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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gestatten.«
    Bolitho lächelte. »Das habe ich auch schon bedacht. Aber der Verlust von
Sparrowhawk
und der unprovozierte Angriff auf uns passen nicht ins Bild. Wenn mich nicht alles täuscht, war das Schiff ein spanischer Werftbau, doch seine Allerkatholischste Majestät, der König von Spanien, hat keine Einwände gegen die Übergabe von San Felipe erhoben. Also haben wir es entweder mit einem versuchten Staatsstreich zu tun oder mit Piraterie in großem Maßstab. Zum Teufel, Val, nach diesem langen Krieg gibt es doch eine Menge Kapitäne mit der nötigen Erfahrung und auch Verzweiflung für ein Spiel um so hohen Einsatz.«
    Keen legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Ich weiß, Sir, daß Sie sich jetzt große Sorgen um Ihre Frau machen.« Er sah Ärger in Bolithos grauen Augen aufblitzen und fuhr schnell fort: »Das lange Warten muß die Hölle für Sie gewesen sein, besonders nach Ihren Erlebnissen in der Gefangenschaft.«
    Ein Boot pullte unter dem Heck vorbei, und Bolitho trat an ein Fenster, um die Passagiere zu mustern. Aber es waren nur Neugierige und ein paar kleine Händler, die immer noch versuchten, mit den Matrosen an Bord das eine oder andere Geschäft zu machen.
    Adam war nicht dabei.
    Wieder erriet Keen seine Gedanken. »Er ist noch so jung, Sir. Vielleicht war es ein Mißgriff, ihn zum Flaggleutnant zu machen.«
    Wütend fuhr Bolitho herum. »Hat Browne das gesagt?«
    Keen schüttelte den Kopf. »Es ist meine persönliche Meinung. Ihr Neffe ist ein prächtiger junger Mann und hat meine volle Sympathie. Sie haben von Anfang an die Hand über ihn gehalten, haben ihn behandelt wie einen Sohn.«
    Bolithos Widerstandskraft erlahmte. »War das denn so falsch?« Traurig lächelte Keen. »Auf keinen Fall, Sir.«
    Bolitho schritt an Keens Stuhl vorbei und legte seinem Flaggkapitän kurz die Hand auf die Schulter. »Aber Sie haben ganz recht. Ich wollte die Augen davor verschließen.« Er winkte ab, als Keen zu protestieren begann. »Ich habe Adams Mutter nie kennengelernt, niemand kannte sie. Immerhin hat sie ihn den ganzen Weg bis nach Falmouth geschickt, zu mir. Das war vielleicht das einzig Gute, was sie in ihrem Leben tat. Aber was mich betrifft, so haben Sie recht: Ich liebe Adam wie einen Sohn, doch er ist es nicht. Sein Vater war mein Bruder Hugh. Vielleicht hat er Hughs Charakter geerbt…«
    Keen stand auf. »Lassen wir es dabei bewenden, Sir. Ihr Grübeln bringt Sie auch nicht weiter, es zermürbt Sie nur. Wir alle blicken zu Ihnen auf. Und ich glaube, uns steht Schlimmes bevor. Wahrscheinlich hat man uns nur deshalb hierher gesandt.«
    Bolitho schenkte zwei Gläser Wein ein und reichte Keen eines davon.
    »Sie sind mir ein guter Flaggkapitän, Val. Nur ein mutiger Mann konnte das eben aussprechen. Und es stimmt. Private Gefühle dürfen jetzt keine Rolle spielen. Später vielleicht – aber jetzt würde jedes Zeichen von Besorgnis sofort das ganze Schiff anstecken.« Er hob sein Glas und ließ den Wein in der Sonne funkeln. »Das alte Käthchen wird sich bald tapfer schlagen müssen. Einen Admiral, der vor privaten Sorgen an nichts anderes mehr denkt, kann sie nicht gebrauchen.«
    Ein zaghaftes Klopfen an der Tür, und dann trat Yovell ein, den Blick wie gebannt auf Bolitho gerichtet.
    Keen mußte wegsehen, als Bolitho den Brief aus Yovells Hand entgegennahm. Er wäre gern gegangen, wagte aber nicht, sich zu rühren. Yovell empfand anscheinend ebenso.
    Bolitho überflog den kurzen Brief und faltete ihn dann sorgsam.
    »Bringen Sie das Schiff bitte in Fahrt, wenn Sie soweit sind. Der Wind sollte reichen zum Auslaufen.«
    Er begegnete Keens fragendem Blick.
    »Der Brief kommt von meiner Schwester in Falmouth. Meiner Frau…« Als beschwöre er damit Unheil herauf, zögerte er, ihren Namen auszusprechen. »Belinda geht es nicht gut. Der Brief wurde schon vor ziemlich langer Zeit geschrieben, denn das Postschiff hat noch andere Häfen angelaufen, ehe es nach Boston kam. Aber sie wollte mich wissen lassen, daß sie an mich denkt.«
    Er wandte sich ab, weil seine Augen plötzlich brannten. »Auch wenn sie zu krank war, um selbst zu schreiben.«
    Keen sah in Yovells erschrecktes Gesicht und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, sich zurückzuziehen.
    Als sie allein waren, sagte er leise: »Sie tat es aus Liebe zu Ihnen, Sir. Und nur das sollten Sie sich vor Augen halten.«
    Bolitho sah ihn an und nickte dann. »Danke, Val. Bitte, lassen Sie mich jetzt allein. Ich komme gleich an Deck.«
    Keen schritt

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