
    So erhielt Malte von Iversen endlich im Speisesaal der ›Potomac‹ eine Sitzgelegenheit, auf der er seine Glieder strecken konnte. Er war gerade noch zurechtgekommen, als man bereits die Laufplanken der ›Potomac‹ einziehen wollte, um mit einem letzten gewaltigen Satz an Bord zu springen.
    Jetzt saß er, streckte und verschnaufte sich. Die nächsten zwölf Stunden gehörten ihm. Hier konnte ihm Eisenecker nicht entkommen.
    Aber bei dieser Völkerwanderung zu den Niagarafällen, von der die Überfüllung der ›Potomac‹ einen kleinen Vorgeschmack gab, würde es ihm nicht leicht sein, seinen Mann in der unübersehbaren Menge an den Fällen selbst im Auge zu behalten.
    Indes vier Augen sehen mehr als zwei, und zehn Augen sehen noch mehr. Darauf hatte Iversen seinen Plan gebaut und sich telegrafisch mit amerikanischen Detektiven ins Einvernehmen gesetzt. Ein unmittelbares Verschwinden sollte dem Beschatteten bis zur Unmöglichkeit erschwert werden.
    Auch hier im Speisesaal der ›Potomac‹ bildete das bevorstehende Experiment William Jeffersons an allen Tischen den Hauptgegenstand der Unterhaltung. In allen Sprachen Europas wurde darüber debattiert und stellenweise recht absprechend geurteilt. Seit Monaten hatten ja bereits die Zeitungen darüber berichtet und die Möglichkeiten eines Erfolges erörtert. Manche Blätter hatten das Ganze als eine richtige Yankeeidee bezeichnet. Diese groteske Idee, die fünfunddreißig Millionen Pferdestärken der Niagarafälle konzentriert auf ein Becken mit einhundert Kilogramm Quecksilber wirken zu lassen. Einige Gelehrte hatten sogar von einer hemdsärmeligen Physik gesprochen, wie man in früheren Zeiten wohl ähnlich von der Diplomatie zu sprechen pflegte. Die Mehrzahl der Zeitungsstimmen hatte auf das Problematische des ganzen Versuches hingewiesen.
    Aber die Wirtschaft und besonders die Börse war nervös geworden, wurde immer nervöser, je näher der Tag des Experimentes heranrückte. Von Tag zu Tag gaben die Kurse der Gold- und Energiewerte nach. Der schwarze Donnerstag, der Todestag Montgomerys, war noch nicht vergessen.
    Iversen hatte einen Platz in der einen Ecke des Saales bekommen, von dem aus er den ganzen großen Raum gut übersehen konnte. Während er dort saß, hier und da Gesprächsbrocken über das Thema William Jefferson auffing und einzelne Passagiere musterte, trat Eisenecker ein. An einem Tisch in der Mitte des Saales fand er Platz und ließ sich das Schiffsdiner servieren. Von seinem Winkel aus konnte Iversen das Gesicht des Mannes in aller Ruhe studieren, und er tat es gründlich. Geübt, in den Physiognomien der Menschen zu lesen, verfolgte er jeden Zug dieses Gesichts. Er studierte dieses Antlitz wie ein Buch.
    Verbarg sich da nicht etwas, das den äußeren Schein Lügen strafte? Welche geheimen Pläne woben hinter dieser breiten, kantigen Stirn? Welches Ziel hatten diese leuchtenden, willensharten Augen?
    Der ganze Mensch ein Rätsel, ihm. Warum nutzte er nicht unverzüglich seine Erfindungen aus?
    Die Atomenergie… sollte die Erkenntnis der Macht, die sie ihrem Beherrscher in die Hand gab… sollte diese Erkenntnis solche rätselhaften Wandlungen hervorrufen? Schon die bizarre Weise, in der Elias Montgomery sein Leben umgestellt hatte, nachdem ihm die Entdeckung gelungen, gab der Welt reichlichen Grund zum Kopfzerbrechen. Hier schien sich der Fall, wenn auch in anderer Weise, zu wiederholen. Auch dieser hier schwieg über seine Entdeckung. Zwar vergrub er sich nicht in seinem Haus, schloß sich nicht hermetisch von jedem Verkehr ab, aber im Erfolg war sein Tun das gleiche. Er floh in die Welt.
    Flucht… ja Flucht war’s, die Eisenecker in die Ferne trieb! Flucht vor den quälenden Zweifeln, die ihm Herz und Sinn beschwerten. Die Erkenntnis der ungeheuren Tragweite dessen, was ein günstiges Geschick ihm nach mühevoller Arbeit in den Schoß geworfen, wuchtete wie eine ungeheure Last auf seiner Seele. Mit allen Kräften des Geistes und des Körpers rang er dagegen, um nicht niederzubrechen.
    Durch ein einfaches Versehen waren damals in seinem Hause Energiemengen von unbeabsichtigter Größe frei geworden, der alte Ellernhof war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. In diesem Augenblick war ihm die gefährliche Größe seiner

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