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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dem treibenden Boot schwingen, bemerkte Tyrrells furchtsames Zögern, ehe er schließlich das Ende ergriff und zweimal um die Drehbrasse schlang.
    Keen wartete noch ab, bis Tyrrell und die Drehbrasse von den an der Pforte wartenden Helfern gepackt wurden, dann gab er seine Befehle und hetzte die Mannschaften in die Masten, wo sie die Bramsegel setzten, um den auffrischenden Wind voll zu nutzen.
    Bolitho spürte ein leichtes Beben unter seinen Füßen, hörte Blöcke klappern und Wanten knirschen, als
Achates
auf den steigenden Winddruck reagierte.
    Keen starrte ihn an. »Was hatte dieser verdammte Narr eigentlich vor?« fragte er. »Verspricht er sich etwa…« Aber die Worte wurden ihm durch das Krachen einer Breitseite vom Mund gerissen.
    Schon ruckten in der Bordwand des anderen Schiffes die Rohre wieder binnenbords, während durch
Achates
Takelage plötzlich ein tödlicher Eisenhagel fuhr. In den prallen Segeln klafften auf einmal Löcher, und Bolitho spürte die schon vertraute Erschütterung unter seinen Sohlen, die schwere Treffer im Rumpf anzeigte.
    Doch Knockers Steuerleute fingen sich wieder, und der Bugspriet begann sich, langsam zuerst und dann immer zielbewußter, zum Land hin zu drehen. Wie mit unsichtbarer Hand half die frische Brise nach. Aber das gegnerische Schiff folgte
Achates’
Manöver und profitierte genauso vom Wind.
    Hätte Bolitho Keen in die Mona-Passage beordert, angespornt durch das nun günstigere Wetter, wären sie erst viel später nach San Felipe zurückgekehrt. Das Schiff, mit dem sie nun fast Bug an Bug lagen, während es sich von den Untiefen freikämpfte, wäre ihnen um Tage zuvorgekommen. Die kleine Brigg
Electra
hätte ihm gewiß bis zum bitteren Ende Widerstand geleistet, aber am Schicksal der Insel nichts mehr ändern können.
    Keen hob den Arm. »Langsam, Mr. Knocker! Aufkommen!«
    Noch drehte
Achates
weiter, ihre Segel begannen sich auf dem neuen Bug zu füllen, während die Seeleute mit aller Kraft an den Brassen hievten, um die herumschwingenden Rahen richtig zu trimmen. Aber der Master grunzte etwas über seine Schulter, und die Rudergasten bremsten die wirbelnden Speichen des großen Rades ab.
    »Recht so!«
    »West zu Nord liegt an, Sir!«
    Bolitho befeuchtete sich die Lippen. Die Stückpforten des Feindes lagen jetzt in zu spitzem Winkel vor ihnen, als daß er sie unter Feuer nehmen konnte. Er hatte seinen Eröffnungszug zu früh gemacht. Aber trotzdem, die Schiffsführung drüben verstand ihr Handwerk, die Wende klappte, und fast alle Segel standen wieder voll.
    »Steuerbordbatterie!« In einer einzigen, zischenden Bewegung zog Keen seinen Säbel. »Feuer in der Aufwärtsbewegung!«
    Auf beiden Decks spähten die Stückmeister durch ihre Luken, die Abrißleinen straff gespannt in der Faust, und warteten darauf, daß das Ziel vor ihre Mündungen glitt.
    Dann hieb die Schneide blitzend nach unten, ein sekundenlanger Donnerschlag brach los, und die Rohre der Achtzehn- und Vierundzwanzigpfünder fuhren, von ihren Taljen abgefangen, wieder binnenbords.
    Rauch trieb nach vorn davon und erlaubte einen Blick auf die Takelage des Feindes, die im Kugelhagel einen Höllentanz aufzuführen schien. An der Wasserlinie stiegen hohe Fontänen auf, wo andere Kugeln den Rumpf getroffen hatten. Doch obwohl der Fremde sein Manöver noch nicht ganz beendet hatte, erwiderte er sofort das Feuer. Wiede r spürte Bolitho dieses schreckliche Aufbäumen des Decks und hörte einen schrillen Aufschrei am mittleren Luk.
    Die Stückmannschaften arbeiteten wie die Wilden mit Schwämmen, Ladestöcken und Kartuschen, bis sie endlich die schwarz schimmernden Eisenkugeln in die Rohre gerammt hatten. Die Crews wetteiferten miteinander, welche ihre Kanone als erste feuerbereit melden konnte. Sowie alle Stückmeister mit erhobenen Händen dastanden, erklang wieder Keens heiserer Schrei: »Breitseite – Feuer!«
    Diesmal gab es keine Fehlschüsse. Bei einer Distanz von knapp zwei Kabellängen konnten sie den Rumpf des Feindes unter den Treffern erzittern sehen. Das Seitendeck barst und riß einen Teil der Besantakelage in die Tiefe.
    Aber auch drüben hatten sie inzwischen nachgeladen, und die viel schwereren Zweiunddreißigpfünder reckten schon wieder ihre Rüssel aus den Stückpforten. Abermals schossen die Feuerzungen aus der Bordwand, und ein schreckliches Krachen und Rumpeln zeugte davon, daß viele Kugeln auf
Achates
ihr Ziel gefunden hatten.
    Das Gesicht eine blutige Maske, wurde ein Kanonier von

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