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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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langsam, aber sicher die widerspenstige Leinwand zu ihren Rahen aufholten und festzurrten.
    Sofort ließen die Schiffsbewegungen nach, und Keen befahl so gelassen er konnte: »Setzt die restlichen Boote aus. Und bringt achtern einen Warpanker aus. Mr. Rooke soll sich bei mir melden.« Und als Quantock verbittert schwieg, setzte er hinzu: »Außerdem nehmen Sie bitte eine allgemeine Musterung vor. Und melden Sie mir die Verluste.«
    An seinem Ellbogen stand plötzlich eine kleine Gestalt, Ozzard, Bolithos Steward, mit einem silbernen Becher in der Hand.
    »Hier, Sir.«
    Keen setzte ihn an die Lippen und verschluckte sich fast an dem starken Rum. Aber er erzielte die von Ozzard beabsichtigte Wirkung.
    »Danke.« Keen reichte den Becher zurück, es war einer von Bolithos eigenen. »Das hatte ich nötig.«
    Gemeinsam sahen sie zu, wie Gig und Jolle an ihren Davits ausgeschwungen und zu Wasser gelassen wurden. Männer hasteten nach achtern, während die Bootsmannsgehilfen ihre Anweisungen für das Ausbringen des Warpankers bellten. Auf den blankgescheuerten Planken sah das dicke Tau aus wie eine endlose Schlange.
    Schüchtern fragte Ozzard: »Ob er in Sicherheit ist, Sir?«
    Keen sah einen Leutnant und Harry Rooke, den Bootsmann, auf sich zukommen; ungeduldig erwarteten sie seine Befehle, aber in Ozzards Stimme hatte eine Dringlichkeit gelegen, die von ihm eine Antwort verlangte.
    Sicherheit? Wann verschwendete die Kriegsmarine schon Gedanken an die Sicherheit eines einzelnen? Vertrauen zählte da schon eher. Und Zuversicht. Beides besaßen Männer wie Allday, für die Bolithos Wort und Reputation alles andere aufwog, selbst ihr Leben.
    Lächelnd wandte er sich dem Steward zu. »Jedenfalls wird er uns morgen eine Menge zu tun geben, Ozzard. Zumindest das weiß ich genau.«
    Ozzard nickte strahlend und hoppelte davon. Diese Antwort genügte ihm vollauf.

Knapp davongekommen
    Eine Hand schüttelte Bolitho wach, und er regte sich mit einem unterdrückten Stöhnen. Hatte er wirklich geschlafen? Der Schreck darüber weckte ihn endgültig.
    »Was ist denn, Mann?«
    Leutnant Mountsteven starrte ihn neugierig an, als könne er es selbst nicht glauben, daß er diesen steinigen Graben mit seinem Vizeadmiral teilte.
    »Es dämmert schon, Sir. Die Leute sind auf den Beinen.«
    Bolitho setzte sich und rieb seine brennenden Augen; jetzt fiel ihm auch auf, daß der Wind fast eingeschlafen war.
    Er erinnerte sich an die Nacht wie an eine Halluzination. Als er über den Grabenrand auf die glitzernde Wasserfläche spähte, sah er wieder vor sich, wie
Achates
unter Segeln, die sich wie kupfern schimmernde Brustpanzer wölbten, die Einfahrt erzwungen hatte. Sie war nur ein leichtes Linienschiff, hatte aber im Feuerschein fast doppelt so groß gewirkt und schien den ganzen Hafen zu füllen. Mit wildem Jubel und nassen Augen hatten Bolithos Seeleute ihre gespenstische Erscheinung begrüßt. Nun hörte er, wie die Männer rundum nach ihren Waffen griffen, und dachte wieder an den Korporal der Marineinfanterie, den Hauptmann Dewar mit der Meldung zu ihm geschickt hatte, daß alle an Land waren und ihre Stellungen bezogen hatten.
    Er mußte grinsen. Der Korporal wirkte in seiner makellosen roten Uniform so untadelig im Vergleich zu seinem Admiral in schmutzigem Hemd und mit wirrem, staubigem Haar.
    Die Festung hüllte sich noch in Dunkelheit, aber der Gipfel des Vulkans trug schon eine graue Mütze.
    Mountsteven reichte ihm eine Hüftflasche herüber. »Ich lasse das Schiff beobachten, Sir«, sagte er. »Aber die Marineinfanterie wird es schon zu verhindern wissen, wenn sie eine Kanone so in Stellung bringen wollen, daß es unter Direktbeschuß genommen werden könnte.«
    Bolitho hob die Flasche an die Lippen und ließ den starken Brandy brennend über seine Zunge rinnen. Jetzt hing alles von Rivers ab. Wenn ihm genug Zeit blieb, schaffte er seine schwere Artillerie bestimmt auf eine andere Bastion, von wo aus er die
Achates
mit glühenden Kugeln binnen weniger Minuten zum Wrack schießen konnte. Irgendwo begrüßte ein Hahn trotzig krähend den Morgen, und Bolitho blickte sich um.
    Der Dritte Offizier kam den Hang herabgestolpert und meldete atemlos: »Sie verlegen die Artillerie im Fort, Sir. Ich habe einen Späher so weit vorgeschickt wie möglich.« Er ließ sich von seinem Kameraden ebenfalls die Flasche reichen und setzte sie an. Mit einer Grimasse schloß er: »Aber die Tore sind noch zu.«
    Bolitho nickte, während sein wie eingefrorener

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