Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
War er vielleicht in den maurischen Kämpfen gefallen?
    Ein Schüttern ging durch den Rumpf der ›Potomac‹ und unterbrach seine Gedanken. Das Schiff hatte während der letzten Stunden das Eismeer zwischen Island und Grönland überflogen und mußte sich jetzt etwa in der Höhe von Christianland befinden. Schon seit einiger Zeit schien es Eisenecker, als ob der Lauf der Maschinen unregelmäßiger geworden wäre. Jetzt konnte kein Zweifel mehr sein. Die Maschinen setzten aus. Man hatte es zweifellos mit einer Betriebsstörung zu tun.
    Von allen Seiten her klangen jetzt aufgeregte Stimmen durch den Raum. Überall war man auf das Versagen der Maschinen aufmerksam geworden und suchte die Gründe dafür zu erfahren. Widersprechende Nachrichten zuerst… ein Defekt an der Kühlung. Ein Undichtwerden des Gasraumes… heißgelaufene Lager.
    Die ›Potomac‹ ging im Gleitflug nach unten. Jetzt standen die Maschinen für die Horizontalpropeller ganz still. Tiefer und tiefer ging es hinab. Die Wolken wurden durchstoßen. Die Erde wurde sichtbar. Die ›Potomac‹ befand sich über dem grönländischen Inlandseis… Fast stoßfrei setzte sie jetzt auf einer glatten Gletscherfläche auf.
    Es war eine Notlandung. Schon begann die Schiffsstation zu senden und Hilfe herbeizurufen. Ein Tenderschiff vom nächstgelegenen Stützpunkt in Reykjavik mit Monteuren, Werkzeugen und vor allen Dingen mit neuem Betriebsstoff. Denn das war ja ganz unzweifelhaft die Ursache der Notlandung. Eisenecker erkannte den Grund, als er aus einem der Heckfenster die lange, breite, schwarzschimmernde Spur sah, die das ausfließende Teeröl auf dem Eise hinterlassen hatte. Nur ein Tankdefekt konnte es gewesen sein, der vorzeitig die Betriebsstoffe der ›Potomac‹ erschöpfte und sie hier zum Niedergehen zwang.
    Da lag das Schiff in der eisigen Einöde. Hilfe war bereits zugesagt, aber es würden Stunden vergehen, bevor sie da sein konnte. Es wäre nicht schlimm gewesen, wenn man Brennstoff gehabt hätte. So aber fehlte jede Heizung der ›Potomac‹ durch Auspuffgase oder heißes Wasser von den Maschinen her. Schon begann die grönländische Kälte sich auch im Schiffsinnern fühlbar zu machen. Die Reisenden waren nur mit leichter Sommerkleidung versehen. Alle möglichen Decken und Hüllen aus den Beständen der ›Potomac‹ wurden zusammengesucht und mußten zum Schutz gegen die Kälte dienen.
    Trotz alledem wäre es immer noch ein lustiger Mummenschanz gewesen, wenn nicht das Unwetter hinzugekommen wäre. Von Minute zu Minute verstärkte sich die Gewalt des eisigen Sturmes, der von Norden her über die Gletscher hinraste. Aus dem Sturm wurde ein Schneesturm. Immer dichter füllte sich die Luft mit feinen Eiskristallen. Schon war die Hügelkette, die kaum einen Kilometer vom Landungsplatz der ›Potomac‹ entfernt den Gletscher im Norden säumte, durch den dichten Schleier der wirbelnden eisigen Schneemassen nicht mehr zu erkennen. Wie aufprallender Hagel fast hörte es sich im Schiffsinnern an, wenn der Sturm in immer neuen wütenden Stößen den Schnee gegen die eisernen Flanken der ›Potomac‹ schleuderte.
    Immer schneidender, immer eisiger die Kälte im Schiffsraum. Schon drängten sich Gruppen von Passagieren eng aneinander, verkrochen sich zusammen unter Kissen und Decken, um dem schweren Frost besser Widerstand leisten zu können.
    Eine andere schwere Gefahr dabei im Hintergrunde. Es war fraglich, ob das Hilfsschiff bei diesem Unwetter landen konnte, ob es die ›Potomac‹ in diesem Schneesturm überhaupt finden würde.
    Etwa zwei Stunden waren seit der Notlandung der ›Potomac‹ verstrichen. Was erst ein verhältnismäßig harmloser Zufall zu sein schien, drohte nun eine Katastrophe zu werden. Zu allem Überfluß brach jetzt auch die kurze nordische Nacht an. Immer dichter legte sich die Dämmerung über das vereiste Land, während der Nordsturm mit ungebrochener Kraft die stiebenden Schneemassen vor sich her jagte.
    Mittschiffs hatte man inzwischen eine Luke geöffnet und den Laufsteg ausgelegt. Die Maschinisten waren hinausgegangen, um den Defekt zu untersuchen und womöglich auszubessern. Elektrische Fackeln beleuchteten die Arbeitsstätte. Fantastisch brach sich ihr Licht in den unablässig niederwirbelnden Schneemassen. Das Kreischen von Bohrern und Sägen wurde hörbar. Schwere Hammerschläge ließen den Rumpf der ›Potomac‹ erdröhnen. Die Ausbesserungsarbeiten kamen in Gang. Aber was konnte es helfen, wenn nicht rechtzeitig das

Weitere Kostenlose Bücher