Der Brand der Cheopspyramide
Arm in den seinen und führte sie zu dem Sessel am Kamin. Sprach dann weiter. »Sie haben mir eine große… eine ungeheure Last von der Seele genommen. Seit dem Tode Elias Montgomerys mußte ich Europa wieder fürchten. Wären die englischen Gelehrten hinter das Geheimnis des Apparates gekommen, Europa hätte das wirtschaftliche Übergewicht gehabt. Das allein schon eine schwere Gefahr für uns, der zu begegnen unmöglich. Aber nicht nur das. Die Atomenergie wird bei weiterer Entwicklung auch eine furchtbare militärische Waffe werden. Diese Waffe in der Hand Europas, und die Tage unseres militärischen Übergewichtes und unserer Herrschaft in Spanien wären gezählt. Oh, ich unterschätze die Größe des Dienstes nicht, den Sie unserer Sache… den Sie mir erwiesen haben. Aber ich weiß nicht, wie ich Ihnen den schuldigen Dank dafür abstatten kann.«
Auf Jolanthes Wangen schien ein Widerschein des Kaminfeuers zu brennen. Mit rascher Hand schob sie den Kaminschirm zwischen sich und die Glut, ihr Antlitz damit beschattend.
»Ich danke Eurer Majestät für die liebenswürdigen Worte… Sie dürfen überzeugt sein, daß mir die Freude über den glücklichen Erfolg allein genügt, um mich für jede Mühe völlig zu entschädigen.«
Wieder flog es wie dunkle Glut über ihre Wangen, während sie die Worte sprach.
»Als ein geringes Zeichen meiner freundlichen Gesinnung, die ich für Sie im Herzen trage, will ich meine Einwilligung für eine Verbindung zwischen meinem Bruder, dem Prinzen Ahmed, und Ihrer Schwester Modeste geben.«
Ein heller Freudenschein glitt über das Gesicht Jolanthes.
»Sire, die Gnade, die so unverhofft…«
Sekundenlang hatte die gewohnte Selbstbeherrschung sie verlassen. Mit Mühe unterdrückte sie einen Ausdruck jubelnder Freude, vergaß ganz die Unterredung mit Modeste.
Abdurrhaman versenkte seine Blicke in die Jolanthes.
»Ich hoffe, durch diese verwandtschaftlichen Bande die so herzlichen, freundlichen Beziehungen unserer Familien noch enger zu knüpfen… besonders Sie selbst noch stärker an mich zu fesseln… Sie, die mir so notwendig sind.«
Vergeblich versuchte Jolanthe dem Blick des Kalifen zu begegnen, darin zu lesen… ein flammendes Funkeln zwang sie, die Augen zu senken. Ihr Herz schlug in starken Schlägen.
»Die Mitteilung, die ich Ihnen soeben machte, Baronin Jolanthe, wollen Sie bitte als ganz vertraulich behandeln. Auch den Beteiligten gegenüber.«
Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest in der seinen.
»Es trieb mich, wenigstens einen kleinen Teil der Dankeslast mich zu entledigen, die mein Herz so stark beschwert. Ich will hoffen, wünschen, daß sich bald Gelegenheit finden wird, mein Herz noch stärker von der Schuld zu entlasten. Wenn das andere in Erfüllung gehen wird. Der Traum, den Apparat Montgomerys in Tätigkeit zu sehen. Dann…« Seine Blicke hingen fest an denen Jolanthes. Ein heißer Strom durchrann sie.
Ihre Hand zuckte. Sie entzog sie ihm.
»Hatte Ibn Ezer schon Gelegenheit, den Apparat zu sehen?«
»Noch nicht, Baronin. Er soll morgen den ersten Versuch daran machen.«
»Und wenn es ihm nicht gelingt, Sire, nicht sogleich gelingt?«
»Dann«, die Züge des Kalifen verfinsterten sich, »muß der Apparat nach Ägypten geschafft werden, wo Ibn Ezer alle Hilfsmittel zur Verfügung hat. Und dann…kann es vielleicht viele Monate dauern, bis das Geheimnis gelöst wird. Wir müssen uns bescheiden. Können wir vorläufig die Kräfte des Apparates nicht bedienen, so ist doch auch Europa die Möglichkeit verschlossen, das Geheimnis zu lösen.«
»Sollte es nicht möglich sein, Sire, den einen oder den anderen durch hohe Summen zu bestechen und sie zu gewinnen, für uns zu arbeiten?«
»Unmöglich! Diesen Gelehrten ist mit Gold nicht beizukommen. Außerdem, die Zahl der Leute, die das Verfahren wirklich beherrschen können, ist gering. In erster Linie der Oberingenieur auf Warnum und natürlich der Generaldirektor Harder.
Der weilt übrigens zur Zeit in Biarritz. Sie werden vielleicht Gelegenheit finden, ihn kennenzulernen, wenn Sie selbst demnächst nach Biarritz kommen.«
Jolanthe starrte sekundenlang in das verlöschende Kaminfeuer. Eine Idee war in ihr aufgezuckt. Als hätte sie die Gegenwart des Kalifen vergessen, warf sie sich in den Sessel zurück und schloß die Augen. Zitterndes Zucken der Gesichtsmuskeln verriet das angestrengte Nachdenken.
Abdurrhaman starrte mit verhaltendem Atem auf die Gestalt Jolanthes, die wie von hypnotischem
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