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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sich gedulden, bis Napier zu einem Stuhl geleitet und mit einem Glas Wein versorgt worden war.
    Dann berichtete er: »In English Harbour auf Antigua liegen kaum noch Schiffe, lediglich zwei Fregatten und ein Linienschiff dritter Klasse, das aber überholt wird. Der Admiral hat das Geschwader zu den Inseln unter dem Winde verlegt, Sir.« Napier mußte unter Bolithos Blick schlucken. »Er läßt Ihnen durch mich seine Hochachtung übermitteln und seine besten Wünsche, Sir.«
    Bolitho hörte, wie Yovell die Siegel auf dem Leinwandumschlag aufbrach, und wäre am liebsten hinübergerannt, um ihm die Depeschen aus den Händen zu reißen. Aber wenn der Admiral sich aus dem Staub gemacht hatte, war er hilflos. Kommodore Chater war ihm nicht ganz unbekannt, er wußte genug über ihn, um keine große tapfere Geste von ihm zu erwarten, die ihm das Mißfallen seiner Vorgesetzten einbringen konnte.
    Heiser fügte Napier hinzu: »Ich wurde angewiesen,
Electra
zu Ihrer Verfügung zu stellen. Als Chater vom Verlust der
Sparrowhawk
hörte, wollte er Ihnen einige Marinesoldaten schicken, um Ihre Mannschaft zu verstärken.«
    Bolitho nickte. »Aber auch die Marinesoldaten waren mit dem Geschwader ausgelaufen, habe ich recht?«
    »Aye, Sir«, antwortete Napier betreten. Aber dann hellte sich sein Gesicht auf. »Statt ihrer bringe ich Ihnen einen Zug Infanteristen, Sir.«
    »Immerhin etwas«, murmelte Keen, der mit Napier eingetreten war.
    Bolitho wandte sich den Fenstern zu, um diese Bruchstücke gedanklich zu verarbeiten.
    Unbefangen sprach Napier weiter. »Aber die Soldaten haben Sie sicherlich schon erwartet, Sir. Der Kommodore ließ es Ihnen ja durch die Kurierbrigg mitteilen, die zwei Tage vor mir auslief.«
    Bolitho fuhr herum. »Was sagen Sie da?«
    Napier wurde blaß. »Ein Kurier, Sir. Mit Depeschen für den Admiral auf Antigua und für Sie, Sir.« Hilfesuchend sah er zu Keen hinüber. »Depeschen aus England, Sir.«
    Keen konnte sich nicht mehr beherrschen. »Sie hatten also doch recht, Sir!« rief er aus. »Die müssen auch die Kurierbrigg abgefangen und versenkt haben.«
    Bolitho verschränkte die Hände auf dem Rücken und grub sich die Fingernägel ins Fleisch, bis der Schmerz ihm half, seine Enttäuschung zu zügeln.
    Depeschen aus England, eine Nachricht von Belinda. Aber jetzt… Er fixierte Keen. »Sind Sie endlich überzeugt?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, fragte er Napier: »Haben Sie einen tüchtigen Ersten Offizier?«
    Das alles ging über Napiers Horizont. Stundenlang hatte er auswendig gelernt, was er Bolitho sagen wollte, hatte sich in seine beste Uniform geworfen. Und jetzt war alles anders gekommen, alles umsonst gewesen. Er kam sich vor wie jemand, der einem Freund die Tür öffnen wollte und einem Irren gegenüberstand.
    Immerhin brachte er ein Nicken zustande. »Aye, Sir. Er ist verläßlich.«
    »Um so besser.« Bolitho wandte sich wieder an Keen. »Bei erster Gelegenheit lichten wir morgen früh Anker und laufen aus. In der Zwischenzeit werde ich sehen, welchen Honig ich aus den Depeschen saugen kann, die der tapfere Kommodore mir schickt. Aber ehe ich damit beginne«, er schritt zum Tisch hinüber und goß für Napier ein neues Glas Rheinwein ein, »trinken wir alle einen Toast. Auch du, Allday.«
    Allday ließ sich von Ozzard ein Glas reichen, fasziniert von dem plötzlichen Stimmungsumschwung im Raum.
    Bolitho merkte, daß er grinste.
    »Einen Toast«, er hob sein Glas, »auf Mr. Napier, den neuen Gouverneur von San Felipe!«
    »Südwest zu Süd, Sir!«
    »Recht so.«
    Nur mit halbem Ohr hörte Bolitho Meldung und Bestätigung, er konzentrierte sich ganz auf den violetten, weit ausladenden Schatten am Backbordhorizont. Es war Nachmittag, und die Sonne brannte immer noch erbarmungslos aufs Deck des nur wenig Fahrt machenden Schiffes. Aber nach der bedrückenden Feindseligkeit auf San Felipe fühlten sich alle hier draußen wie neu belebt. Die Stimmung war gut; selbst Mountsteven, der Offizier der Wache, befleißigte sich eines normalen Tonfalls, während er das Trimmen der Breitfock überwachte.
    Bolitho richtete sein Teleskop auf das ferne Land: Haiti, das etwa fünfzehn Seemeilen querab liegen mußte. Trotz dieser Entfernung ging eine Drohung von ihm aus. Wenn irgend möglich, mieden die Seeleute seine Küsten mit ihrem Hexenzauber und ihren schauerlichen Riten.
    Flaute hatte
Achates
noch einen Tag länger in San Felipe festgehalten, aber jetzt füllte ein stetiger Nordost ihre Segel, und sie

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