Der Brand der Cheopspyramide
Entdeckung klar vor die Augen getreten. Gleichgültig, ohne Bedauern hatte er zugesehen, wie das jahrhundertealte Gebäude ein Raub der Flammen wurde.
Ein Wink des Schicksals war ihm diese Feuersbrunst, die ihm das Obdach raubte, die ihn aus enger Einsamkeit hinaus in fremde Welten trieb. Neue Kräfte sammeln im Getriebe der Welt! Neue Kräfte, um das Errungene so auszubauen, so zu verwerten, daß es Segen für die Menschheit wurde. Nicht ein blutiger Sieg, bei dem unzählige Existenzen die Opfer der gewaltigen Umstellung werden mußten.
Eine neue, ganz große Aufgabe. Sie mußte gelöst sein, bevor er Europa, der Welt die neue Energiequelle in die Hand gab.
Wohin sich wenden? Amerika…? Seine Industrie die bestentwickelte, zugleich die am straffsten organisierte der Welt. Hier die neue Energiequelle zur Anwendung gebracht! Hier mußten die Folgen am deutlichsten zu sehen sein. Hier hatten sich auch bereits ernste Köpfe mit dem Problem beschäftigt, wie einem so umwälzenden Ereignis, wie der Entdeckung der Atomenergie am besten zu begegnen sei.
Der Versuch Jeffersons… die Riesenenergie der Niagarafälle auf ein wenig Quecksilber loszulassen… er lächelte bei dem Gedanken daran.
Der Kaffee wurde serviert. Mechanisch folgte Eisenecker dem Beispiel der meisten anderen Gäste und griff nach dem Radiohörer, der neben jedem Sitz hing. Neueste Nachrichten aus der Welt… vier Jahre hatte er einsam auf dem Ellernhof gehaust, in seine Arbeit vertieft, abgeschnitten von jedem Verkehr. Was vier Jahre hindurch in der Welt geschah, war ihm fremd geblieben. Es würde einige Zeit benötigen, die Lücke wieder auszufüllen. Wahllos ließ er den Einstellhebel über die Metallscheibe gleiten.
Kairo: Attentat auf die ägyptische Staatsbank. In der heutigen Sitzung des ägyptischen Parlamentes machte der Innenminister folgende Mitteilung:
Von einer weitverzweigten internationalen Bande ist ein Attentat auf unsere Staatsbank versucht worden. Man hat von einem gegenüberliegenden Gebäude aus unter der Straße hinweg mit der Aushebung eines unterirdischen Ganges begonnen. Die ägyptische Polizei, die schon seit langem unterrichtet war, griff heute mit schnellem Schlag zu und konnte mehrere Mitglieder der Bande verhaften.
Doch nun kommt das Außergewöhnliche, woran unsere Hörer vielleicht zweifeln werden. Es war nicht beabsichtigt, den Bankschatz zu rauben. Man wollte ihn nur vernichten. Es war beabsichtigt, hundert Zentner der brisantesten Sprengstoffe unter die Bankkeller zu bringen, um das ganze Bankgebäude, das ganze Stadtviertel von Grund auf in die Luft zu sprengen. Über die Täter schweigt sich die Polizei vorläufig noch aus.
Der Minister teilte dem Parlament darauf den folgenden, jedenfalls nicht gewöhnlichen Entschluß des Gesamtministeriums mit, den Bankschatz bis auf weiteres in den Totenkammern der Cheopspyramide unterzubringen. Das vollkommen freie und übersichtliche Gelände um die Pyramide herum wird in einem Umkreis von drei Kilometer gesperrt werden. Um die Sicherung durchzuführen, beabsichtigt die Regierung zunächst, einen Militärkordon um die Pyramiden zu legen. Später soll der Schutz noch durch elektrische Sicherungen verstärkt werden. Diese Nachricht wird bei denen, die in diesem Jahre einen Besuch Ägyptens und der Pyramiden vorhaben, sehr gemischte Gefühle auslösen. Viele werden den Besuch sicherlich unterlassen, da die Pyramiden ein Hauptziel für die Touristen sind.
Eisenecker rückte den Hebel weiter: Bern, Sitzung des europäischen Staatsrates. Rede des deutschen Delegierten über die europäisch-maurischen Verhandlungen in Rom.
Die Brauen des Hörenden schoben sich halb unwillig, halb drohend zusammen. Noch immer der Feind auf europäischem Boden! Seine Gedanken flogen zu der spanischen Halbinsel, flogen zurück durch die Jahre. Zurück zu der Zeit, als er dort die großen Kraftwerke in Segovia, in Zamora und bei La Roda baute. Ein Name besonders ging ihm durch den Sinn. Gonzales… Pionierhauptmann damals in Segovia…
Er hörte nichts mehr von dem, was aus dem Radiohörer klang. Alle seine Gedanken und Erinnerungen weilten bei dem Hauptmann Antonio Gonzales. Damals in Segovia war er zu ihm gekommen, sich Rat wegen einer technischen Erfindung zu holen. Eisenecker war erstaunt gewesen, in dem einfachen Soldaten einen glänzenden Techniker kennenzulernen. Aus der Bekanntschaft war schnell eine Freundschaft geworden… Wo mochte Gonzales jetzt leben?… Wenn er noch am Leben war.
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