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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hingeführt, Onkel. Al s sie meinen Familiennamen hörten, haben sie es gleich erraten. Er ist in Neuengland nicht gerade häufig.«
    »Ich freue mich darüber. Du hast also mehr gesehen als ich.«
    Bolitho hörte Keen herankommen und war fast dankbar für die Störung. Schmerzlich war nicht nur die Erinnerung an Hugh und an das, was er ihrem Vater angetan hatte, als er desertierte, um mit den amerikanischen Rebellen zu kämpfen; und es war nicht nur das Bewußtsein der Schande, die Rivers so geflissentlich erwähnt hatte. Nein, Bolitho machte sich nichts vor, er war eifersüchtig auf Adams Vater. Und gekränkt, so lächerlich ihm das auch vorkam.
    Keen griff grüßend zum Hut. »Mr. Tyrrell ist beim Master im Kartenhaus, Sir. Ich denke, wir sollten uns den nächsten Kartenausschnitt vornehmen.« Er warf einen prüfenden Blick zum klaren Himmel.
    »Wie es aussieht, sollten wir die ganze Nacht unsere Fahrt beibehalten können.« Das verlegene Schweigen schien er nicht zu bemerken.
    »Gut, ich komme gleich nach.« Bolitho nickte seinem Neffen zu.
    »Und du am besten auch. Es ist eine Erfahrung mehr für dich.«
    Aber vor dem Kartenhaus zögerte er plötzlich. »Übernehmen Sie, Val«, sagte er abrupt. »Ich gehe in meine Kajüte. Sie können mir ja später berichten.«
    Erschreckt fragte Adam: »Fühlen Sie sich nicht wohl, Sir?«
    »Nur etwas müde.« Bolitho ging und war bald im Schatten unter dem Hüttendeck verschwunden.
    Irgendwie fühlte er sich außerstande, ihnen allen gerade jetzt gegenüberzutreten: Knocker, dem Segelmeister, Quantock, Hauptmann Dewar von den Royal Marines und dazu ihren jeweiligen Gehilfen. Bolitho hatte bei Napier in San Felipe einen Brief zurückgelassen und außerdem eine Abschrift davon, die mit dem nächsten Schiff nach England abgehen sollte, das den Hafen zur Verproviantierung anlief. Daß er so völlig im dunkeln blieb über Belindas Ergehen, fraß an ihm wie ein Geschwür. Ihm war selbst nicht bewußt gewesen, wie sehr die Ungewißheit an seinen Kräften zehrte. Bis Adam ihn an Hugh erinnert hatte: ›Als ich in Vaters altem Sessel saß…‹ Bis dahin war Hugh nur ein vager Schatten aus der Vergangenheit gewesen. Aber jetzt stand er wieder zwischen ihnen, erhob Anspruch auf seinen Platz in der Familie.
    Bolitho ließ sich auf die Bank unter den Heckfenstern sinken und starrte ins weißschäumende Kielwasser draußen, das
Achates
hinter sich herzog.
    Allday kam aus der Pantry getrottet. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen, Sir?« fragte er bewußt beiläufig.
    »Nein, danke.« Bolitho wandte sich um und sah ihn an. »Du bist der einzige hier, der mich wirklich kennt, weißt du das?«
    »Manchmal stimmt das, Sir, manchmal nicht. Alles in allem kriege ich wohl öfter als andere den Mann zu sehen, der Sie wirklich sind, Sir.«
    Bolitho ließ sich zurücksinken und atmete tief ein. »Mein Gott, Allday, ist das eine Qual!« Aber als er aufblickte, war Allday verschwunden.
    Bolitho sah achteraus einen Fisch springen. Wer wollte es Allday auch verübeln, daß er sich für seinen verzweifelten Vorgesetzten schämte?
    Aber Allday hatte sich nur in seine winzige, durch Vorhänge abgeschirmte Kammer zurückgezogen, die er mit seinen beiden Freunden teilte: Jewell, dem Segelmacher, und Christy, den er schon von der alten
Lysander
her kannte.
    Später, mit drei großen Bechern Rum im Leibe, baute er sich vor Keens Kajüte auf.
    Der Steward des Kommandanten beäugte ihn mißtrauisch. »Was willst du hier, Allday?«
    Er rümpfte die Nase, als Allday ihm seinen Fuselatem ins Gesicht blies. »Ich verlange den Käpt’n zu sprechen.«
    Das war ganz unüblich, und außerdem fühlte Keen sich nach der Diskussion im Kartenhaus wie gerädert. Aber er kannte Allday und verdankte ihm außerdem sein Leben. »Komm herein und mach die Tür zu.« Er winkte seinen Steward hinaus. »Was ist los, Mann? Du siehst ja aus, als wolltest du dich prügeln.«
    Allday holte tief Luft. »Es geht um den Admiral, Sir. Er hat sich mehr aufgeladen, als er tragen kann. Das ist unfair…«
    Keen mußte lächeln; darum ging’s also. Er hatte schon befürchtet, daß eine Katastrophe passiert sei.
    Aber Allday war noch nicht fertig. »Wollte mir’s nur von der Seele reden, Sir, weil Sie doch ein anständiger Mensch sind. Und für ihn da achtern ein wirklich guter Freund. Schuld dran ist irgendwas, das der Flaggleutnant gesagt hat. Das spüre ich in meinen Knochen. Muß was sein, was ihn tief getroffen hat.«
    Keen war zwar

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