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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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stieg auf der Beifahrerseite ein. » Und selbst dann ist die Hälfte davon noch reines Wunschdenken.«
    » Ja schon, aber es macht Spaß, es sich vorzustellen, findest du nicht?«
    » Ehrlich gesagt macht es mehr Spaß, es zu tun, aber du wirst dich wohl mit der Vorstellung zufriedengeben müssen, mein Bester.« Nach fünf Jahren in meinem Beruf hätte ich genug Material für 20 Anzeigen wegen sexueller Belästigung gehabt, wenn ich gewollt hätte, aber so richtig schlimm fand ich die permanenten Anspielungen eigentlich nie. Zum einen hatte ich mit keinem von meinen Kollegen jemals geschlafen – es war also alles pure Spekulation. Außerdem fand ich es ganz lustig. Und wenn es sowieso nicht viel zu lachen gab – wie zurzeit –, kam eben jeder Vorwand recht.
    Aber eine Sache gab es, die ich überhaupt nicht witzig fand. Wütend starrte ich Rob an. » Dumpfbacke also. Was Besseres ist dir wohl nicht eingefallen?«
    Er wirkte schwer getroffen. » Wovon redest du?«
    » Die Kaffeebecher, Rob. Tu nicht so unschuldig. Du hast mit den Kaffeebechern in meiner Küche › Dumpfbacke‹ geschrieben.«
    » Eigentlich ist es ja Ians Küche, oder? Hoffentlich denkt er jetzt nicht, dass ich ihn mit › Dumpfbacke‹ gemeint habe.«
    » Was soll er denn sonst denken?«
    Rob zuckte die Schultern. » Dass ich das längste Schimpfwort schreiben wollte, bei dem ich jeden Buchstaben nur einmal verwende? Mondkalb wäre auch gegangen.«
    » Du Idiot …«
    » Das hat nur fünf Buchstaben, und das I kommt zweimal vor. Versuch’s noch mal.«
    » Lieber nicht.« Ich biss mir auf die Lippe, versuchte ein gleichgültiges Gesicht aufzusetzen, scheiterte aber kläglich. » Verdammt noch mal, Rob. Er war so schon total angepisst.«
    » Aber du hast ihn ja sicher wieder aufgeheitert.« Unvermittelt wechselte er das Thema. » Wie war’s denn in Rebeccas Büro?«
    Ich informierte ihn über das, was ich bei Ventnor Chase erfahren hatte, woraufhin er sehr nachdenklich wurde. » Nicht gerade ein sehr stabiler Mensch, würde ich sagen. Drogen, Essstörung und vor ihrem Tod auch noch arbeitslos… Irgendwie lief bei ihr wohl gerade alles ziemlich schief.«
    » Das kannst du aber laut sagen. Außen hui, innen na ja. Instabil ist gar kein Ausdruck.«
    » So, DC Schlaumeier, möchten Sie jetzt vielleicht die Ergebnisse der Anwohnerbefragung hören?«
    » Unbedingt.« Aufregung machte sich in meinem Magen breit.
    » Keiner hat auch nur irgendwas gesehen.«
    » Im Ernst?«
    » Ganz im Ernst. Viele haben sie erkannt, viele erinnerten sich, sie dort gelegentlich mit anderen Männern gesehen zu haben, aber keiner erinnert sich, was Donnerstagnacht passiert ist, falls da überhaupt was war. Aber weißt du, was ich am nervigsten fand?«
    » Vermutlich nicht«, sagte ich geduldig, » Aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen.«
    » Dass denen das alles scheißegal war. Dass sie tot ist– das hat eigentlich kein Schwein interessiert. Einer hat doch echt gefragt, wie viele Quadratmeter ihre Wohnung hat. Scheißzombies. Wie ich dieses London hasse.«
    » Und warum wohnst du dann hier?«
    Schulterzucken. » Wenn man spannende Fälle will, muss man eben dahin, wo die spannenden Verbrecher sind, und das ist halt London. Aber das heißt nicht, dass es sich hier auch gut leben lässt.«
    » Oder sterben«, ergänzte ich trocken.
    » Hast du inzwischen rausgefunden, wer Rebecca umgebracht hat, wenn es nicht der Brandstifter war?«
    » Ich hab da so eine Ahnung.«
    » So schnell?« Er hob die Augenbrauen. » Doch nicht ihr Freund?«
    Entgeistert sah ich ihn an. » Woher weißt du das?«
    » Es ist immer der Freund. Zu vorhersehbar.«
    » Mörder sind vorhersehbar«, beharrte ich. » Es passt alles zusammen. Gibt es denn eine bessere Möglichkeit, jemanden loszuwerden? Man lässt alles so aussehen, als ob das Opfer einem Serienmörder in die Hände gefallen ist. Man führt die Polizei auf eine falsche Fährte, lehnt sich zurück und spielt den Trauernden. Dann wartet man, bis genug Gras darüber gewachsen ist, und lebt sein Leben weiter. Es haut einfach alles hin. Rebeccas Assistentin meint, dass Gil die Liebe ihres Lebens war. Und sie glaubt, dass die Trennung von ihm eine krasse Wende in Rebeccas Leben war, und zwar ganz bestimmt keine Wende zum Besseren. Ich glaube, sie war total auf ihn fixiert. Sie hätte wahrscheinlich alles für ihn getan, einschließlich mitten in der Nacht in der zwielichtigsten Ecke von ganz Kennington aufzutauchen, um sich mit ihm zu treffen.

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