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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Ich denke, dass sie ihm total vertraut hat. Ich glaube allerdings, dass das keine gute Idee war.«
    Rob sah mich mit unverhohlenem Zweifel an. » Du hast mit ihm gesprochen, nehme ich an. Was hat er denn gesagt, dass du ihn so suspekt findest?«
    » Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein.« Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. » Er ist mir einfach nicht geheuer.«
    » Schön. Das wird die Staatsanwaltschaft vollauf überzeugen, schätze ich.«
    » Natürlich nicht«, fuhr ich ihn an. » Aber ich arbeite ja noch dran.«
    » Ich weiß. Wir sollten aber sicher noch mit dieser Freundin reden. Wie hieß die doch gleich?«
    » Tilly Shaw. Eigentlich Matilda, denk ich mal.«
    Rob reihte sich mit Bleifuß in den Verkehr ein. Sein Fahrstil wirkte so, als wäre er knapp hinter der Spitzenposition in der letzten Runde des Grand Prix, sodass ich mich mit der Hand auf dem Armaturenbrett abstützen musste. Als es lautstark hupte, zuckte ich zusammen. Ich drehte mich und sah durch die Heckscheibe das Schwarz eines Taxis gefährlich nahe kommen.
    » Lieber Himmel, ich würde ganz gern heil dort ankommen, falls es dir nichts ausmacht.«
    » Geht klar.« Er beschleunigte, um gerade noch bei Grün über die Ampel zu heizen, was ihm nicht ganz gelang. » Lehn dich doch einfach zurück, entspann dich und genieß die Fahrt.«
    » Zwei Dinge in dieser Aufzählung sind mit dir am Steuer nicht durchführbar. Und noch weiter zurücklehnen geht leider nicht«, hielt ich dagegen.
    » Wer so fährt wie du, sollte sich nicht beschweren.«
    » Ich fahre einwandfrei«, widersprach ich gelassen. » Ich kann nur nicht richtig einparken.«
    » Ach so, na, das ist ja auch vollkommen nebensächlich.«
    » Bisher ist jedenfalls noch keiner gestorben, bloß weil er nicht perfekt eingeparkt hat.«
    » Wir sind aber auch noch ziemlich lebendig…«
    » Noch ist wohl das passende Wort hier. Und jetzt hör auf zu labern, konzentrier dich lieber.«
    » Ich kann fahren und dabei reden.«
    Ich schüttelte den Kopf, presste die Lippen aufeinander und sagte kein Wort mehr, bis wir bei Tilly Shaw angekommen waren. Sie wohnte in Belsize Park, in einer winzigen Zweiraumwohnung, die man bei der Aufteilung des großen viktorianischen Hauses auch noch herausgeholt hatte. Als ich im Treppenhaus stand und mir eisige Zugluft um die Füße strich, befürchtete ich schon das Schlimmste, doch dann öffnete sich ihre Wohnungstür, und ein Hitzeschwall schlug uns entgegen. Tilly war klein und hinreißend hübsch, hatte rot gefärbtes Haar mit einem langen Pony und war in mehrere Lagen Strickkleidung gehüllt, die nicht alle auf den ersten Blick einzeln identifizierbar waren.
    » Ich hab alle Heizkörper voll aufgedreht, weil es in dem Haus hier so furchtbar kalt ist, ganz besonders bei diesem Wetter. Also, ich weiß schon gar nicht mehr, wie es ist, nicht zu frieren, aber sagen Sie einfach Bescheid, wenn Ihnen zu warm ist oder wenn Sie was Heißes trinken wollen oder irgendwas anderes. Es ist kein Problem, schnell einen Tee zu machen. Also, ich würde ja gern jetzt eine Tasse trinken, es ist also überhaupt kein Aufwand, für Sie einen mitzukochen.«
    Sie schnatterte munter weiter, und ich sah Rob nur schulterzuckend an, während sie uns in ihre Wohnung führte, wo tropische Temperaturen herrschten. Rob riss sich augenblicklich Mantel und Jackett vom Leib und hatte schon die Hand am Krawattenknoten, als er meinen warnenden Blick bemerkte.
    » Ein Glas Wasser wäre nett, danke«, sagte er zu Tilly, die wie der Blitz in Richtung Küche verschwand. Ich nutzte die Gelegenheit, mich ein bisschen in ihrem Zimmer umzusehen, das mit alten, dunklen und viel zu großen Möbeln vollgestopft war– auf der einen Seite stand ein wuchtiger Eckschrank, daneben eine reich verzierte Ottomane, an der man kaum vorbeikam. Außerdem eine antikes Knole-Sofa und zwei gigantische, durchgesessene Sessel. Die übrige Wohnung war in einem Stil eingerichtet, der mir von den Reiselustigen unter meinen Freunden bekannt vorkam: mitgebrachter Krempel zur Erinnerung an die verschiedenen Orte, die man gesehen hat– Batiktücher, bestickte Wandbehänge, absonderliche Ton- und Glasgefäße. Insgesamt eine ziemlich skurrile Mischung.
    » Das Meiste von dem Zeug haben mir meine Eltern geschenkt, als ich nach London gezogen bin.« Sie war mit dem Wasserglas für Rob wieder hereingekommen und sah mich an, als ich mich zu ihr umdrehte. » Lauter Kram, den sie nicht mehr haben wollten. Wahrscheinlich hatten sie

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