Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
sofort an Bord zurückkehren. Mit einem schnellen Pferd oder sonstwie.«
    Aber Keen starrte Bolitho immer noch an. »Es war dasselbe Schiff, nicht wahr, Sir?«
    »Ganz bestimmt.« Bolithos Blick blieb fest. »Stellen Sie unseren Arzt für die Verwundeten ab. Die Überlebenden der
Sparrowhawk
werden in unserer Stammrolle übernommen. Sie sollen dabeisein, wenn
Achates
mit diesem Schlächter abrechnet!«
    Damit kehrte Bolitho in seine Kajüte zurück. Aber sein Äußeres mußte sich irgendwie verändert haben. Chases Hand mit dem halbleeren Glas blieb auf dem Weg zu seinen Lippen in der Luft hängen, Ozzard erstarrte mit der Karaffe in der Hand. Fanes Blick folgte Bolitho zu den Heckfenstern, bevor er fragte: »Eine schlechte Nachricht, Admiral?«
    Bolitho fuhr herum und musterte ihn; nur mit Mühe konnte er die weißglühende Wut unterdrücken, die in ihm aufwallte.
    »Ich laufe aus, sowie alle meine Leute an Bord sind.«
    Chase beugte sich im Stuhl vor, als wolle er Bolitho eingehender betrachten. »Also warten Sie doch nicht auf Ihre Fregatte?«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Ich habe das Warten satt.«
    Er sah das Boot der Brigg draußen ein zweites Mal heranpullen. Es war grausam, den jungen Midshipman nach allem, was er durchgemacht hatte, zum Rapport zu befehlen. Aber er mußte alles erfahren, was der Junge wußte.
    Ruhig sagte er:
»Sparrowhawk
ist versenkt worden.« Er hörte Chase überrascht nach Luft schnappen.
    Zu Fane gewandt fügte er hinzu: »Sie sehen also, meine Herren, es könnte doch zu Kriegshandlungen kommen, ehe die Übergabe zur Zufriedenheit
aller
vollzogen wird.«

Abschied von Boston
    Kapitän Valentine Keen saß mit übergeschlagenen Beinen in Bolithos Kajüte und sah zu, wie sein Vorgesetzter eine Depesche an die Admiralität in London noch einmal durchlas. Sie sollte mit der Brigg
Electra
abgehen und schließlich von einem Kurierschiff der britischen Marine weiterbefördert werden, was bedeutete, daß sie völlig von den Ereignissen überholt sein würde, wenn Admiral Sheaffe sie endlich in Händen hielt. Keen verfluchte insgeheim die drückende Hitze. Sie lag so lähmend über dem Schiff, daß selbst die kleinste Bewegung zur Qual wurde.
    Bolitho setzte seine Unterschrift unter die letzte Seite und sah seinen Flaggkapitän fragend an.
    »Also, Val, sind wir klar zum Auslaufen?«
    Keen nickte und fühlte sofort Schweiß in seinen Kragen rinnen.
    »Der letzte Wasserleichter hat abgelegt, Sir. Wir warten nur noch…« Heftig sprang Bolitho auf und schritt zu den offenen Heckfenstern.
    »Auf meinen Neffen. Er sollte längst an Bord sein.«
    Damit hatte er nur seine Gedanken laut ausgesprochen. Das Schiff war klar zum Ankerlichten, alle Boote waren eingesetzt, die Leute vollzählig an Bord. Gereizt starrte er zu der kleinen Brigg hinüber, mit der die Nachricht über den Verlust der
Sparrowhawk
gekommen war. Ihr junger Kommandant würde aufatmen, wenn er erst dem Einflußbereich dieses fremden Admirals entronnen war. Sein kleines Schiff konnte nun nach Antigua eilen und die Kunde von dem geheimnisvollen Wegelagerer verbreiten, der ohne Namen und Nationalflagge segelte. Bolitho hätte viel darum gegeben, wenn er
Electra
hätte behalten können, aber es war vorrangig, daß vor dem unbekannten Angreifer gewarnt wurde. Noch andere Schiffe mochten seine Opfer werden. Keen konnte seinem Admiral fast die Gedanken vom Gesicht ablesen. In Kriegszeiten hatten sie so vieles gemeinsam erlebt und durchgestanden; und jetzt, angeblich mitten im Frieden, wurden sie mit einem Gegner konfrontiert, der ebenso rätselhaft wie furchterregend war.
    Über ihren Köpfen polterten Schritte, dann schrillten die Pfeifen und riefen die Wache an irgendeine neue Arbeit, beaufsichtigt vom scharfen Auge des Ersten Offiziers.
    Bolitho entging Keens mitfühlender Blick. Seine Gedanken drehten sich immer wieder im Kreis, als sei sein Kopf ein Gefängnis. Sollte er hier in Boston warten oder nach San Felipe segeln? Es hing ganz allein von ihm ab, wie auch Duncans Tod auf seine Entscheidung zurückging. Keen hatte mit dem überlebenden Midshipman gesprochen, aber nur wenig aus ihm herausbekommen. Dann hatte Bolitho Allday gebeten, den jungen Evans auf seine eigene Art auszufragen, und diese Methode hatte verblüffende Resultate gebracht. Allday besaß eben die Gabe, sich beiläufig und wie nebenbei mit Leuten zu unterhalten, besonders mit halben Kindern wie Evans. Als Allday Bolitho schilderte, was er Evans entlockt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher