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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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müde, aber auch intelligent und schnell von Begriff.
    Jetzt wurde ihm klar, was ihm längst hätte auffallen müssen: wie seltsam förmlich der Admiral und sein Neffe neuerdings miteinander umgingen.
    Er sagte: »Überlaß das ruhig mir, Allday. Ich hab’ schon verstanden.«
    Forschend sah Allday ihm ins Gesicht und nickte dann. »Mußte einfach darüber reden, Sir. Sonst verprügle ich eines Tages noch den Flaggleutnant, und wenn er dreimal Offizier ist!«
    Keen erhob sich. »Das will ich nicht gehört haben, Allday.« Er lächelte. »Und jetzt mach, daß du in deine Koje kommst.«
    Danach saß Keen noch lange an seinem Schreibtisch und sah zu, wie die Sonne langsam im Meer versank.
    Eigentlich hatte er tausenderlei Dinge zu tun, denn eine Ahnung sagte ihm, daß sie bald wieder zu den Waffen würden greifen müssen. Er spürte das, um mit Allday zu reden, in seinen Knochen. Das Gespräch war alles andere als erheiternd gewesen, aber er merkte, daß er darüber die Konferenz im Kartenhaus vergessen konnte, Quantocks stumme Mißbilligung und Tyrrells prahlerisches Versprechen, daß er sie zu einem Platz führen könne, wo sie dem anderen Schiff überlegen sein würden.
    Alldays Besuch hatte das alles verdrängt. Er kannte Bolithos Bootsführer nun schon seit achtzehn turbulenten Jahren; es war eine Zeit der Gefahren und Entbehrungen gewesen, eben Kriegszeit, mit kurzen Erholungspausen dazwischen, in denen die überwältigende Freude, trotz aller Fährnisse noch am Leben zu sein, das prägendste Erlebnis war.
    Wenn es um Allday ging, drängte sich stets als erstes ein einziges Wort auf: Treue.
    Müde griff Keen nach der Glocke, um seinen Steward herbeizuzitieren.
    Die wenigsten, überlegte er, würden den Begriff Treue definieren können. Aber er hatte immerhin erleben dürfen, in welcher Gestalt sie sich verkörperte.

Späte Rache
    »Alle Mann an Deck, alle Mann an Deck! Aufentern und klar zum Bramsegelsetzen!«
    Bolitho beobachtete von der Querreling aus, wie die tropfnassen Kutter wieder einmal auf ihren Stellings festgelascht wurden.
Achates
hatte hier einige Stunden geankert, während die Beiboote ausgesetzt wurden, um eine Bucht zu rekognoszieren, in der sich ein Schiff hätte verstecken können. Aber wie schon all die Male zuvor waren die Leute unverrichteter Dinge zurückgekehrt.
    Bolitho beschattete die Augen, um trotz der grellen Sonne das Land zu erkennen Santo Domingo lag nur wenige Meilen weiter nordwestlich; danach kam noch die Mona-Passage, und dann waren sie wieder in den nördlichen Zufahrtswegen, wo alles seinen Anfang genommen hatte.
    Zwei vergeudete Wochen. Dazu der tägliche Kampf um die Ausnützung einer so leichten Brise, daß sie an Land kaum ein Pappelblatt bewegt hätte.
    Nun sah er zu, wie die großen Bramsegel schlugen und sich träge füllten, bis das Schiff sich auf dem neuen Kurs leicht überlegte.
    Keen kam quer übers Deck heran und wartete darauf, daß Bolitho sich zu ihm umwandte.
    »Mit allem Respekt, Sir, aber ich glaube, wir sollten nach San Felipe zurückkehren.«
    »Ich kenne diese Gewässer, Val«, erwiderte Bolitho. »Hier könnte man notfalls eine ganze Flotte verstecken. Sie glauben, daß ich mich geirrt habe, nicht wahr?« Er fuhr sich über das zerknitterte Hemd und lächelte Keen an. »Ich mache Ihnen daraus keinen Vorwurf, schließlich waren die letzten Wochen für uns alle eine Qual.«
    »Ich sorge mich Ihretwegen, Sir«, sagte Keen. »Je länger wir warten… Bolitho nickte. »Ich weiß. Mein Hals steckt in der Schlinge. Das war mir von Anfang an bewußt.«
    Die Wanten knarrten, als die Brise etwas auffrischte und die Segel sich strafften. Hoch oben in den Masten ließen die zusätzlichen Ausguckposten die überanstrengten Augen rundum schweifen und verfluchten heimlich ihre Vorgesetzten wegen dieser Schikane.
    Bolitho hörte das dumpfe Tappen von Tyrrells Holzstumpf näherkommen und wandte sich ihm grüßend zu. Keen entschuldigte sich und schlenderte zur anderen Seite hinüber. Sein Mißtrauen und sein wachsender Argwohn Tyrrell gegenüber ließen sich nicht mehr verbergen.
    Tyrrell sandte ihm einen Blick nach und meinte: »Kann mich wohl nicht ausstehen, der Gute.« Aber seine Stimme klang besorgt und nicht mehr so zuversichtlich.
    »Sind Sie sich Ihrer Sache immer noch so gewiß, Jethro?« fragte Bolitho.
    »Sie können Gott weiß wo sein.« Er hämmerte mit der Faust auf die Reling. »Aber verschiedene Freunde haben mir gesagt, daß sie sich in einer dieser

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